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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.

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Boden und zerstören durch die rasche Verbrennung der Kohlen-
wasserstoff- und anderen oxydierbaren Verbindungen die Keime
der Fruchtbarkeit. Diese Wirkungen fallen den Kolonisten
desto mehr auf, da sie in einem noch nicht lange bewohnten
Lande die Fruchtbarkeit eines seit Jahrtausenden unberührten
Bodens mit dem Ertrag der bebauten Felder vergleichen können.
In Bezug auf den Ertrag des Ackerbaues sind gegenwärtig
die spanischen Kolonieen auf dem Festland und die großen
Inseln Portorico und Cuba gegen die Kleinen Antillen be-
deutend im Vorteil. Erstere haben vermöge ihrer Größe, der
mannigfaltigen Bodenbildung und der verhältnismäßig geringen
Bevölkerung noch ganz den Typus eines unberührten Bodens,
während man auf Barbados, Tabago, Santa Lucia, auf den
Jungfraueninseln und im französischen Anteil von San Do-
mingo nachgerade spürt, daß lange fortgesetzter Anbau den
Boden erschöpft. Wenn man in den Thälern von Aragua
die Indigofelder, statt sie aufzugeben und brach liegen zu
lassen, nicht mit Getreide, sondern mit anderen nährenden und
Futterkräutern anpflanzte, wenn man dazu vorzugsweise Ge-
wächse aus verschiedenen Familien nähme, und solche, die mit
ihren breiten Blättern den Boden beschatten, so würden all-
mählich die Felder verbessert und ihnen ihre frühere Frucht-
barkeit zum Teil wieder gegeben werden.

Die Stadt Nueva Valencia nimmt einen ansehnlichen
Flächenraum ein; aber die Bevölkerung ist kaum 6000 bis
7000 Seelen stark. Die Straßen sind sehr breit, der Markt
(plaza mayor) ist übermäßig groß, und da die Häuser sehr
niedrig sind, ist das Mißverhältnis zwischen der Bevölkerung
und der Ausdehnung der Stadt noch auffallender als in Ca-
racas. Viele Weiße von europäischer Abstammung, besonders
die ärmsten, ziehen aus ihren Häusern und leben den größten
Teil des Jahres auf ihren kleinen Indigo- oder Baumwollen-
pflanzungen. Dort wagen sie es, mit eigenen Händen zu
arbeiten, während ihnen dies, nach dem im Lande herrschen-
den eingewurzelten Vorurteil, in der Stadt zur Schande ge-
reichte. Der Gewerbefleiß fängt im allgemeinen an sich zu
regen, und der Baumwollenbau hat bedeutend zugenommen,
seit dem Handel von Porto Cabello neue Freiheiten erteilt
worden sind und dieser Hafen als Haupthafen, als puerto
mayor,
den unmittelbar aus dem Mutterlande kommenden
Schiffen offen steht.

Nueva Valencia wurde im Jahre 1555 unter Villacindas

Boden und zerſtören durch die raſche Verbrennung der Kohlen-
waſſerſtoff- und anderen oxydierbaren Verbindungen die Keime
der Fruchtbarkeit. Dieſe Wirkungen fallen den Koloniſten
deſto mehr auf, da ſie in einem noch nicht lange bewohnten
Lande die Fruchtbarkeit eines ſeit Jahrtauſenden unberührten
Bodens mit dem Ertrag der bebauten Felder vergleichen können.
In Bezug auf den Ertrag des Ackerbaues ſind gegenwärtig
die ſpaniſchen Kolonieen auf dem Feſtland und die großen
Inſeln Portorico und Cuba gegen die Kleinen Antillen be-
deutend im Vorteil. Erſtere haben vermöge ihrer Größe, der
mannigfaltigen Bodenbildung und der verhältnismäßig geringen
Bevölkerung noch ganz den Typus eines unberührten Bodens,
während man auf Barbados, Tabago, Santa Lucia, auf den
Jungfraueninſeln und im franzöſiſchen Anteil von San Do-
mingo nachgerade ſpürt, daß lange fortgeſetzter Anbau den
Boden erſchöpft. Wenn man in den Thälern von Aragua
die Indigofelder, ſtatt ſie aufzugeben und brach liegen zu
laſſen, nicht mit Getreide, ſondern mit anderen nährenden und
Futterkräutern anpflanzte, wenn man dazu vorzugsweiſe Ge-
wächſe aus verſchiedenen Familien nähme, und ſolche, die mit
ihren breiten Blättern den Boden beſchatten, ſo würden all-
mählich die Felder verbeſſert und ihnen ihre frühere Frucht-
barkeit zum Teil wieder gegeben werden.

Die Stadt Nueva Valencia nimmt einen anſehnlichen
Flächenraum ein; aber die Bevölkerung iſt kaum 6000 bis
7000 Seelen ſtark. Die Straßen ſind ſehr breit, der Markt
(plaza mayor) iſt übermäßig groß, und da die Häuſer ſehr
niedrig ſind, iſt das Mißverhältnis zwiſchen der Bevölkerung
und der Ausdehnung der Stadt noch auffallender als in Ca-
racas. Viele Weiße von europäiſcher Abſtammung, beſonders
die ärmſten, ziehen aus ihren Häuſern und leben den größten
Teil des Jahres auf ihren kleinen Indigo- oder Baumwollen-
pflanzungen. Dort wagen ſie es, mit eigenen Händen zu
arbeiten, während ihnen dies, nach dem im Lande herrſchen-
den eingewurzelten Vorurteil, in der Stadt zur Schande ge-
reichte. Der Gewerbefleiß fängt im allgemeinen an ſich zu
regen, und der Baumwollenbau hat bedeutend zugenommen,
ſeit dem Handel von Porto Cabello neue Freiheiten erteilt
worden ſind und dieſer Hafen als Haupthafen, als puerto
mayor,
den unmittelbar aus dem Mutterlande kommenden
Schiffen offen ſteht.

Nueva Valencia wurde im Jahre 1555 unter Villacindas

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[229/0237] Boden und zerſtören durch die raſche Verbrennung der Kohlen- waſſerſtoff- und anderen oxydierbaren Verbindungen die Keime der Fruchtbarkeit. Dieſe Wirkungen fallen den Koloniſten deſto mehr auf, da ſie in einem noch nicht lange bewohnten Lande die Fruchtbarkeit eines ſeit Jahrtauſenden unberührten Bodens mit dem Ertrag der bebauten Felder vergleichen können. In Bezug auf den Ertrag des Ackerbaues ſind gegenwärtig die ſpaniſchen Kolonieen auf dem Feſtland und die großen Inſeln Portorico und Cuba gegen die Kleinen Antillen be- deutend im Vorteil. Erſtere haben vermöge ihrer Größe, der mannigfaltigen Bodenbildung und der verhältnismäßig geringen Bevölkerung noch ganz den Typus eines unberührten Bodens, während man auf Barbados, Tabago, Santa Lucia, auf den Jungfraueninſeln und im franzöſiſchen Anteil von San Do- mingo nachgerade ſpürt, daß lange fortgeſetzter Anbau den Boden erſchöpft. Wenn man in den Thälern von Aragua die Indigofelder, ſtatt ſie aufzugeben und brach liegen zu laſſen, nicht mit Getreide, ſondern mit anderen nährenden und Futterkräutern anpflanzte, wenn man dazu vorzugsweiſe Ge- wächſe aus verſchiedenen Familien nähme, und ſolche, die mit ihren breiten Blättern den Boden beſchatten, ſo würden all- mählich die Felder verbeſſert und ihnen ihre frühere Frucht- barkeit zum Teil wieder gegeben werden. Die Stadt Nueva Valencia nimmt einen anſehnlichen Flächenraum ein; aber die Bevölkerung iſt kaum 6000 bis 7000 Seelen ſtark. Die Straßen ſind ſehr breit, der Markt (plaza mayor) iſt übermäßig groß, und da die Häuſer ſehr niedrig ſind, iſt das Mißverhältnis zwiſchen der Bevölkerung und der Ausdehnung der Stadt noch auffallender als in Ca- racas. Viele Weiße von europäiſcher Abſtammung, beſonders die ärmſten, ziehen aus ihren Häuſern und leben den größten Teil des Jahres auf ihren kleinen Indigo- oder Baumwollen- pflanzungen. Dort wagen ſie es, mit eigenen Händen zu arbeiten, während ihnen dies, nach dem im Lande herrſchen- den eingewurzelten Vorurteil, in der Stadt zur Schande ge- reichte. Der Gewerbefleiß fängt im allgemeinen an ſich zu regen, und der Baumwollenbau hat bedeutend zugenommen, ſeit dem Handel von Porto Cabello neue Freiheiten erteilt worden ſind und dieſer Hafen als Haupthafen, als puerto mayor, den unmittelbar aus dem Mutterlande kommenden Schiffen offen ſteht. Nueva Valencia wurde im Jahre 1555 unter Villacindas

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/237>, abgerufen am 22.11.2024.