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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

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mente aus meinen noch ungedruckten südamerikanischen
Tagebüchern zu wählen, so gründet sich dieser Muth auf
dem festen Vorsatz, das Beobachtete grossentheils mit den-
selben Worten wiederzugeben, in denen es an Ort und
Stelle niedergeschrieben wurde, auch das Beobachtete
von den späteren Deutungen zu trennen: es gründet sich
dieser Muth auf der Berichtigung der Nomenclatur der
Gebirgsarten, welche die orytognostische Untersuchung
der freilich nur sehr kleinen mitgebrachten Sammlungen
gestattet: er gründet sich endlich (und diess ist das eigent-
liche Motiv der Bekanntmachung) auf der Ansicht, dass
der grösste Theil meiner geognostischen Arbeiten am Ab-
hange der Vulkane von Quito vorzugsweise Raumverhält-
nisse, Gestaltbeschreibungen der Oberfläche und die nicht
veralternde physikalische Orographie eines wundervollen
und seitdem nirgend beschriebenen Landstrichs berührt.

In der langen, mauerartig hingedehnten, bald einfa-
chen, bald zwei- und dreifach gereihten, und dann durch
schmale Querjöcher gegliederten Andeskette verkündigt
sich regelmässig und fast periodisch die Nähe thätiger
Vulkane, durch das plötzliche Auftreten gewisser Gebirgs-
arten, welche die vormals sogenannten uranfänglichen,
wie die schiefrigen und sandsteinartigen Uebergangs- und
Flötzformationen trennen. Ein so leicht zu beobachten-
des Phänomen musste früh die Ueberzeugung anregen,
dass jene sporadischen Gebirgsarten der eigentliche Sitz
vulkanischer Erscheinungen wären, und dass sie die vul-
kanischen Ausbrüche bedingten. Was damals (um un-
ter einem eingeschränkteren Gesichtspunkte hier bloss an
die mineralogische Zusammensetzung zu erinnern), in
Süd-Amerika als eine eigene Art quarzloser Grünstein-
und Syenit-Porphyre beschrieben ward, nahm später in Eu-
ropa die Benennung Trachyt an, ein Name, durch wel-
chen Haüy's Distribution mineralogique des Roches
den älteren mehr charakteristischen Namen Domit ver-
drängte. Die neueste Zeit hat gelehrt, dass jene durch-

mente aus meinen noch ungedruckten südamerikanischen
Tagebüchern zu wählen, so gründet sich dieser Muth auf
dem festen Vorsatz, das Beobachtete groſsentheils mit den-
selben Worten wiederzugeben, in denen es an Ort und
Stelle niedergeschrieben wurde, auch das Beobachtete
von den späteren Deutungen zu trennen: es gründet sich
dieser Muth auf der Berichtigung der Nomenclatur der
Gebirgsarten, welche die orytognostische Untersuchung
der freilich nur sehr kleinen mitgebrachten Sammlungen
gestattet: er gründet sich endlich (und dieſs ist das eigent-
liche Motiv der Bekanntmachung) auf der Ansicht, daſs
der gröſste Theil meiner geognostischen Arbeiten am Ab-
hange der Vulkane von Quito vorzugsweise Raumverhält-
nisse, Gestaltbeschreibungen der Oberfläche und die nicht
veralternde physikalische Orographie eines wundervollen
und seitdem nirgend beschriebenen Landstrichs berührt.

In der langen, mauerartig hingedehnten, bald einfa-
chen, bald zwei- und dreifach gereihten, und dann durch
schmale Querjöcher gegliederten Andeskette verkündigt
sich regelmäſsig und fast periodisch die Nähe thätiger
Vulkane, durch das plötzliche Auftreten gewisser Gebirgs-
arten, welche die vormals sogenannten uranfänglichen,
wie die schiefrigen und sandsteinartigen Uebergangs- und
Flötzformationen trennen. Ein so leicht zu beobachten-
des Phänomen muſste früh die Ueberzeugung anregen,
daſs jene sporadischen Gebirgsarten der eigentliche Sitz
vulkanischer Erscheinungen wären, und daſs sie die vul-
kanischen Ausbrüche bedingten. Was damals (um un-
ter einem eingeschränkteren Gesichtspunkte hier bloſs an
die mineralogische Zusammensetzung zu erinnern), in
Süd-Amerika als eine eigene Art quarzloser Grünstein-
und Syenit-Porphyre beschrieben ward, nahm später in Eu-
ropa die Benennung Trachyt an, ein Name, durch wel-
chen Haüy's Distribution minéralogique des Roches
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[164/0004] mente aus meinen noch ungedruckten südamerikanischen Tagebüchern zu wählen, so gründet sich dieser Muth auf dem festen Vorsatz, das Beobachtete groſsentheils mit den- selben Worten wiederzugeben, in denen es an Ort und Stelle niedergeschrieben wurde, auch das Beobachtete von den späteren Deutungen zu trennen: es gründet sich dieser Muth auf der Berichtigung der Nomenclatur der Gebirgsarten, welche die orytognostische Untersuchung der freilich nur sehr kleinen mitgebrachten Sammlungen gestattet: er gründet sich endlich (und dieſs ist das eigent- liche Motiv der Bekanntmachung) auf der Ansicht, daſs der gröſste Theil meiner geognostischen Arbeiten am Ab- hange der Vulkane von Quito vorzugsweise Raumverhält- nisse, Gestaltbeschreibungen der Oberfläche und die nicht veralternde physikalische Orographie eines wundervollen und seitdem nirgend beschriebenen Landstrichs berührt. In der langen, mauerartig hingedehnten, bald einfa- chen, bald zwei- und dreifach gereihten, und dann durch schmale Querjöcher gegliederten Andeskette verkündigt sich regelmäſsig und fast periodisch die Nähe thätiger Vulkane, durch das plötzliche Auftreten gewisser Gebirgs- arten, welche die vormals sogenannten uranfänglichen, wie die schiefrigen und sandsteinartigen Uebergangs- und Flötzformationen trennen. Ein so leicht zu beobachten- des Phänomen muſste früh die Ueberzeugung anregen, daſs jene sporadischen Gebirgsarten der eigentliche Sitz vulkanischer Erscheinungen wären, und daſs sie die vul- kanischen Ausbrüche bedingten. Was damals (um un- ter einem eingeschränkteren Gesichtspunkte hier bloſs an die mineralogische Zusammensetzung zu erinnern), in Süd-Amerika als eine eigene Art quarzloser Grünstein- und Syenit-Porphyre beschrieben ward, nahm später in Eu- ropa die Benennung Trachyt an, ein Name, durch wel- chen Haüy's Distribution minéralogique des Roches den älteren mehr charakteristischen Namen Domit ver- drängte. Die neueste Zeit hat gelehrt, daſs jene durch-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/4>, abgerufen am 21.11.2024.