Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die stündlichen Variationen des Barometers zwischen den Wendekreisen vom Meeresspiegel an, bis auf den Rücken Cordillera der Anden. In: Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, Bd. 12, Nr. 247 von 1825 (1826), S. 65-71.

Bild:
<< vorherige Seite
Notizen
aus

dem Gebiete der Natur- und Heilkunde.


Nro. 247.    (Nr. 5. des XII. Bandes.)    November 1825.


Gedruckt bei Lossius in Erfurt. Jn Commiss. bei dem Königl. Preuß. Gränz-Postamte zu Erfurt, der Königl. Sächs. Zeitungs-Expedition
zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxischen Postamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Jndustrie-Comptoir,
Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stückes, 3 ggl.


Naturkunde.


[Spaltenumbruch]
Beobachtungen über die stündlichen Variationen
des Barometers zwischen den Wendekreisen
vom Meeresspiegel an, bis auf den Rücken
Cordillera der Anden. (14)

Von Hrn. v. Humboldt.

Der Verfasser giebt eine Reihe von Tabellen über
die stündlichen Variationen des Barometers nach Beob-
achtungen, die er zu Cumana, zu La Guayra, zu Lima,
zu Callao, zu Sierra Leone, auf Taiti, auf dem Pla-
teau von Mysore, zu Caracas, zu Jbagua, in Neugre-
nada, zu Popayan, zu Mexico, zu Quito und auf dem
Plateau von Antisana gemacht hat. Diese Beobachtun-
gen, an der Zahl 757, sind erst jetzt bekannt gemacht
worden, bis auf die des Capitain Sabine, welche
aus Daniell's Meteorologie ausgezogen sind.

Mit den stündlichen Variationen des Barometers
verhält es sich, wie der Verfasser sagt, wie mit einer
großen Menge von wichtigen Erscheinungen, die wir aus
der Geschichte der physikalischen Entdeckungen als man-
gelhaft beobachtet, oder als sorgfältig untersucht, aber
von einzelnen und wenig bekannten Beobachtern zur öf-
fentlichen Kunde gebracht, kennen lernen. Diese Erschei-
nungen bleiben in der Vergessenheit, wenn die Gelehr-
ten oder die Akademiker, welche in jedem Jahrhundert
einen großen Einfluß auf den Gang der Wissenschaften
äußern, nicht Luft gehabt haben, daraus einen Gegen-
stand für ihre Forschungen zu machen. Wenn in der
Folge durch die Vereinigung mehrerer Beobachter, die
durch andere Leistungen bekannt geworden sind, oder durch
vollständigere Würdigung jener Erscheinungen, die Zwei-
fel beseitigt sind, so betrachtet man gern als etwas längst
Erkanntes dasjenige, was man nun nicht mehr unter
der Rubrik mangelhafter Beobachtungen vernachlässigen
darf. Jm Jahr 1682 bemerkten die HH. Varin,
Des Hayes
und de Glos, daß zu Goree das
Barometer in der Regel viel tiefer stehe,
wenn das Thermometer am höchsten steht,
und, daß ersteres gemeiniglich um 2 bis 4
[Spaltenumbruch]
Linien des Nachts höher stehe, als am Tage;
daß auch dieses Jnstrument mehr Verände-
rungen vom Morgen bis zum Abend, als vom
Abend bis zum Morgen erfahre.
(Mem. de
l'Acad. des sc. t. 7. p.
452.) Der Pater de Beze
machte ähnliche Bemerkungen zu Pondicheri und zu Ba-
tavia im Jahr 1690. Aber erst im Jahr 1722 wurde
dieses regelmäßige Steigen und Fallen bei Tag und
bei Nacht ganz vollständig von einem holländischen
Arzte beobachtet. Der Name desselben ist uns nicht
bekannt geworden. (Journ. lit. de La Haye, 1722,
p. 234.) Jn einem aus Surinam geschriebenen
Brief läßt er sich folgendermaßen vernehmen: "Das
Quecksilber steigt alle Tage regelmäßig von 9 Uhr des
Morgens bis gegen 111/2 Uhr, dann fällt es wieder bis
gegen 2 oder 3 Uhr des Nachmittags, und noch später
hin erlangt es wieder seine erste Höhe. Es erfährt un-
gefähr dieselben Variationen zu denselben Stunden der
Nacht. Die Variation beträgt ungefähr 1/2 Linie oder
höchstens 3/4 Linien. Man wünscht, daß die europäischen
Naturforscher hierüber ihre Vermuthungen mittheilen
möchten."

Der Pater Boudier hatte das Barometer zu
Chandernagor vom Jahr 1740 bis zum Jahr 1750 be-
obachtet (Cotte, meteorolog. p. 343.) und fand, daß
die größte Elevation des Quecksilbers alle Tage um 9
oder um 10 Uhr des Morgens und die geringste um 3
oder 4 Uhr des Nachmittags stattfindet.

Die HH. Bouguer und de la Condamine,
welchen die in Surinam gemachten Beobachtungen nicht
bekannt waren, schreiben die Entdeckung dieser Variatio-
nen einem gewissen Godin zu. (Voyage a l'equateur,
p.
50 u. 109.) Jm Jahr 1751 brachte Thibault de
Chanvalon seine auf den Antillen gemachten stündlichen
Beobachtungen in tabellarische Uebersichten. (Voyage a
la Martinique, p.
135.) Seit dem Jahre 1761 be-
obachtete der Dr. Mutis zu Santa Fe de Bogota mit
der größten Ausdauer 40 Jahre nach einander die at-
mosphärische Ebbe und Fluth, aber seine Beobachtungen

5
Notizen
aus

dem Gebiete der Natur- und Heilkunde.


Nro. 247.    (Nr. 5. des XII. Bandes.)    November 1825.


Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. Jn Commiſſ. bei dem Koͤnigl. Preuß. Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs-Expedition
zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Jnduſtrie-Comptoir,
Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl.


Naturkunde.


[Spaltenumbruch]
Beobachtungen uͤber die ſtuͤndlichen Variationen
des Barometers zwiſchen den Wendekreisen
vom Meeresſpiegel an, bis auf den Ruͤcken
Cordillera der Anden. (14)

Von Hrn. v. Humboldt.

Der Verfaſſer giebt eine Reihe von Tabellen uͤber
die ſtuͤndlichen Variationen des Barometers nach Beob-
achtungen, die er zu Cumana, zu La Guayra, zu Lima,
zu Callao, zu Sierra Leone, auf Taiti, auf dem Pla-
teau von Myſore, zu Caracas, zu Jbagua, in Neugre-
nada, zu Popayan, zu Mexico, zu Quito und auf dem
Plateau von Antiſana gemacht hat. Dieſe Beobachtun-
gen, an der Zahl 757, ſind erſt jetzt bekannt gemacht
worden, bis auf die des Capitain Sabine, welche
aus Daniell's Meteorologie ausgezogen ſind.

Mit den ſtuͤndlichen Variationen des Barometers
verhaͤlt es ſich, wie der Verfaſſer ſagt, wie mit einer
großen Menge von wichtigen Erſcheinungen, die wir aus
der Geſchichte der phyſikaliſchen Entdeckungen als man-
gelhaft beobachtet, oder als ſorgfaͤltig unterſucht, aber
von einzelnen und wenig bekannten Beobachtern zur oͤf-
fentlichen Kunde gebracht, kennen lernen. Dieſe Erſchei-
nungen bleiben in der Vergeſſenheit, wenn die Gelehr-
ten oder die Akademiker, welche in jedem Jahrhundert
einen großen Einfluß auf den Gang der Wiſſenſchaften
aͤußern, nicht Luft gehabt haben, daraus einen Gegen-
ſtand fuͤr ihre Forſchungen zu machen. Wenn in der
Folge durch die Vereinigung mehrerer Beobachter, die
durch andere Leiſtungen bekannt geworden ſind, oder durch
vollſtaͤndigere Wuͤrdigung jener Erſcheinungen, die Zwei-
fel beſeitigt ſind, ſo betrachtet man gern als etwas laͤngſt
Erkanntes dasjenige, was man nun nicht mehr unter
der Rubrik mangelhafter Beobachtungen vernachlaͤſſigen
darf. Jm Jahr 1682 bemerkten die HH. Varin,
Des Hayes
und de Glos, daß zu Gorée das
Barometer in der Regel viel tiefer ſtehe,
wenn das Thermometer am hoͤchſten ſteht,
und, daß erſteres gemeiniglich um 2 bis 4
[Spaltenumbruch]
Linien des Nachts hoͤher ſtehe, als am Tage;
daß auch dieſes Jnſtrument mehr Veraͤnde-
rungen vom Morgen bis zum Abend, als vom
Abend bis zum Morgen erfahre.
(Mém. de
l'Acad. des sc. t. 7. p.
452.) Der Pater de Bèze
machte aͤhnliche Bemerkungen zu Pondicheri und zu Ba-
tavia im Jahr 1690. Aber erſt im Jahr 1722 wurde
dieſes regelmaͤßige Steigen und Fallen bei Tag und
bei Nacht ganz vollſtaͤndig von einem hollaͤndiſchen
Arzte beobachtet. Der Name deſſelben iſt uns nicht
bekannt geworden. (Journ. lit. de La Haye, 1722,
p. 234.) Jn einem aus Surinam geſchriebenen
Brief laͤßt er ſich folgendermaßen vernehmen: „Das
Queckſilber ſteigt alle Tage regelmaͤßig von 9 Uhr des
Morgens bis gegen 11½ Uhr, dann faͤllt es wieder bis
gegen 2 oder 3 Uhr des Nachmittags, und noch ſpaͤter
hin erlangt es wieder ſeine erſte Hoͤhe. Es erfaͤhrt un-
gefaͤhr dieſelben Variationen zu denſelben Stunden der
Nacht. Die Variation betraͤgt ungefaͤhr ½ Linie oder
hoͤchſtens ¾ Linien. Man wuͤnſcht, daß die europaͤiſchen
Naturforſcher hieruͤber ihre Vermuthungen mittheilen
moͤchten.”

Der Pater Boudier hatte das Barometer zu
Chandernagor vom Jahr 1740 bis zum Jahr 1750 be-
obachtet (Cotte, météorolog. p. 343.) und fand, daß
die groͤßte Elevation des Queckſilbers alle Tage um 9
oder um 10 Uhr des Morgens und die geringſte um 3
oder 4 Uhr des Nachmittags ſtattfindet.

Die HH. Bouguer und de la Condamine,
welchen die in Surinam gemachten Beobachtungen nicht
bekannt waren, ſchreiben die Entdeckung dieſer Variatio-
nen einem gewiſſen Godin zu. (Voyage à l'équateur,
p.
50 u. 109.) Jm Jahr 1751 brachte Thibault de
Chanvalon ſeine auf den Antillen gemachten ſtuͤndlichen
Beobachtungen in tabellariſche Ueberſichten. (Voyage à
la Martinique, p.
135.) Seit dem Jahre 1761 be-
obachtete der Dr. Mutis zu Santa Fé de Bogota mit
der groͤßten Ausdauer 40 Jahre nach einander die at-
moſphaͤriſche Ebbe und Fluth, aber ſeine Beobachtungen

5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0002"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g">Notizen<lb/>
aus</hi><lb/>
dem Gebiete der Natur- und Heilkunde.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Nro. 247.<space dim="horizontal"/> (Nr. 5. des <hi rendition="#aq">XII</hi>. Bandes.)<space dim="horizontal"/> November 1825.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Gedruckt bei Lo&#x017F;&#x017F;ius in Erfurt. Jn Commi&#x017F;&#x017F;. bei dem Ko&#x0364;nigl. Preuß. Gra&#x0364;nz-Po&#x017F;tamte zu Erfurt, der Ko&#x0364;nigl. Sa&#x0364;ch&#x017F;. Zeitungs-Expedition<lb/>
zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxi&#x017F;chen Po&#x017F;tamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Jndu&#x017F;trie-Comptoir,<lb/>
Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stu&#x0364;ckes, 3 ggl.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></head>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Naturkunde.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <cb n="1"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>Beobachtungen u&#x0364;ber die &#x017F;tu&#x0364;ndlichen Variationen<lb/>
des Barometers zwi&#x017F;chen den Wendekreisen<lb/>
vom Meeres&#x017F;piegel an, bis auf den Ru&#x0364;cken<lb/>
Cordillera der Anden. (14)</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Von Hrn. v. <hi rendition="#g">Humboldt.</hi></hi> </p><lb/>
            <p>Der Verfa&#x017F;&#x017F;er giebt eine Reihe von Tabellen u&#x0364;ber<lb/>
die &#x017F;tu&#x0364;ndlichen Variationen des Barometers nach Beob-<lb/>
achtungen, die er zu Cumana, zu La Guayra, zu Lima,<lb/>
zu Callao, zu Sierra Leone, auf Taiti, auf dem Pla-<lb/>
teau von My&#x017F;ore, zu Caracas, zu Jbagua, in Neugre-<lb/>
nada, zu Popayan, zu Mexico, zu Quito und auf dem<lb/>
Plateau von Anti&#x017F;ana gemacht hat. Die&#x017F;e Beobachtun-<lb/>
gen, an der Zahl 757, &#x017F;ind er&#x017F;t jetzt bekannt gemacht<lb/>
worden, bis auf die des Capitain <hi rendition="#g">Sabine</hi>, welche<lb/>
aus <hi rendition="#g">Daniell's</hi> Meteorologie ausgezogen &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Mit den &#x017F;tu&#x0364;ndlichen Variationen des Barometers<lb/>
verha&#x0364;lt es &#x017F;ich, wie der Verfa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;agt, wie mit einer<lb/>
großen Menge von wichtigen Er&#x017F;cheinungen, die wir aus<lb/>
der Ge&#x017F;chichte der phy&#x017F;ikali&#x017F;chen Entdeckungen als man-<lb/>
gelhaft beobachtet, oder als &#x017F;orgfa&#x0364;ltig unter&#x017F;ucht, aber<lb/>
von einzelnen und wenig bekannten Beobachtern zur o&#x0364;f-<lb/>
fentlichen Kunde gebracht, kennen lernen. Die&#x017F;e Er&#x017F;chei-<lb/>
nungen bleiben in der Verge&#x017F;&#x017F;enheit, wenn die Gelehr-<lb/>
ten oder die Akademiker, welche in jedem Jahrhundert<lb/>
einen großen Einfluß auf den Gang der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften<lb/>
a&#x0364;ußern, nicht Luft gehabt haben, daraus einen Gegen-<lb/>
&#x017F;tand fu&#x0364;r ihre For&#x017F;chungen zu machen. Wenn in der<lb/>
Folge durch die Vereinigung mehrerer Beobachter, die<lb/>
durch andere Lei&#x017F;tungen bekannt geworden &#x017F;ind, oder durch<lb/>
voll&#x017F;ta&#x0364;ndigere Wu&#x0364;rdigung jener Er&#x017F;cheinungen, die Zwei-<lb/>
fel be&#x017F;eitigt &#x017F;ind, &#x017F;o betrachtet man gern als etwas la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
Erkanntes dasjenige, was man nun nicht mehr unter<lb/>
der Rubrik mangelhafter Beobachtungen vernachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen<lb/>
darf. Jm Jahr 1682 bemerkten die <hi rendition="#g">HH. Varin,<lb/>
Des Hayes</hi> und <hi rendition="#g">de Glos, daß zu Gorée das<lb/>
Barometer in der Regel viel tiefer &#x017F;tehe,<lb/>
wenn das Thermometer am ho&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;teht,<lb/>
und, daß er&#x017F;teres gemeiniglich um 2 bis 4<lb/><cb n="2"/><lb/>
Linien des Nachts ho&#x0364;her &#x017F;tehe, als am Tage;<lb/>
daß auch die&#x017F;es Jn&#x017F;trument mehr Vera&#x0364;nde-<lb/>
rungen vom Morgen bis zum Abend, als vom<lb/>
Abend bis zum Morgen erfahre.</hi> (<hi rendition="#aq">Mém. de<lb/>
l'Acad. des sc. t. 7. p.</hi> 452.) Der Pater de <hi rendition="#g">Bèze</hi><lb/>
machte a&#x0364;hnliche Bemerkungen zu Pondicheri und zu Ba-<lb/>
tavia im Jahr 1690. Aber er&#x017F;t im Jahr 1722 wurde<lb/>
die&#x017F;es regelma&#x0364;ßige Steigen und Fallen bei Tag und<lb/>
bei Nacht ganz voll&#x017F;ta&#x0364;ndig von einem holla&#x0364;ndi&#x017F;chen<lb/>
Arzte beobachtet. Der Name de&#x017F;&#x017F;elben i&#x017F;t uns nicht<lb/>
bekannt geworden. <hi rendition="#aq">(Journ. lit. de La Haye,</hi> 1722,<lb/><hi rendition="#aq">p</hi>. 234.) Jn einem aus Surinam ge&#x017F;chriebenen<lb/>
Brief la&#x0364;ßt er &#x017F;ich folgendermaßen vernehmen: &#x201E;Das<lb/>
Queck&#x017F;ilber &#x017F;teigt alle Tage regelma&#x0364;ßig von 9 Uhr des<lb/>
Morgens bis gegen 11½ Uhr, dann fa&#x0364;llt es wieder bis<lb/>
gegen 2 oder 3 Uhr des Nachmittags, und noch &#x017F;pa&#x0364;ter<lb/>
hin erlangt es wieder &#x017F;eine er&#x017F;te Ho&#x0364;he. Es erfa&#x0364;hrt un-<lb/>
gefa&#x0364;hr die&#x017F;elben Variationen zu den&#x017F;elben Stunden der<lb/>
Nacht. Die Variation betra&#x0364;gt ungefa&#x0364;hr ½ Linie oder<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;tens ¾ Linien. Man wu&#x0364;n&#x017F;cht, daß die europa&#x0364;i&#x017F;chen<lb/>
Naturfor&#x017F;cher hieru&#x0364;ber ihre Vermuthungen mittheilen<lb/>
mo&#x0364;chten.&#x201D;</p><lb/>
            <p>Der Pater <hi rendition="#g">Boudier</hi> hatte das Barometer zu<lb/>
Chandernagor vom Jahr 1740 bis zum Jahr 1750 be-<lb/>
obachtet (<hi rendition="#aq">Cotte, météorolog. p.</hi> 343.) und fand, daß<lb/>
die gro&#x0364;ßte Elevation des Queck&#x017F;ilbers alle Tage um 9<lb/>
oder um 10 Uhr des Morgens und die gering&#x017F;te um 3<lb/>
oder 4 Uhr des Nachmittags &#x017F;tattfindet.</p><lb/>
            <p>Die HH. <hi rendition="#g">Bouguer</hi> und de la <hi rendition="#g">Condamine</hi>,<lb/>
welchen die in Surinam gemachten Beobachtungen nicht<lb/>
bekannt waren, &#x017F;chreiben die Entdeckung die&#x017F;er Variatio-<lb/>
nen einem gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#g">Godin</hi> zu. (<hi rendition="#aq">Voyage à l'équateur,<lb/>
p.</hi> 50 u. 109.) Jm Jahr 1751 brachte Thibault de<lb/>
Chanvalon &#x017F;eine auf den Antillen gemachten &#x017F;tu&#x0364;ndlichen<lb/>
Beobachtungen in tabellari&#x017F;che Ueber&#x017F;ichten. (<hi rendition="#aq">Voyage à<lb/>
la Martinique, p.</hi> 135.) Seit dem Jahre 1761 be-<lb/>
obachtete der <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Mutis zu Santa F<hi rendition="#aq">é</hi> de Bogota mit<lb/>
der gro&#x0364;ßten Ausdauer 40 Jahre nach einander die at-<lb/>
mo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;che Ebbe und Fluth, aber &#x017F;eine Beobachtungen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">5</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0002] Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nro. 247. (Nr. 5. des XII. Bandes.) November 1825. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. Jn Commiſſ. bei dem Koͤnigl. Preuß. Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs-Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Jnduſtrie-Comptoir, Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Naturkunde. Beobachtungen uͤber die ſtuͤndlichen Variationen des Barometers zwiſchen den Wendekreisen vom Meeresſpiegel an, bis auf den Ruͤcken Cordillera der Anden. (14) Von Hrn. v. Humboldt. Der Verfaſſer giebt eine Reihe von Tabellen uͤber die ſtuͤndlichen Variationen des Barometers nach Beob- achtungen, die er zu Cumana, zu La Guayra, zu Lima, zu Callao, zu Sierra Leone, auf Taiti, auf dem Pla- teau von Myſore, zu Caracas, zu Jbagua, in Neugre- nada, zu Popayan, zu Mexico, zu Quito und auf dem Plateau von Antiſana gemacht hat. Dieſe Beobachtun- gen, an der Zahl 757, ſind erſt jetzt bekannt gemacht worden, bis auf die des Capitain Sabine, welche aus Daniell's Meteorologie ausgezogen ſind. Mit den ſtuͤndlichen Variationen des Barometers verhaͤlt es ſich, wie der Verfaſſer ſagt, wie mit einer großen Menge von wichtigen Erſcheinungen, die wir aus der Geſchichte der phyſikaliſchen Entdeckungen als man- gelhaft beobachtet, oder als ſorgfaͤltig unterſucht, aber von einzelnen und wenig bekannten Beobachtern zur oͤf- fentlichen Kunde gebracht, kennen lernen. Dieſe Erſchei- nungen bleiben in der Vergeſſenheit, wenn die Gelehr- ten oder die Akademiker, welche in jedem Jahrhundert einen großen Einfluß auf den Gang der Wiſſenſchaften aͤußern, nicht Luft gehabt haben, daraus einen Gegen- ſtand fuͤr ihre Forſchungen zu machen. Wenn in der Folge durch die Vereinigung mehrerer Beobachter, die durch andere Leiſtungen bekannt geworden ſind, oder durch vollſtaͤndigere Wuͤrdigung jener Erſcheinungen, die Zwei- fel beſeitigt ſind, ſo betrachtet man gern als etwas laͤngſt Erkanntes dasjenige, was man nun nicht mehr unter der Rubrik mangelhafter Beobachtungen vernachlaͤſſigen darf. Jm Jahr 1682 bemerkten die HH. Varin, Des Hayes und de Glos, daß zu Gorée das Barometer in der Regel viel tiefer ſtehe, wenn das Thermometer am hoͤchſten ſteht, und, daß erſteres gemeiniglich um 2 bis 4 Linien des Nachts hoͤher ſtehe, als am Tage; daß auch dieſes Jnſtrument mehr Veraͤnde- rungen vom Morgen bis zum Abend, als vom Abend bis zum Morgen erfahre. (Mém. de l'Acad. des sc. t. 7. p. 452.) Der Pater de Bèze machte aͤhnliche Bemerkungen zu Pondicheri und zu Ba- tavia im Jahr 1690. Aber erſt im Jahr 1722 wurde dieſes regelmaͤßige Steigen und Fallen bei Tag und bei Nacht ganz vollſtaͤndig von einem hollaͤndiſchen Arzte beobachtet. Der Name deſſelben iſt uns nicht bekannt geworden. (Journ. lit. de La Haye, 1722, p. 234.) Jn einem aus Surinam geſchriebenen Brief laͤßt er ſich folgendermaßen vernehmen: „Das Queckſilber ſteigt alle Tage regelmaͤßig von 9 Uhr des Morgens bis gegen 11½ Uhr, dann faͤllt es wieder bis gegen 2 oder 3 Uhr des Nachmittags, und noch ſpaͤter hin erlangt es wieder ſeine erſte Hoͤhe. Es erfaͤhrt un- gefaͤhr dieſelben Variationen zu denſelben Stunden der Nacht. Die Variation betraͤgt ungefaͤhr ½ Linie oder hoͤchſtens ¾ Linien. Man wuͤnſcht, daß die europaͤiſchen Naturforſcher hieruͤber ihre Vermuthungen mittheilen moͤchten.” Der Pater Boudier hatte das Barometer zu Chandernagor vom Jahr 1740 bis zum Jahr 1750 be- obachtet (Cotte, météorolog. p. 343.) und fand, daß die groͤßte Elevation des Queckſilbers alle Tage um 9 oder um 10 Uhr des Morgens und die geringſte um 3 oder 4 Uhr des Nachmittags ſtattfindet. Die HH. Bouguer und de la Condamine, welchen die in Surinam gemachten Beobachtungen nicht bekannt waren, ſchreiben die Entdeckung dieſer Variatio- nen einem gewiſſen Godin zu. (Voyage à l'équateur, p. 50 u. 109.) Jm Jahr 1751 brachte Thibault de Chanvalon ſeine auf den Antillen gemachten ſtuͤndlichen Beobachtungen in tabellariſche Ueberſichten. (Voyage à la Martinique, p. 135.) Seit dem Jahre 1761 be- obachtete der Dr. Mutis zu Santa Fé de Bogota mit der groͤßten Ausdauer 40 Jahre nach einander die at- moſphaͤriſche Ebbe und Fluth, aber ſeine Beobachtungen 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beobachtungen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beobachtungen_1826/2
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die stündlichen Variationen des Barometers zwischen den Wendekreisen vom Meeresspiegel an, bis auf den Rücken Cordillera der Anden. In: Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, Bd. 12, Nr. 247 von 1825 (1826), S. 65-71, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beobachtungen_1826/2>, abgerufen am 21.11.2024.