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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.

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taue. 1 Da man nur junge Palmen benützt, müßten sie an-
gepflanzt und kultiviert werden.

Etwas oberhalb der Mission Davipe nimmt der Rio
Negro einen Arm des Cassiquiare auf, der in der Geschichte
der Flußverzweigungen eine merkwürdige Erscheinung ist.
Dieser Arm geht nördlich von Vasiva unter dem Namen Iti-
nivini vom Cassiquiare ab, läuft 102 km lang durch ein ebenes,
fast ganz unbewohntes Land und fällt unter dem Namen
Conorichite in den Rio Negro. Er schien mir an der Mün-
dung über 234 m breit und bringt eine bedeutende Masse
weißen Wassers in das schwarze Gewässer. Obgleich die
Strömung im Conorichite sehr stark ist, kürzt dieser natürliche
Kanal dennoch die Fahrt von Davipe nach Esmeralda um
drei Tage ab. Eine doppelte Verbindung zwischen Cassiquiare
und Rio Negro kann nicht auffallen, wenn man weiß, wie
viele Flüsse in Amerika beim Zusammenfluß mit anderen Deltas
bilden. So ergießen sich der Rio Branco und der Jupura
mit zahlreichen Armen in den Rio Negro und in den Ama-
zonenstrom. Beim Einfluß des Jupura kommt noch etwas
weit Auffallenderes vor. Ehe dieser Fluß sich mit dem Ama-
zonenstrom vereinigt, schickt dieser, der Hauptwasserbehälter,
drei Arme, genannt Uaranapu, Manhama und Avateperana,
zum Jupura, also zum Nebenfluß. Der portugiesische Astronom
Ribeiro hat diesen Umstand außer Zweifel gesetzt. Der Ama-
zonenstrom gibt Wasser an den Jupura ab, ehe er diesen
seinen Nebenfluß selbst aufnimmt.

Der Rio Conorichite oder Itinivini spielte früher im
Sklavenhandel, den die Portugiesen auf spanischem Gebiet
trieben, eine bedeutende Rolle. Die Sklavenhändler fuhren
auf dem Cassiquiare und dem Canno Mee in den Conorichite
hinauf, schleppten von da ihre Pirogen über einen Trage-
platz zu den Rochelas von Manuteso und kamen so in den
Atabapo. Ich habe diesen Weg auf meiner Reisekarte des
Orinoko angegeben. Dieser schändliche Handel dauerte bis
um das Jahr 1756. Solanos Expedition und die Errichtung

1 Ein Chiquichiquitau, 55 m lang und 14 cm im Durchmesser,
kostet den Missionär 12 harte Piaster, und es wird in Angostura
für 25 Piaster verkaust. Ein Stück von 25 mm Durchmesser, 58,5 m
lang, wird in den Missionen für 3 Piaster, an der Küste für 5
verkaust.

taue. 1 Da man nur junge Palmen benützt, müßten ſie an-
gepflanzt und kultiviert werden.

Etwas oberhalb der Miſſion Davipe nimmt der Rio
Negro einen Arm des Caſſiquiare auf, der in der Geſchichte
der Flußverzweigungen eine merkwürdige Erſcheinung iſt.
Dieſer Arm geht nördlich von Vaſiva unter dem Namen Iti-
nivini vom Caſſiquiare ab, läuft 102 km lang durch ein ebenes,
faſt ganz unbewohntes Land und fällt unter dem Namen
Conorichite in den Rio Negro. Er ſchien mir an der Mün-
dung über 234 m breit und bringt eine bedeutende Maſſe
weißen Waſſers in das ſchwarze Gewäſſer. Obgleich die
Strömung im Conorichite ſehr ſtark iſt, kürzt dieſer natürliche
Kanal dennoch die Fahrt von Davipe nach Esmeralda um
drei Tage ab. Eine doppelte Verbindung zwiſchen Caſſiquiare
und Rio Negro kann nicht auffallen, wenn man weiß, wie
viele Flüſſe in Amerika beim Zuſammenfluß mit anderen Deltas
bilden. So ergießen ſich der Rio Branco und der Jupura
mit zahlreichen Armen in den Rio Negro und in den Ama-
zonenſtrom. Beim Einfluß des Jupura kommt noch etwas
weit Auffallenderes vor. Ehe dieſer Fluß ſich mit dem Ama-
zonenſtrom vereinigt, ſchickt dieſer, der Hauptwaſſerbehälter,
drei Arme, genannt Uaranapu, Manhama und Avateperana,
zum Jupura, alſo zum Nebenfluß. Der portugieſiſche Aſtronom
Ribeiro hat dieſen Umſtand außer Zweifel geſetzt. Der Ama-
zonenſtrom gibt Waſſer an den Jupura ab, ehe er dieſen
ſeinen Nebenfluß ſelbſt aufnimmt.

Der Rio Conorichite oder Itinivini ſpielte früher im
Sklavenhandel, den die Portugieſen auf ſpaniſchem Gebiet
trieben, eine bedeutende Rolle. Die Sklavenhändler fuhren
auf dem Caſſiquiare und dem Caño Mee in den Conorichite
hinauf, ſchleppten von da ihre Pirogen über einen Trage-
platz zu den Rochelas von Manuteſo und kamen ſo in den
Atabapo. Ich habe dieſen Weg auf meiner Reiſekarte des
Orinoko angegeben. Dieſer ſchändliche Handel dauerte bis
um das Jahr 1756. Solanos Expedition und die Errichtung

1 Ein Chiquichiquitau, 55 m lang und 14 cm im Durchmeſſer,
koſtet den Miſſionär 12 harte Piaſter, und es wird in Angoſtura
für 25 Piaſter verkauſt. Ein Stück von 25 mm Durchmeſſer, 58,5 m
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[275/0283] taue. 1 Da man nur junge Palmen benützt, müßten ſie an- gepflanzt und kultiviert werden. Etwas oberhalb der Miſſion Davipe nimmt der Rio Negro einen Arm des Caſſiquiare auf, der in der Geſchichte der Flußverzweigungen eine merkwürdige Erſcheinung iſt. Dieſer Arm geht nördlich von Vaſiva unter dem Namen Iti- nivini vom Caſſiquiare ab, läuft 102 km lang durch ein ebenes, faſt ganz unbewohntes Land und fällt unter dem Namen Conorichite in den Rio Negro. Er ſchien mir an der Mün- dung über 234 m breit und bringt eine bedeutende Maſſe weißen Waſſers in das ſchwarze Gewäſſer. Obgleich die Strömung im Conorichite ſehr ſtark iſt, kürzt dieſer natürliche Kanal dennoch die Fahrt von Davipe nach Esmeralda um drei Tage ab. Eine doppelte Verbindung zwiſchen Caſſiquiare und Rio Negro kann nicht auffallen, wenn man weiß, wie viele Flüſſe in Amerika beim Zuſammenfluß mit anderen Deltas bilden. So ergießen ſich der Rio Branco und der Jupura mit zahlreichen Armen in den Rio Negro und in den Ama- zonenſtrom. Beim Einfluß des Jupura kommt noch etwas weit Auffallenderes vor. Ehe dieſer Fluß ſich mit dem Ama- zonenſtrom vereinigt, ſchickt dieſer, der Hauptwaſſerbehälter, drei Arme, genannt Uaranapu, Manhama und Avateperana, zum Jupura, alſo zum Nebenfluß. Der portugieſiſche Aſtronom Ribeiro hat dieſen Umſtand außer Zweifel geſetzt. Der Ama- zonenſtrom gibt Waſſer an den Jupura ab, ehe er dieſen ſeinen Nebenfluß ſelbſt aufnimmt. Der Rio Conorichite oder Itinivini ſpielte früher im Sklavenhandel, den die Portugieſen auf ſpaniſchem Gebiet trieben, eine bedeutende Rolle. Die Sklavenhändler fuhren auf dem Caſſiquiare und dem Caño Mee in den Conorichite hinauf, ſchleppten von da ihre Pirogen über einen Trage- platz zu den Rochelas von Manuteſo und kamen ſo in den Atabapo. Ich habe dieſen Weg auf meiner Reiſekarte des Orinoko angegeben. Dieſer ſchändliche Handel dauerte bis um das Jahr 1756. Solanos Expedition und die Errichtung 1 Ein Chiquichiquitau, 55 m lang und 14 cm im Durchmeſſer, koſtet den Miſſionär 12 harte Piaſter, und es wird in Angoſtura für 25 Piaſter verkauſt. Ein Stück von 25 mm Durchmeſſer, 58,5 m lang, wird in den Miſſionen für 3 Piaſter, an der Küſte für 5 verkauſt.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial03_1859/283>, abgerufen am 25.11.2024.