Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49.Dann folgt die öde Grasflur, die in der Ferne gelb- So stellt der Abhang des Gebirges gleichsam die *) Dieser Berglöwe, den ich Felis Puma nennen möch-
te, verhält sich zum gewöhnlichen amerikanischen Löwen, zur grossen aber ungemähnten Felis con- color, wie die Tigerkatzen Felis pardalis und tigri- na zu dem grossen prächtig gelb gefleckten Tiger der Guyana, und Brasiliens Felis onza. La Conda- mine fand die Spur dieses Berglöwen auf frisch ge- fallenem Schnee am Vulkan des Pichincha im Junius 1742. (Voyage a l'Equateur, p. 153.) Puma ist ein Wort der Quichua- oder altperuanischen Hofspra- che. Pumayruna bedeutet: tapfer wie ein Löwe seyn; pumaimanani: Muth wie ein Löwe fassen. Der kleine 18 Zoll hohe, braungelbe Berglöwe des Kö- nigreichs Quito ist nicht mit dem Puma des Hernan- der, der wahren Felis discolor, zu verwechseln. v. Humb. Dann folgt die öde Grasflur, die in der Ferne gelb- So ſtellt der Abhang des Gebirges gleichſam die *) Dieſer Berglöwe, den ich Felis Puma nennen möch-
te, verhält ſich zum gewöhnlichen amerikaniſchen Löwen, zur groſsen aber ungemähnten Felis con- color, wie die Tigerkatzen Felis pardalis und tigri- na zu dem groſsen prächtig gelb gefleckten Tiger der Guyana, und Braſiliens Felis onza. La Conda- mine fand die Spur dieſes Berglöwen auf friſch ge- fallenem Schnee am Vulkan des Pichincha im Junius 1742. (Voyage à l'Equateur, p. 153.) Puma iſt ein Wort der Quichua- oder altperuaniſchen Hofſpra- che. Pumayruna bedeutet: tapfer wie ein Löwe ſeyn; pumaimanani: Muth wie ein Löwe faſſen. Der kleine 18 Zoll hohe, braungelbe Berglöwe des Kö- nigreichs Quito iſt nicht mit dem Puma des Hernan- der, der wahren Felis discolor, zu verwechſeln. v. Humb. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0007" n="6"/> Dann folgt die öde Grasflur, die in der Ferne gelb-<lb/> li<supplied reason="damage">c</supplied>h leuchtet, und in welcher, am weſtlichen Ab-<lb/> hange des <placeName>Chimboraço</placeName>, heerdenweiſe verwilderte<lb/> Lamas, und einzeln der kleine kurzbeinige Berglö-<lb/> we (<hi rendition="#i">Felis Puma</hi>)<note place="foot" n="*)">Dieſer Berglöwe, den ich <hi rendition="#i">Felis Puma</hi> nennen möch-<lb/> te, verhält ſich zum gewöhnlichen amerikaniſchen<lb/> Löwen, zur groſsen aber ungemähnten <hi rendition="#i">Felis con-<lb/> color</hi>, wie die Tigerkatzen <hi rendition="#i">Felis pardalis</hi> und <hi rendition="#i">tigri-<lb/> na</hi> zu dem groſsen prächtig gelb gefleckten Tiger<lb/> der <placeName>Guyana</placeName>, und <placeName>Braſiliens</placeName> <hi rendition="#i">Felis onza.</hi> <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118778390">La Conda-<lb/> mine</persName> fand die Spur dieſes Berglöwen auf friſch ge-<lb/> fallenem Schnee am Vulkan des <placeName>Pichincha</placeName> im Junius<lb/> 1742. <hi rendition="#i">(Voyage à l'Equateur,</hi> p. 153.) <hi rendition="#i">Puma</hi> iſt ein<lb/> Wort der Quichua- oder altperuaniſchen Hofſpra-<lb/> che. <hi rendition="#i">Pumayruna</hi> bedeutet: tapfer wie ein Löwe<lb/> ſeyn; <hi rendition="#i">pumaimanani:</hi> Muth wie ein Löwe faſſen. Der<lb/> kleine 18 Zoll hohe, braungelbe Berglöwe des <placeName>Kö-<lb/> nigreichs Quito</placeName> iſt nicht mit dem <hi rendition="#i">Puma</hi> des <hi rendition="#i">Hernan-<lb/> der</hi>, der wahren <hi rendition="#i">Felis discolor</hi>, zu verwechſeln.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#i"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118554700">v. Humb.</persName></hi></hi></note> umher ſchwärmen. Wo die<lb/> Gräſer aufhören, bedecken kryptogamiſche Ge-<lb/> wächſe, beſonders <hi rendition="#i">Iſidien</hi> und <hi rendition="#i">Leprarien</hi>, den nack-<lb/> ten Trapp-Porphyr. In einer Höhe endlich, welche<lb/> die des <placeName>Montblanc</placeName> um einige Toiſen übertrifft, be-<lb/> ginnt der ewige Schnee.</p><lb/> <p>So ſtellt der Abhang des Gebirges gleichſam die<lb/> umgekehrte Scale eines botaniſchen Thermometers<lb/> dar, und der Reiſende, der in den vegetations- und<lb/> waſſerleeren Wüſten des <placeName>peruaniſchen Küſtenlan-<lb/> des</placeName> nach Stillung ſeines Durſtes und nach Kühlung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0007]
Dann folgt die öde Grasflur, die in der Ferne gelb-
lich leuchtet, und in welcher, am weſtlichen Ab-
hange des Chimboraço, heerdenweiſe verwilderte
Lamas, und einzeln der kleine kurzbeinige Berglö-
we (Felis Puma) *) umher ſchwärmen. Wo die
Gräſer aufhören, bedecken kryptogamiſche Ge-
wächſe, beſonders Iſidien und Leprarien, den nack-
ten Trapp-Porphyr. In einer Höhe endlich, welche
die des Montblanc um einige Toiſen übertrifft, be-
ginnt der ewige Schnee.
So ſtellt der Abhang des Gebirges gleichſam die
umgekehrte Scale eines botaniſchen Thermometers
dar, und der Reiſende, der in den vegetations- und
waſſerleeren Wüſten des peruaniſchen Küſtenlan-
des nach Stillung ſeines Durſtes und nach Kühlung
*) Dieſer Berglöwe, den ich Felis Puma nennen möch-
te, verhält ſich zum gewöhnlichen amerikaniſchen
Löwen, zur groſsen aber ungemähnten Felis con-
color, wie die Tigerkatzen Felis pardalis und tigri-
na zu dem groſsen prächtig gelb gefleckten Tiger
der Guyana, und Braſiliens Felis onza. La Conda-
mine fand die Spur dieſes Berglöwen auf friſch ge-
fallenem Schnee am Vulkan des Pichincha im Junius
1742. (Voyage à l'Equateur, p. 153.) Puma iſt ein
Wort der Quichua- oder altperuaniſchen Hofſpra-
che. Pumayruna bedeutet: tapfer wie ein Löwe
ſeyn; pumaimanani: Muth wie ein Löwe faſſen. Der
kleine 18 Zoll hohe, braungelbe Berglöwe des Kö-
nigreichs Quito iſt nicht mit dem Puma des Hernan-
der, der wahren Felis discolor, zu verwechſeln.
v. Humb.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetz_1806 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetz_1806/7 |
Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49, hier S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetz_1806/7>, abgerufen am 27.07.2024. |