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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.

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nadeln ein. Die Produkte vom Orinoko werden den India-
nern, die unter der Herrschaft der Mönche leben, zu niedrigem
Preise abgekauft, und dieselben Indianer kaufen dann von
den Mönchen, aber zu sehr hohen Preisen, mit dem Gelde, das
sie bei der Eierernte erlösen, ihre Fischergeräte und ihre Acker-
werkzeuge. Wir kauften mehrere Tiere, die uns auf der
übrigen Stromfahrt begleiteten und deren Lebensweise wir
somit beobachten konnten. Ich habe diese Beobachtungen in
einem anderen Werke bekannt gemacht; da ich aber einmal
von denselben Gegenständen zweimal handeln muß, beschränke
ich mich hier auf ganz kurze Angaben und füge Notizen bei,
wie sie mir seitdem hie und da in meinen Reisetagebüchern
aufstießen.

Die Gallitos oder Felshühner, die man in Pararuma
in niedlichen kleinen Bauern aus Palmblattstielen verkauft,
sind an den Ufern des Orinoko und im ganzen Norden und
Westen des tropischen Amerikas weit seltener als in französisch
Guyana. Man fand sie bisher nur bei der Mission Encara-
mada und in den Raudales oder Fällen von Maypures.
Ich sage ausdrücklich in den Fällen; denn diese Vögel nisten
gewöhnlich in den Höhlungen der kleinen Granitfelsen, die
sich durch den Orinoko ziehen und so zahlreiche Wasserfälle
bilden. Wir sahen sie manchmal mitten im Wasserschaum
zum Vorschein kommen, ihrer Henne rufen und miteinander
kämpfen, wobei sie wie unsere Hähne den doppelten beweg-
lichen Kamm, der ihren Kopfschmuck bildet, zusammenfalten.
Da die Indianer selten erwachsene Gallitos fangen und in
Europa nur die Männchen geschätzt sind, die vom dritten
Jahre an prächtig goldgelb werden, so muß der Käufer
auf der Hut sein, um nicht statt jungen Hahnen junge
Hennen zu bekommen. Beide sind olivenbraun; aber der
Pollo oder junge Hahn zeichnet sich schon ganz jung durch
seine Größe und seine gelben Füße aus. Die Henne bleibt
ihr Leben lang dunkelfarbig, braun, und nur die Spitzen und
der Unterteil der Flügel sind bei ihr gelb. Soll der er-
wachsene Felshahn in unseren Sammlungen die schöne Farbe
seines Gefieders erhalten, so darf man dasselbe nicht dem.
Lichte aussetzen. Die Farbe bleicht weit schneller als bei an-
deren Gattungen sperlingsartiger Vögel. Die jungen Hahnen
haben, wie die meisten Tiere, das Gefieder der Mutter. Es
wundert mich, wie ein so ausgezeichneter Beobachter wie Le
Vaillant in Zweifel ziehen kann, ob die Henne wirklich immer

nadeln ein. Die Produkte vom Orinoko werden den India-
nern, die unter der Herrſchaft der Mönche leben, zu niedrigem
Preiſe abgekauft, und dieſelben Indianer kaufen dann von
den Mönchen, aber zu ſehr hohen Preiſen, mit dem Gelde, das
ſie bei der Eierernte erlöſen, ihre Fiſchergeräte und ihre Acker-
werkzeuge. Wir kauften mehrere Tiere, die uns auf der
übrigen Stromfahrt begleiteten und deren Lebensweiſe wir
ſomit beobachten konnten. Ich habe dieſe Beobachtungen in
einem anderen Werke bekannt gemacht; da ich aber einmal
von denſelben Gegenſtänden zweimal handeln muß, beſchränke
ich mich hier auf ganz kurze Angaben und füge Notizen bei,
wie ſie mir ſeitdem hie und da in meinen Reiſetagebüchern
aufſtießen.

Die Gallitos oder Felshühner, die man in Pararuma
in niedlichen kleinen Bauern aus Palmblattſtielen verkauft,
ſind an den Ufern des Orinoko und im ganzen Norden und
Weſten des tropiſchen Amerikas weit ſeltener als in franzöſiſch
Guyana. Man fand ſie bisher nur bei der Miſſion Encara-
mada und in den Raudales oder Fällen von Maypures.
Ich ſage ausdrücklich in den Fällen; denn dieſe Vögel niſten
gewöhnlich in den Höhlungen der kleinen Granitfelſen, die
ſich durch den Orinoko ziehen und ſo zahlreiche Waſſerfälle
bilden. Wir ſahen ſie manchmal mitten im Waſſerſchaum
zum Vorſchein kommen, ihrer Henne rufen und miteinander
kämpfen, wobei ſie wie unſere Hähne den doppelten beweg-
lichen Kamm, der ihren Kopfſchmuck bildet, zuſammenfalten.
Da die Indianer ſelten erwachſene Gallitos fangen und in
Europa nur die Männchen geſchätzt ſind, die vom dritten
Jahre an prächtig goldgelb werden, ſo muß der Käufer
auf der Hut ſein, um nicht ſtatt jungen Hahnen junge
Hennen zu bekommen. Beide ſind olivenbraun; aber der
Pollo oder junge Hahn zeichnet ſich ſchon ganz jung durch
ſeine Größe und ſeine gelben Füße aus. Die Henne bleibt
ihr Leben lang dunkelfarbig, braun, und nur die Spitzen und
der Unterteil der Flügel ſind bei ihr gelb. Soll der er-
wachſene Felshahn in unſeren Sammlungen die ſchöne Farbe
ſeines Gefieders erhalten, ſo darf man dasſelbe nicht dem.
Lichte ausſetzen. Die Farbe bleicht weit ſchneller als bei an-
deren Gattungen ſperlingsartiger Vögel. Die jungen Hahnen
haben, wie die meiſten Tiere, das Gefieder der Mutter. Es
wundert mich, wie ein ſo ausgezeichneter Beobachter wie Le
Vaillant in Zweifel ziehen kann, ob die Henne wirklich immer

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[73/0081] nadeln ein. Die Produkte vom Orinoko werden den India- nern, die unter der Herrſchaft der Mönche leben, zu niedrigem Preiſe abgekauft, und dieſelben Indianer kaufen dann von den Mönchen, aber zu ſehr hohen Preiſen, mit dem Gelde, das ſie bei der Eierernte erlöſen, ihre Fiſchergeräte und ihre Acker- werkzeuge. Wir kauften mehrere Tiere, die uns auf der übrigen Stromfahrt begleiteten und deren Lebensweiſe wir ſomit beobachten konnten. Ich habe dieſe Beobachtungen in einem anderen Werke bekannt gemacht; da ich aber einmal von denſelben Gegenſtänden zweimal handeln muß, beſchränke ich mich hier auf ganz kurze Angaben und füge Notizen bei, wie ſie mir ſeitdem hie und da in meinen Reiſetagebüchern aufſtießen. Die Gallitos oder Felshühner, die man in Pararuma in niedlichen kleinen Bauern aus Palmblattſtielen verkauft, ſind an den Ufern des Orinoko und im ganzen Norden und Weſten des tropiſchen Amerikas weit ſeltener als in franzöſiſch Guyana. Man fand ſie bisher nur bei der Miſſion Encara- mada und in den Raudales oder Fällen von Maypures. Ich ſage ausdrücklich in den Fällen; denn dieſe Vögel niſten gewöhnlich in den Höhlungen der kleinen Granitfelſen, die ſich durch den Orinoko ziehen und ſo zahlreiche Waſſerfälle bilden. Wir ſahen ſie manchmal mitten im Waſſerſchaum zum Vorſchein kommen, ihrer Henne rufen und miteinander kämpfen, wobei ſie wie unſere Hähne den doppelten beweg- lichen Kamm, der ihren Kopfſchmuck bildet, zuſammenfalten. Da die Indianer ſelten erwachſene Gallitos fangen und in Europa nur die Männchen geſchätzt ſind, die vom dritten Jahre an prächtig goldgelb werden, ſo muß der Käufer auf der Hut ſein, um nicht ſtatt jungen Hahnen junge Hennen zu bekommen. Beide ſind olivenbraun; aber der Pollo oder junge Hahn zeichnet ſich ſchon ganz jung durch ſeine Größe und ſeine gelben Füße aus. Die Henne bleibt ihr Leben lang dunkelfarbig, braun, und nur die Spitzen und der Unterteil der Flügel ſind bei ihr gelb. Soll der er- wachſene Felshahn in unſeren Sammlungen die ſchöne Farbe ſeines Gefieders erhalten, ſo darf man dasſelbe nicht dem. Lichte ausſetzen. Die Farbe bleicht weit ſchneller als bei an- deren Gattungen ſperlingsartiger Vögel. Die jungen Hahnen haben, wie die meiſten Tiere, das Gefieder der Mutter. Es wundert mich, wie ein ſo ausgezeichneter Beobachter wie Le Vaillant in Zweifel ziehen kann, ob die Henne wirklich immer

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial03_1859/81>, abgerufen am 24.11.2024.