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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.

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Juviamandeln, die im Jahr 1807 in Havre einlief und von
einem Kaper aufgebracht war, wurde gleichfalls so benutzt.

Der Baum, von dem die "brasilianischen Kastanien"
kommen, ist meist nur 60 bis 90 cm dick, wird aber 30 bis
40 m hoch. Er hat nicht den Habitus der Mammea, des
Sternapfelbaumes und verschiedener anderer tropischer Bäume,
bei denen die Zweige (wie bei den Lorbeeren der gemäßigten
Zone) fast gerade gen Himmel stehen. Bei der Bertholletia
stehen die Aeste weit auseinander, sind sehr lang, dem Stamm
zu fast blätterlos und an der Spitze mit dichten Laubbüscheln
besetzt. Durch diese Stellung der halb lederartigen, unterhalb
leicht silberfarbigen, über 65 cm langen Blätter beugen sich
die Aeste abwärts, wie die Wedel der Palmen. Wir haben
den majestätischen Baum nicht blühen sehen. Er setzt vor
dem fünfzehnten Jahre keine Blüten an, und dieselben brechen
vor Ende März oder Anfang April auf. Die Früchte reisen
gegen Ende Mai, und an manchen Stämmen bleiben sie bis
in den August hängen. Da dieselben so groß sind wie ein
Kindskopf und oft 32 bis 35 cm Durchmesser haben, so fallen
sie mit gewaltigem Geräusch vom Baumgipfel. Ich weiß
nichts, woran einem die wunderbare Kraft des organischen
Lebens im heißen Erdstrich augenfälliger entgegenträte, als
der Anblick der mächtigen holzigen Fruchthüllen, z. B. des
Kokosbaums (Lodoicea) unter den Monokotyledonen, und
der Bertholletia und der Lecythis unter den Dikotyledonen.
In unseren Klimaten bringen allein die Kürbisarten innerhalb
weniger Monate Früchte von auffallender Größe hervor, aber
diese Früchte sind fleischig und saftreich. Unter den Tropen
bildet die Bertholletia innerhalb 50 bis 60 Tagen eine Frucht-
hülle, deren holziger Teil 13 mm dick und mit den schärfsten
Werkzeugen kaum zu durchsägen ist. Ein bedeutender Natur-
forscher (Richard) hat bereits die Bemerkung gemacht, daß
das Holz der Früchte meist so hart wird, wie das Holz
der Baumstämme nur selten. Die Fruchthülle der Bertholletia
zeigt die Rudimente von vier Fächern; zuweilen habe ich ihrer
auch fünf gefunden. Die Samen haben zwei scharf geson-
derte Hüllen, und damit ist der Bau der Frucht komplizierter
als bei den Lecythis-, Pekea- und Saouvariarten. Die erste
Hülle ist beinartig oder holzig, dreieckig, außen höckerig und
zimtfarbig. Vier bis fünf, zuweilen acht solcher dreieckigen
Nüsse sind an einer Scheidewand befestigt. Da sie sich mit
der Zeit ablösen, liegen sie frei in der großen kugeligen Frucht-

Juviamandeln, die im Jahr 1807 in Havre einlief und von
einem Kaper aufgebracht war, wurde gleichfalls ſo benutzt.

Der Baum, von dem die „braſilianiſchen Kaſtanien“
kommen, iſt meiſt nur 60 bis 90 cm dick, wird aber 30 bis
40 m hoch. Er hat nicht den Habitus der Mammea, des
Sternapfelbaumes und verſchiedener anderer tropiſcher Bäume,
bei denen die Zweige (wie bei den Lorbeeren der gemäßigten
Zone) faſt gerade gen Himmel ſtehen. Bei der Bertholletia
ſtehen die Aeſte weit auseinander, ſind ſehr lang, dem Stamm
zu faſt blätterlos und an der Spitze mit dichten Laubbüſcheln
beſetzt. Durch dieſe Stellung der halb lederartigen, unterhalb
leicht ſilberfarbigen, über 65 cm langen Blätter beugen ſich
die Aeſte abwärts, wie die Wedel der Palmen. Wir haben
den majeſtätiſchen Baum nicht blühen ſehen. Er ſetzt vor
dem fünfzehnten Jahre keine Blüten an, und dieſelben brechen
vor Ende März oder Anfang April auf. Die Früchte reiſen
gegen Ende Mai, und an manchen Stämmen bleiben ſie bis
in den Auguſt hängen. Da dieſelben ſo groß ſind wie ein
Kindskopf und oft 32 bis 35 cm Durchmeſſer haben, ſo fallen
ſie mit gewaltigem Geräuſch vom Baumgipfel. Ich weiß
nichts, woran einem die wunderbare Kraft des organiſchen
Lebens im heißen Erdſtrich augenfälliger entgegenträte, als
der Anblick der mächtigen holzigen Fruchthüllen, z. B. des
Kokosbaums (Lodoicea) unter den Monokotyledonen, und
der Bertholletia und der Lecythis unter den Dikotyledonen.
In unſeren Klimaten bringen allein die Kürbisarten innerhalb
weniger Monate Früchte von auffallender Größe hervor, aber
dieſe Früchte ſind fleiſchig und ſaftreich. Unter den Tropen
bildet die Bertholletia innerhalb 50 bis 60 Tagen eine Frucht-
hülle, deren holziger Teil 13 mm dick und mit den ſchärfſten
Werkzeugen kaum zu durchſägen iſt. Ein bedeutender Natur-
forſcher (Richard) hat bereits die Bemerkung gemacht, daß
das Holz der Früchte meiſt ſo hart wird, wie das Holz
der Baumſtämme nur ſelten. Die Fruchthülle der Bertholletia
zeigt die Rudimente von vier Fächern; zuweilen habe ich ihrer
auch fünf gefunden. Die Samen haben zwei ſcharf geſon-
derte Hüllen, und damit iſt der Bau der Frucht komplizierter
als bei den Lecythis-, Pekea- und Saouvariarten. Die erſte
Hülle iſt beinartig oder holzig, dreieckig, außen höckerig und
zimtfarbig. Vier bis fünf, zuweilen acht ſolcher dreieckigen
Nüſſe ſind an einer Scheidewand befeſtigt. Da ſie ſich mit
der Zeit ablöſen, liegen ſie frei in der großen kugeligen Frucht-

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[73/0081] Juviamandeln, die im Jahr 1807 in Havre einlief und von einem Kaper aufgebracht war, wurde gleichfalls ſo benutzt. Der Baum, von dem die „braſilianiſchen Kaſtanien“ kommen, iſt meiſt nur 60 bis 90 cm dick, wird aber 30 bis 40 m hoch. Er hat nicht den Habitus der Mammea, des Sternapfelbaumes und verſchiedener anderer tropiſcher Bäume, bei denen die Zweige (wie bei den Lorbeeren der gemäßigten Zone) faſt gerade gen Himmel ſtehen. Bei der Bertholletia ſtehen die Aeſte weit auseinander, ſind ſehr lang, dem Stamm zu faſt blätterlos und an der Spitze mit dichten Laubbüſcheln beſetzt. Durch dieſe Stellung der halb lederartigen, unterhalb leicht ſilberfarbigen, über 65 cm langen Blätter beugen ſich die Aeſte abwärts, wie die Wedel der Palmen. Wir haben den majeſtätiſchen Baum nicht blühen ſehen. Er ſetzt vor dem fünfzehnten Jahre keine Blüten an, und dieſelben brechen vor Ende März oder Anfang April auf. Die Früchte reiſen gegen Ende Mai, und an manchen Stämmen bleiben ſie bis in den Auguſt hängen. Da dieſelben ſo groß ſind wie ein Kindskopf und oft 32 bis 35 cm Durchmeſſer haben, ſo fallen ſie mit gewaltigem Geräuſch vom Baumgipfel. Ich weiß nichts, woran einem die wunderbare Kraft des organiſchen Lebens im heißen Erdſtrich augenfälliger entgegenträte, als der Anblick der mächtigen holzigen Fruchthüllen, z. B. des Kokosbaums (Lodoicea) unter den Monokotyledonen, und der Bertholletia und der Lecythis unter den Dikotyledonen. In unſeren Klimaten bringen allein die Kürbisarten innerhalb weniger Monate Früchte von auffallender Größe hervor, aber dieſe Früchte ſind fleiſchig und ſaftreich. Unter den Tropen bildet die Bertholletia innerhalb 50 bis 60 Tagen eine Frucht- hülle, deren holziger Teil 13 mm dick und mit den ſchärfſten Werkzeugen kaum zu durchſägen iſt. Ein bedeutender Natur- forſcher (Richard) hat bereits die Bemerkung gemacht, daß das Holz der Früchte meiſt ſo hart wird, wie das Holz der Baumſtämme nur ſelten. Die Fruchthülle der Bertholletia zeigt die Rudimente von vier Fächern; zuweilen habe ich ihrer auch fünf gefunden. Die Samen haben zwei ſcharf geſon- derte Hüllen, und damit iſt der Bau der Frucht komplizierter als bei den Lecythis-, Pekea- und Saouvariarten. Die erſte Hülle iſt beinartig oder holzig, dreieckig, außen höckerig und zimtfarbig. Vier bis fünf, zuweilen acht ſolcher dreieckigen Nüſſe ſind an einer Scheidewand befeſtigt. Da ſie ſich mit der Zeit ablöſen, liegen ſie frei in der großen kugeligen Frucht-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial04_1859/81>, abgerufen am 22.11.2024.