Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.fierno, 1 welche die neueren Karten Roca del Oeste (westlicher Da der schwache Wind und die Strömung uns aus dem 1 Ich bemerke hier, daß diese Klippe schon auf der berühmten venezianischen Karte des Andrea Bianco angegeben ist, daß aber mit dem Namen Infierno, wie auch auf der ältesten Karte des Pici- gano, Tenerifa bezeichnet ist, wahrscheinlich weil die Guanchen den Pik als den Eingang der Hölle ansahen. 2 Im Jahre 1720 war die Insel auf 31 bis 36 km sichtbar.
In denselben Strichen ist im Jahre 1811 wieder eine Insel er- schienen. fierno, 1 welche die neueren Karten Roca del Oeste (weſtlicher Da der ſchwache Wind und die Strömung uns aus dem 1 Ich bemerke hier, daß dieſe Klippe ſchon auf der berühmten venezianiſchen Karte des Andrea Bianco angegeben iſt, daß aber mit dem Namen Infierno, wie auch auf der älteſten Karte des Pici- gano, Tenerifa bezeichnet iſt, wahrſcheinlich weil die Guanchen den Pik als den Eingang der Hölle anſahen. 2 Im Jahre 1720 war die Inſel auf 31 bis 36 km ſichtbar.
In denſelben Strichen iſt im Jahre 1811 wieder eine Inſel er- ſchienen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0063" n="47"/> fierno, <note place="foot" n="1">Ich bemerke hier, daß dieſe Klippe ſchon auf der berühmten<lb/> venezianiſchen Karte des Andrea Bianco angegeben iſt, daß aber<lb/> mit dem Namen Infierno, wie auch auf der älteſten Karte des Pici-<lb/> gano, Tenerifa bezeichnet iſt, wahrſcheinlich weil die Guanchen den<lb/> Pik als den Eingang der Hölle anſahen.</note> welche die neueren Karten <hi rendition="#aq">Roca del Oeste</hi> (weſtlicher<lb/> Fels) nennen, durch das vulkaniſche Feuer emporgehoben. Sie<lb/> kann ſogar früher weit höher geweſen ſein; denn die „neue<lb/> Inſel“ der Azoren, die zu wiederholten Malen aus dem Meere<lb/> geſtiegen, in den Jahren 1638 und 1719, war 115 <hi rendition="#aq">m</hi> hoch <note place="foot" n="2">Im Jahre 1720 war die Inſel auf 31 bis 36 <hi rendition="#aq">km</hi> ſichtbar.<lb/> In denſelben Strichen iſt im Jahre 1811 wieder eine Inſel er-<lb/> ſchienen.</note><lb/> geworden, als ſie im Jahre 1728 ſo gänzlich verſchwand,<lb/> daß man da, wo ſie geſtanden, das Meer 146 <hi rendition="#aq">m</hi> tief fand.<lb/> Meine Anſicht vom Urſprung der Baſaltkuppe Infierno wird<lb/> durch ein Ereignis beſtätigt, das um die Mitte des vorigen<lb/> Jahrhunderts in derſelben Gegend beobachtet wurde. Beim<lb/> Ausbruch des Vulkanes Temanfaya erhoben ſich vom Meeres-<lb/> boden zwei pyramidale Hügel von ſteiniger Lava, und ver-<lb/> ſchmolzen nach und nach mit der Inſel Lanzarote.</p><lb/> <p>Da der ſchwache Wind und die Strömung uns aus dem<lb/> Kanal von Alegranza nicht herauskommen ließen, beſchloß<lb/> man, während der Nacht zwiſchen der Inſel Clara und der<lb/><hi rendition="#aq">Roca del Oeste</hi> zu kreuzen. Dies hätte beinahe ſehr ſchlimme<lb/> Folgen für uns gehabt. Es iſt gefährlich, ſich bei Windſtille<lb/> in der Nähe dieſes Riffes aufzuhalten, gegen das die Strö-<lb/> mung ausnehmend ſtark hinzieht. Um Mitternacht fingen<lb/> wir an, die Wirkung der Strömung gewahr zu werden. Die<lb/> nahe vor uns ſenkrecht aus dem Waſſer aufſteigenden Fels-<lb/> maſſen benahmen uns den wenigen Wind, der wehte; die<lb/> Korvette gehorchte dem Steuer faſt nicht mehr und jeden<lb/> Augenblick fürchtete man zu ſtranden. Es iſt ſchwer begreiflich,<lb/> wie eine einzelne Baſaltkuppe mitten im weiten Weltmeer<lb/> das Waſſer in ſolche Aufregung verſetzen kann. Dieſe Er-<lb/> ſcheinungen, welche die volle Aufmerkſamkeit der Phyſiker<lb/> verdienen, ſind übrigens den Seefahrern wohl bekannt; ſie<lb/> treten in der Südſee, namentlich im kleinen Archipel der<lb/> Galapagosinſeln, in furchtbarem Maßſtabe auf. Der Tem-<lb/> peraturunterſchied zwiſchen der Flüſſigkeit und der Felsmaſſe<lb/> vermag den Zug der Strömung zu ihnen hin nicht zu er-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0063]
fierno, 1 welche die neueren Karten Roca del Oeste (weſtlicher
Fels) nennen, durch das vulkaniſche Feuer emporgehoben. Sie
kann ſogar früher weit höher geweſen ſein; denn die „neue
Inſel“ der Azoren, die zu wiederholten Malen aus dem Meere
geſtiegen, in den Jahren 1638 und 1719, war 115 m hoch 2
geworden, als ſie im Jahre 1728 ſo gänzlich verſchwand,
daß man da, wo ſie geſtanden, das Meer 146 m tief fand.
Meine Anſicht vom Urſprung der Baſaltkuppe Infierno wird
durch ein Ereignis beſtätigt, das um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts in derſelben Gegend beobachtet wurde. Beim
Ausbruch des Vulkanes Temanfaya erhoben ſich vom Meeres-
boden zwei pyramidale Hügel von ſteiniger Lava, und ver-
ſchmolzen nach und nach mit der Inſel Lanzarote.
Da der ſchwache Wind und die Strömung uns aus dem
Kanal von Alegranza nicht herauskommen ließen, beſchloß
man, während der Nacht zwiſchen der Inſel Clara und der
Roca del Oeste zu kreuzen. Dies hätte beinahe ſehr ſchlimme
Folgen für uns gehabt. Es iſt gefährlich, ſich bei Windſtille
in der Nähe dieſes Riffes aufzuhalten, gegen das die Strö-
mung ausnehmend ſtark hinzieht. Um Mitternacht fingen
wir an, die Wirkung der Strömung gewahr zu werden. Die
nahe vor uns ſenkrecht aus dem Waſſer aufſteigenden Fels-
maſſen benahmen uns den wenigen Wind, der wehte; die
Korvette gehorchte dem Steuer faſt nicht mehr und jeden
Augenblick fürchtete man zu ſtranden. Es iſt ſchwer begreiflich,
wie eine einzelne Baſaltkuppe mitten im weiten Weltmeer
das Waſſer in ſolche Aufregung verſetzen kann. Dieſe Er-
ſcheinungen, welche die volle Aufmerkſamkeit der Phyſiker
verdienen, ſind übrigens den Seefahrern wohl bekannt; ſie
treten in der Südſee, namentlich im kleinen Archipel der
Galapagosinſeln, in furchtbarem Maßſtabe auf. Der Tem-
peraturunterſchied zwiſchen der Flüſſigkeit und der Felsmaſſe
vermag den Zug der Strömung zu ihnen hin nicht zu er-
1 Ich bemerke hier, daß dieſe Klippe ſchon auf der berühmten
venezianiſchen Karte des Andrea Bianco angegeben iſt, daß aber
mit dem Namen Infierno, wie auch auf der älteſten Karte des Pici-
gano, Tenerifa bezeichnet iſt, wahrſcheinlich weil die Guanchen den
Pik als den Eingang der Hölle anſahen.
2 Im Jahre 1720 war die Inſel auf 31 bis 36 km ſichtbar.
In denſelben Strichen iſt im Jahre 1811 wieder eine Inſel er-
ſchienen.
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