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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.

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voll stehenden, stinkenden Wassers. Die Stadt hat gegen-
wärtig gegen 9000 Einwohner. Sie verdankt ihre Entstehung
dem Schleichhandel, der sich hier einnistete, weil die im Jahre
1549 gegründete Stadt Burburata in der Nähe lag. Erst
unter dem Regiment der Biscayer und der Compagnie von
Guipuzcoa wurde Porto Cabello, das bis dahin ein Weiler
gewesen, eine wohlbefestigte Stadt. Von Guayra, das nicht
sowohl ein Hafen als eine schlechte offene Reede ist, bringt
man die Schiffe nach Porto Cabello, um sie ausbessern und
kalfatern zu lassen.

Der Hafen wird vorzugsweise durch die tiefgelegenen
Batterieen auf der Landzunge Punta Brava und auf dem
Riff verteidigt, und diese Wahrheit wurde verkannt, als man
auf den Bergen, welche die Vorstadt gegen Süd beherrschen,
mit großen Kosten ein neues Fort, den Mirador (Belvedere)
de Solano baute. Dieses Werk, eine Viertelstunde vom Hafen,
liegt 130 bis 160 m über dem Meere. Die Baukosten be-
trugen jährlich und viele Jahre lang 20000 bis 30000 Piaster.
Der Generalkapitän von Caracas, Guevara Vasconzelos, war
mit den besten spanischen Ingenieuren der Ansicht, der Mirador,
auf dem zu meiner Zeit erst 16 Geschütze standen, sei für die
Verteidigung des Platzes nur von geringer Bedeutung und
ließ den Bau einstellen. Eine lange Erfahrung hat bewiesen,
daß sehr hochgelegene Batterieen, wenn auch sehr schwere Stücke
darin stehen, die Reede lange nicht so wirksam bestreichen, als
tief am Strande oder auf Dämmen halb im Wasser liegende
Batterieen mit Geschützen von geringerem Kaliber. Wir fan-
den den Platz Porto Cabello in einem keineswegs befriedigen-
den Verteidigungszustand. Die Werke am Hafen und der
Stadtwall mit etwa 60 Geschützen erfordern eine Besatzung
von 1800 bis 2000 Mann, und es waren nicht 600 da. Es
war auch eine königliche Fregatte, die an der Einfahrt des
Hafens vor Anker lag, bei Nacht von den Kanonierschaluppen
eines englischen Kriegsschiffes angegriffen und weggenommen
worden. Die Blockade begünstigte vielmehr den Schleichhandel,
als daß sie ihn hinderte, und man sah deutlich, daß in Porto
Cabello die Bevölkerung in der Zunahme, der Gewerbefleiß
im Aufschwung begriffen waren. Am stärksten ist der gesetz-
widrige Verkehr mit den Inseln Curacao und Jamaika. Man
führt über 10000 Maultiere jährlich aus. Es ist nicht un-
interessant, die Tiere einschiffen zu sehen. Man wirft sie mit
der Schlinge nieder und zieht sie an Bord mittels einer Vor-

voll ſtehenden, ſtinkenden Waſſers. Die Stadt hat gegen-
wärtig gegen 9000 Einwohner. Sie verdankt ihre Entſtehung
dem Schleichhandel, der ſich hier einniſtete, weil die im Jahre
1549 gegründete Stadt Burburata in der Nähe lag. Erſt
unter dem Regiment der Biscayer und der Compagnie von
Guipuzcoa wurde Porto Cabello, das bis dahin ein Weiler
geweſen, eine wohlbefeſtigte Stadt. Von Guayra, das nicht
ſowohl ein Hafen als eine ſchlechte offene Reede iſt, bringt
man die Schiffe nach Porto Cabello, um ſie ausbeſſern und
kalfatern zu laſſen.

Der Hafen wird vorzugsweiſe durch die tiefgelegenen
Batterieen auf der Landzunge Punta Brava und auf dem
Riff verteidigt, und dieſe Wahrheit wurde verkannt, als man
auf den Bergen, welche die Vorſtadt gegen Süd beherrſchen,
mit großen Koſten ein neues Fort, den Mirador (Belvedere)
de Solano baute. Dieſes Werk, eine Viertelſtunde vom Hafen,
liegt 130 bis 160 m über dem Meere. Die Baukoſten be-
trugen jährlich und viele Jahre lang 20000 bis 30000 Piaſter.
Der Generalkapitän von Caracas, Guevara Vasconzelos, war
mit den beſten ſpaniſchen Ingenieuren der Anſicht, der Mirador,
auf dem zu meiner Zeit erſt 16 Geſchütze ſtanden, ſei für die
Verteidigung des Platzes nur von geringer Bedeutung und
ließ den Bau einſtellen. Eine lange Erfahrung hat bewieſen,
daß ſehr hochgelegene Batterieen, wenn auch ſehr ſchwere Stücke
darin ſtehen, die Reede lange nicht ſo wirkſam beſtreichen, als
tief am Strande oder auf Dämmen halb im Waſſer liegende
Batterieen mit Geſchützen von geringerem Kaliber. Wir fan-
den den Platz Porto Cabello in einem keineswegs befriedigen-
den Verteidigungszuſtand. Die Werke am Hafen und der
Stadtwall mit etwa 60 Geſchützen erfordern eine Beſatzung
von 1800 bis 2000 Mann, und es waren nicht 600 da. Es
war auch eine königliche Fregatte, die an der Einfahrt des
Hafens vor Anker lag, bei Nacht von den Kanonierſchaluppen
eines engliſchen Kriegsſchiffes angegriffen und weggenommen
worden. Die Blockade begünſtigte vielmehr den Schleichhandel,
als daß ſie ihn hinderte, und man ſah deutlich, daß in Porto
Cabello die Bevölkerung in der Zunahme, der Gewerbefleiß
im Aufſchwung begriffen waren. Am ſtärkſten iſt der geſetz-
widrige Verkehr mit den Inſeln Curaçao und Jamaika. Man
führt über 10000 Maultiere jährlich aus. Es iſt nicht un-
intereſſant, die Tiere einſchiffen zu ſehen. Man wirft ſie mit
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[239/0247] voll ſtehenden, ſtinkenden Waſſers. Die Stadt hat gegen- wärtig gegen 9000 Einwohner. Sie verdankt ihre Entſtehung dem Schleichhandel, der ſich hier einniſtete, weil die im Jahre 1549 gegründete Stadt Burburata in der Nähe lag. Erſt unter dem Regiment der Biscayer und der Compagnie von Guipuzcoa wurde Porto Cabello, das bis dahin ein Weiler geweſen, eine wohlbefeſtigte Stadt. Von Guayra, das nicht ſowohl ein Hafen als eine ſchlechte offene Reede iſt, bringt man die Schiffe nach Porto Cabello, um ſie ausbeſſern und kalfatern zu laſſen. Der Hafen wird vorzugsweiſe durch die tiefgelegenen Batterieen auf der Landzunge Punta Brava und auf dem Riff verteidigt, und dieſe Wahrheit wurde verkannt, als man auf den Bergen, welche die Vorſtadt gegen Süd beherrſchen, mit großen Koſten ein neues Fort, den Mirador (Belvedere) de Solano baute. Dieſes Werk, eine Viertelſtunde vom Hafen, liegt 130 bis 160 m über dem Meere. Die Baukoſten be- trugen jährlich und viele Jahre lang 20000 bis 30000 Piaſter. Der Generalkapitän von Caracas, Guevara Vasconzelos, war mit den beſten ſpaniſchen Ingenieuren der Anſicht, der Mirador, auf dem zu meiner Zeit erſt 16 Geſchütze ſtanden, ſei für die Verteidigung des Platzes nur von geringer Bedeutung und ließ den Bau einſtellen. Eine lange Erfahrung hat bewieſen, daß ſehr hochgelegene Batterieen, wenn auch ſehr ſchwere Stücke darin ſtehen, die Reede lange nicht ſo wirkſam beſtreichen, als tief am Strande oder auf Dämmen halb im Waſſer liegende Batterieen mit Geſchützen von geringerem Kaliber. Wir fan- den den Platz Porto Cabello in einem keineswegs befriedigen- den Verteidigungszuſtand. Die Werke am Hafen und der Stadtwall mit etwa 60 Geſchützen erfordern eine Beſatzung von 1800 bis 2000 Mann, und es waren nicht 600 da. Es war auch eine königliche Fregatte, die an der Einfahrt des Hafens vor Anker lag, bei Nacht von den Kanonierſchaluppen eines engliſchen Kriegsſchiffes angegriffen und weggenommen worden. Die Blockade begünſtigte vielmehr den Schleichhandel, als daß ſie ihn hinderte, und man ſah deutlich, daß in Porto Cabello die Bevölkerung in der Zunahme, der Gewerbefleiß im Aufſchwung begriffen waren. Am ſtärkſten iſt der geſetz- widrige Verkehr mit den Inſeln Curaçao und Jamaika. Man führt über 10000 Maultiere jährlich aus. Es iſt nicht un- intereſſant, die Tiere einſchiffen zu ſehen. Man wirft ſie mit der Schlinge nieder und zieht ſie an Bord mittels einer Vor-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/247>, abgerufen am 25.11.2024.