Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.wenigstens 20 bis 25 Franken; aber die ganze Mission erzeugt Was uns in der Mission San Fernando am meisten 1 Homo habitat inter tropicos, vescitur Palmis, Loto-
phagus; hospitatur extra tropicos sub novercante Cerere, carnivorus. wenigſtens 20 bis 25 Franken; aber die ganze Miſſion erzeugt Was uns in der Miſſion San Fernando am meiſten 1 Homo habitat inter tropicos, vescitur Palmis, Loto-
phagus; hospitatur extra tropicos sub novercante Cerere, carnivorus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0214" n="206"/> wenigſtens 20 bis 25 Franken; aber die ganze Miſſion erzeugt<lb/> kaum 80 Fanegas im Jahre, und da, nach einem alten Miß-<lb/> brauche, die Miſſionäre am Orinoko und Rio Negro allein<lb/> mit Kakao Handel treiben, ſo wird der Indianer nicht auf-<lb/> gemuntert, einen Kulturzweig zu erweitern, von dem er ſo<lb/> gut wie keinen Nutzen hat. Es gibt bei San Fernando ein<lb/> paar Savannen und gute Weiden; man ſieht aber kaum ſieben<lb/> oder acht Kühe darauf, Ueberbleibſel der anſehnlichen Herde,<lb/> welche die Grenzexpedition ins Land gebracht. Die Indianer<lb/> ſind etwas civiliſierter als in den anderen Miſſionen. Zu<lb/> unſerer Ueberraſchung trafen wir einen Schmied von der ein-<lb/> geborenen Raſſe.</p><lb/> <p>Was uns in der Miſſion San Fernando am meiſten<lb/> auffiel und was der Landſchaft einen eigentümlichen Charakter<lb/> gibt, das iſt die <hi rendition="#g">Pihiguao</hi>- oder <hi rendition="#g">Pirijao</hi>-Palme. Der mit<lb/> Stacheln bewehrte Stamm iſt über 20 <hi rendition="#aq">m</hi> hoch; die Blätter<lb/> ſind gefiedert, ſehr ſchmal, wellenförmig und an den Spitzen<lb/> gekräuſelt. Höchſt merkwürdig ſind die Früchte des Baumes;<lb/> jede Traube trägt 50 bis 80; ſie ſind gelb wie Apfel, werden<lb/> beim Reifen rot, ſind 5 bis 8 <hi rendition="#aq">cm</hi> dick und der Fruchtkern<lb/> kommt meiſt nicht zur Entwickelung. Unter den 80 bis 90<lb/> Palmenarten, die ausſchließlich der Neuen Welt angehören<lb/> und die ich in den <hi rendition="#aq">Nova genera plantarum aequinoctialium</hi><lb/> aufgezählt, iſt bei keiner das Fruchtfleiſch ſo außerordentlich<lb/> ſtark entwickelt. Die Frucht des Pirijao enthält einen meh-<lb/> ligen, eigelben, nicht ſtark ſüßen, ſehr nahrhaften Stoff. Man<lb/> ißt ſie wie die Banane und die Kartoffel, geſotten oder in<lb/> der Aſche gebraten; es iſt ein ebenſo geſundes als angenehmes<lb/> Nahrungsmittel. Indianer und Miſſionäre erſchöpfen ſich im<lb/> Lobe dieſer herrlichen Palme, die man die <hi rendition="#g">Pfirſichpalme</hi><lb/> nennen könnte und die in San Fernando, San Baltaſar,<lb/> Santa Barbara, überall, wohin wir nach Süd und Oſt am<lb/> Atabapo und oberen Orinoko kamen, in Menge angebaut<lb/> fanden. In dieſen Landſtrichen erinnert man ſich unwillkürlich<lb/> der Behauptung Linn<hi rendition="#aq">é</hi>s, die Palmenregion ſei die urſprüng-<lb/> liche Heimat unſeres Geſchlechtes, der Menſch ſei eigentlich<lb/> ein <hi rendition="#g">Palmfruchteſſer</hi>.<note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Homo <hi rendition="#g">habitat</hi> inter tropicos, vescitur Palmis, Loto-<lb/> phagus; <hi rendition="#g">hospitatur</hi> extra tropicos sub novercante Cerere,<lb/> carnivorus.</hi></note> Muſtert man die Vorräte in den<lb/> Hütten der Indianer, ſo ſieht man, daß mehrere Monate im<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [206/0214]
wenigſtens 20 bis 25 Franken; aber die ganze Miſſion erzeugt
kaum 80 Fanegas im Jahre, und da, nach einem alten Miß-
brauche, die Miſſionäre am Orinoko und Rio Negro allein
mit Kakao Handel treiben, ſo wird der Indianer nicht auf-
gemuntert, einen Kulturzweig zu erweitern, von dem er ſo
gut wie keinen Nutzen hat. Es gibt bei San Fernando ein
paar Savannen und gute Weiden; man ſieht aber kaum ſieben
oder acht Kühe darauf, Ueberbleibſel der anſehnlichen Herde,
welche die Grenzexpedition ins Land gebracht. Die Indianer
ſind etwas civiliſierter als in den anderen Miſſionen. Zu
unſerer Ueberraſchung trafen wir einen Schmied von der ein-
geborenen Raſſe.
Was uns in der Miſſion San Fernando am meiſten
auffiel und was der Landſchaft einen eigentümlichen Charakter
gibt, das iſt die Pihiguao- oder Pirijao-Palme. Der mit
Stacheln bewehrte Stamm iſt über 20 m hoch; die Blätter
ſind gefiedert, ſehr ſchmal, wellenförmig und an den Spitzen
gekräuſelt. Höchſt merkwürdig ſind die Früchte des Baumes;
jede Traube trägt 50 bis 80; ſie ſind gelb wie Apfel, werden
beim Reifen rot, ſind 5 bis 8 cm dick und der Fruchtkern
kommt meiſt nicht zur Entwickelung. Unter den 80 bis 90
Palmenarten, die ausſchließlich der Neuen Welt angehören
und die ich in den Nova genera plantarum aequinoctialium
aufgezählt, iſt bei keiner das Fruchtfleiſch ſo außerordentlich
ſtark entwickelt. Die Frucht des Pirijao enthält einen meh-
ligen, eigelben, nicht ſtark ſüßen, ſehr nahrhaften Stoff. Man
ißt ſie wie die Banane und die Kartoffel, geſotten oder in
der Aſche gebraten; es iſt ein ebenſo geſundes als angenehmes
Nahrungsmittel. Indianer und Miſſionäre erſchöpfen ſich im
Lobe dieſer herrlichen Palme, die man die Pfirſichpalme
nennen könnte und die in San Fernando, San Baltaſar,
Santa Barbara, überall, wohin wir nach Süd und Oſt am
Atabapo und oberen Orinoko kamen, in Menge angebaut
fanden. In dieſen Landſtrichen erinnert man ſich unwillkürlich
der Behauptung Linnés, die Palmenregion ſei die urſprüng-
liche Heimat unſeres Geſchlechtes, der Menſch ſei eigentlich
ein Palmfruchteſſer. 1 Muſtert man die Vorräte in den
Hütten der Indianer, ſo ſieht man, daß mehrere Monate im
1 Homo habitat inter tropicos, vescitur Palmis, Loto-
phagus; hospitatur extra tropicos sub novercante Cerere,
carnivorus.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |