Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.Theil I. bis Justinian. Furius Anthianus und Rutilius Maximus,interessiren uns alle weit weniger, als Do- mitius Vlpianus, denn von keinem Schrift- steller haben wir so viele Fragmente in den Pandecten, von keinem haben wir ein so großes gar nicht interpolirtes Werk, und keiner hat im Staate so lange eigentlich re- giert, als er. Ulpian war von einer Phö- nicischen Familie, wie Papinian, und viel- leicht trug bey beyden eine Verwandtschaft mit der Gemahlinn von Septimius Seve- rus zu ihrem Glücke bey. Ulpian ward erklärter Premier Minister des 17jährigen Alexander Sever, aber in den Armen sei- nes Kaisers ward er von den Soldaten er- mordet, wie von nun an beynahe alle tugend- hafte Regenten. Er hatte ein Werk von 80 Büchern über das Edict, eines von 50 ad Sabinum, eines von 20 ad leges, viele be- richtigende Anmerkungen selbst zu Papi- nian, und viele Anweisungen für einzele obrigkeitliche Stellen geschrieben. Von sei- nem liber singularis regularum haben wir Fragmente, die gewiß nicht von Anian oder Gojarich excerpirt, gewiß nicht von Si- chard sondern von du Teil (Tilius) zuerst herausgegeben worden sind, mit dem ganz falschen Titel: Tituli ex corpore Vlpiani XXIX. Cujas hat den Text verbessert, aber
Theil I. bis Juſtinian. Furius Anthianus und Rutilius Maximus,intereſſiren uns alle weit weniger, als Do- mitius Vlpianus, denn von keinem Schrift- ſteller haben wir ſo viele Fragmente in den Pandecten, von keinem haben wir ein ſo großes gar nicht interpolirtes Werk, und keiner hat im Staate ſo lange eigentlich re- giert, als er. Ulpian war von einer Phoͤ- niciſchen Familie, wie Papinian, und viel- leicht trug bey beyden eine Verwandtſchaft mit der Gemahlinn von Septimius Seve- rus zu ihrem Gluͤcke bey. Ulpian ward erklaͤrter Premier Miniſter des 17jaͤhrigen Alexander Sever, aber in den Armen ſei- nes Kaiſers ward er von den Soldaten er- mordet, wie von nun an beynahe alle tugend- hafte Regenten. Er hatte ein Werk von 80 Buͤchern uͤber das Edict, eines von 50 ad Sabinum, eines von 20 ad leges, viele be- richtigende Anmerkungen ſelbſt zu Papi- nian, und viele Anweiſungen fuͤr einzele obrigkeitliche Stellen geſchrieben. Von ſei- nem liber ſingularis regularum haben wir Fragmente, die gewiß nicht von Anian oder Gojarich excerpirt, gewiß nicht von Si- chard ſondern von du Teil (Tilius) zuerſt herausgegeben worden ſind, mit dem ganz falſchen Titel: Tituli ex corpore Vlpiani XXIX. Cujas hat den Text verbeſſert, aber
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Theil I. bis Juſtinian.
Furius Anthianus und Rutilius Maximus,
intereſſiren uns alle weit weniger, als Do-
mitius Vlpianus, denn von keinem Schrift-
ſteller haben wir ſo viele Fragmente in den
Pandecten, von keinem haben wir ein ſo
großes gar nicht interpolirtes Werk, und
keiner hat im Staate ſo lange eigentlich re-
giert, als er. Ulpian war von einer Phoͤ-
niciſchen Familie, wie Papinian, und viel-
leicht trug bey beyden eine Verwandtſchaft
mit der Gemahlinn von Septimius Seve-
rus zu ihrem Gluͤcke bey. Ulpian ward
erklaͤrter Premier Miniſter des 17jaͤhrigen
Alexander Sever, aber in den Armen ſei-
nes Kaiſers ward er von den Soldaten er-
mordet, wie von nun an beynahe alle tugend-
hafte Regenten. Er hatte ein Werk von 80
Buͤchern uͤber das Edict, eines von 50 ad
Sabinum, eines von 20 ad leges, viele be-
richtigende Anmerkungen ſelbſt zu Papi-
nian, und viele Anweiſungen fuͤr einzele
obrigkeitliche Stellen geſchrieben. Von ſei-
nem liber ſingularis regularum haben wir
Fragmente, die gewiß nicht von Anian oder
Gojarich excerpirt, gewiß nicht von Si-
chard ſondern von du Teil (Tilius) zuerſt
herausgegeben worden ſind, mit dem ganz
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