Nach 12 Jahren einer, erst aus Schwä- che und dann aus Gewohnheit, grausamen Regierung ward er ermordet, und nun muß- te wieder ein bürgerlicher Krieg entscheiden wer August werden sollte, denn von dem Stamm der Antonine war niemand mehr übrig. Pertinar und Didius Julianus, der praefectus urbis und der reichste Senator fallen beyde durch die Prätorianer. Septi- mius Severus überwindet zwey Nebenbuler, tyrannisirt über den Senat, der ihm abge- neigt gewesen war, und vernichtet die alte Garde. Von den Legionen aller Provinzen hebt er die tapfersten Veteranen aus, und sie bilden die neue Garde von 50000 Mann, da die alte nur den vierten Theil so stark ge- wesen war. Er bereitete das Unglück seiner Nachfolger durch seinen Grundsatz, nur den Truppen zu schmeicheln, nur sie, durch Ge- schenke und ausschweifende Nachsicht, für sich zu gewinnen, vor. Es ist weit richtiger, mit den Historikern bey ihm die Epoche des militairischen Despotismus zu setzen, als mit den heutigen Juristen bey August oder Sa- drian. Auch ein Großvezir erscheint jetzt; der neue praefectus praetorio bekam auch die Finanzen und die Justiz unter sich, und die persönlichen Verhältnisse von Plautian hat-
ten
Periode 3. Quellen.
§. 111.
Nach 12 Jahren einer, erſt aus Schwaͤ- che und dann aus Gewohnheit, grauſamen Regierung ward er ermordet, und nun muß- te wieder ein buͤrgerlicher Krieg entſcheiden wer Auguſt werden ſollte, denn von dem Stamm der Antonine war niemand mehr uͤbrig. Pertinar und Didius Julianus, der praefectus urbis und der reichſte Senator fallen beyde durch die Praͤtorianer. Septi- mius Severus uͤberwindet zwey Nebenbuler, tyranniſirt uͤber den Senat, der ihm abge- neigt geweſen war, und vernichtet die alte Garde. Von den Legionen aller Provinzen hebt er die tapferſten Veteranen aus, und ſie bilden die neue Garde von 50000 Mann, da die alte nur den vierten Theil ſo ſtark ge- weſen war. Er bereitete das Ungluͤck ſeiner Nachfolger durch ſeinen Grundſatz, nur den Truppen zu ſchmeicheln, nur ſie, durch Ge- ſchenke und ausſchweifende Nachſicht, fuͤr ſich zu gewinnen, vor. Es iſt weit richtiger, mit den Hiſtorikern bey ihm die Epoche des militairiſchen Deſpotismus zu ſetzen, als mit den heutigen Juriſten bey Auguſt oder Sa- drian. Auch ein Großvezir erſcheint jetzt; der neue praefectus praetorio bekam auch die Finanzen und die Juſtiz unter ſich, und die perſoͤnlichen Verhaͤltniſſe von Plautian hat-
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Periode 3. Quellen.
§. 111.
Nach 12 Jahren einer, erſt aus Schwaͤ-
che und dann aus Gewohnheit, grauſamen
Regierung ward er ermordet, und nun muß-
te wieder ein buͤrgerlicher Krieg entſcheiden
wer Auguſt werden ſollte, denn von dem
Stamm der Antonine war niemand mehr
uͤbrig. Pertinar und Didius Julianus,
der praefectus urbis und der reichſte Senator
fallen beyde durch die Praͤtorianer. Septi-
mius Severus uͤberwindet zwey Nebenbuler,
tyranniſirt uͤber den Senat, der ihm abge-
neigt geweſen war, und vernichtet die alte
Garde. Von den Legionen aller Provinzen
hebt er die tapferſten Veteranen aus, und
ſie bilden die neue Garde von 50000 Mann,
da die alte nur den vierten Theil ſo ſtark ge-
weſen war. Er bereitete das Ungluͤck ſeiner
Nachfolger durch ſeinen Grundſatz, nur den
Truppen zu ſchmeicheln, nur ſie, durch Ge-
ſchenke und ausſchweifende Nachſicht, fuͤr
ſich zu gewinnen, vor. Es iſt weit richtiger,
mit den Hiſtorikern bey ihm die Epoche des
militairiſchen Deſpotismus zu ſetzen, als mit
den heutigen Juriſten bey Auguſt oder Sa-
drian. Auch ein Großvezir erſcheint jetzt;
der neue praefectus praetorio bekam auch die
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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/137>, abgerufen am 16.07.2024.
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