Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.Instrumente, deren Auswahl dem Reisenden zu Gebote Indem ich freimüthig auf den Unterschied aufmerk- 11 *
Instrumente, deren Auswahl dem Reisenden zu Gebote Indem ich freimüthig auf den Unterschied aufmerk- 11 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="163"/> Instrumente, deren Auswahl dem Reisenden zu Gebote<lb/> steht, vollkommen genug, um besonders durch geschickte<lb/> Benutzung feiner und dabei sicherer Winkelbestimmun-<lb/> gen numerische Resultate zu erlangen, deren Genauigkeit<lb/> innerhalb der Gränzen liegt, welche dem Zwecke der<lb/> Untersuchung geeignet sind. Dieser orographische, mes-<lb/> sende Theil der Beobachtungen gewährt dazu den Vor-<lb/> theil, daſs, wenn das Detail der Messungen (wie immer<lb/> geschehen sollte) publicirt oder wenigstens aufbewahrt<lb/> wird, es noch nach Jahren das Maaſs des Vertrauens<lb/> bestimmt, welches der Arbeit zukommt, ja zu neueren<lb/> und besseren Combinationen führen kann.</p><lb/> <p>Indem ich freimüthig auf den Unterschied aufmerk-<lb/> sam mache zwischen dem schnell veralternden und dem<lb/> von der Zeit unabhängigen Theile geognostischer Beob-<lb/> achtungen, habe ich den relativen Unwerth der Arbeit<lb/> bezeichnet, die ich Ihnen heute vorlege. Jeder Reisende,<lb/> der von Europa auch nur drei oder vier Jahre in Lagen<lb/> entfernt bleibt, in denen er des wissenschaftlichen Ver-<lb/> kehrs mit der Heimath entbehrte, fühlt schon am Tage<lb/> seiner Rückkunft, wie sich mit der raschen Erweiterung<lb/> der Ansichten über die Bildungsverhältnisse der Gebirgs-<lb/> massen, auch die jene Ansichten bezeichnende Sprache<lb/> verändert hat. Diese Entfremdung nun veranlaſst oft ei-<lb/> nen unseligen Trieb des Anpassens und Deutens; und da<lb/> zu jeder Epoche nur das allgemein gefällt, was dem herr-<lb/> schenden Glauben entspricht, so unterliegt nach und nach<lb/> das einfach Wahrgenommene den Verstandes-Operatio-<lb/> nen theorisirender Deutung. Eine solche Gefahr, der es<lb/> schwer ist, sich ganz zu entziehen, da ein rühmliches<lb/> Bestreben den Menschen antreibt den rohen empirischen<lb/> Stoff durch Ideen zu beherrschen, wird um so gröſser<lb/> und drohender, als die Zahl der Jahre anwächst, die uns<lb/> von dem Moment der wirklichen Beobachtung trennt.<lb/> Wenn ich nun, unter den bezeichneten Verhältnissen,<lb/> nicht anstehe zum Gegenstand meiner Abhandlungen Frag-<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#b">11</hi> *</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [163/0003]
Instrumente, deren Auswahl dem Reisenden zu Gebote
steht, vollkommen genug, um besonders durch geschickte
Benutzung feiner und dabei sicherer Winkelbestimmun-
gen numerische Resultate zu erlangen, deren Genauigkeit
innerhalb der Gränzen liegt, welche dem Zwecke der
Untersuchung geeignet sind. Dieser orographische, mes-
sende Theil der Beobachtungen gewährt dazu den Vor-
theil, daſs, wenn das Detail der Messungen (wie immer
geschehen sollte) publicirt oder wenigstens aufbewahrt
wird, es noch nach Jahren das Maaſs des Vertrauens
bestimmt, welches der Arbeit zukommt, ja zu neueren
und besseren Combinationen führen kann.
Indem ich freimüthig auf den Unterschied aufmerk-
sam mache zwischen dem schnell veralternden und dem
von der Zeit unabhängigen Theile geognostischer Beob-
achtungen, habe ich den relativen Unwerth der Arbeit
bezeichnet, die ich Ihnen heute vorlege. Jeder Reisende,
der von Europa auch nur drei oder vier Jahre in Lagen
entfernt bleibt, in denen er des wissenschaftlichen Ver-
kehrs mit der Heimath entbehrte, fühlt schon am Tage
seiner Rückkunft, wie sich mit der raschen Erweiterung
der Ansichten über die Bildungsverhältnisse der Gebirgs-
massen, auch die jene Ansichten bezeichnende Sprache
verändert hat. Diese Entfremdung nun veranlaſst oft ei-
nen unseligen Trieb des Anpassens und Deutens; und da
zu jeder Epoche nur das allgemein gefällt, was dem herr-
schenden Glauben entspricht, so unterliegt nach und nach
das einfach Wahrgenommene den Verstandes-Operatio-
nen theorisirender Deutung. Eine solche Gefahr, der es
schwer ist, sich ganz zu entziehen, da ein rühmliches
Bestreben den Menschen antreibt den rohen empirischen
Stoff durch Ideen zu beherrschen, wird um so gröſser
und drohender, als die Zahl der Jahre anwächst, die uns
von dem Moment der wirklichen Beobachtung trennt.
Wenn ich nun, unter den bezeichneten Verhältnissen,
nicht anstehe zum Gegenstand meiner Abhandlungen Frag-
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