nachzufolgen, in Demuth und Reinheit, in Bescheidenheit und Frömmigkeit - und Gott wird dir für einen Bräu- tigam sorgen, welcher dem hl. Joseph nachfolgt.
Aber, denket ihr vielleicht, warum werden denn so viele junge Leute, welche gute Schulen besuchten, welche die heiligen Sakramente recht oft empfangen, dennoch nur zu oft wie vom Wirbel erfaßt, und in den Abgrund der Sünde oder einer unglücklichen Ehe fortgerissen? - Es fehlt ihnen das Auge, welches ihre Seele und Leidenschaften durchschaut, es fehlt ihnen die Hand, welche sie fest anfaßt und leitet; wenn ihnen aber jenes Auge und diese Hand nicht fehlt, so ent- ziehen sie sich dem scharfen Blicke und der starken Leitung. Zufrieden bei einer Art süßlicher Andacht oder bei allerlei äußern Uebungen, unbekümmert um scheinbar unschuldige aber in Wirklichkeit sehr gefährlichen Zuneigungen, lassen sie ihre Leidenschaften motten, bis deren Feuer so- bald es eine Oeffnung findet, qualmend hervorbricht und ihre Hochzeitsfeier oder ihre Schande umwirbelt. Darum, christliche Jugend, laß dich warnen - und warnen zur rechten Zeit, laß dich warnen von einem Priester, der unter Jammergestalten zertretener Unschuld in den Woh- nungen unglücklicher Familien reden gelernt hat, wie er jetzt zu dir spricht.
Aber, denket ihr vielleicht, auf dem Wege der wahren Unschuld nicht zur Ehe gelangen? Wie konnten Maria und Joseph sich finden, da doch beide das Gelübde ewiger Jungfräulichkeit abgelegt hatten? Gott, der sie für ein- ander bestimmt hatte, brachte sie zusammen. Der hl. Tho- mas (p. III. q. 29. ar. 1) bemerkt, daß Maria von dem hl. Geist erleuchtet und geführt wurde, den hl. Joseph zu ihrem Manne zu nehmen, in der festen Ueberzeugung, ihre Jungfräulichkeit werde unversehrt bleiben. Daher betet die Kirche: "Gott, der du durch deine unaussprech- liche Vorsehung den seligen Joseph zum Bräutigam deines
nachzufolgen, in Demuth und Reinheit, in Bescheidenheit und Frömmigkeit – und Gott wird dir für einen Bräu- tigam sorgen, welcher dem hl. Joseph nachfolgt.
Aber, denket ihr vielleicht, warum werden denn so viele junge Leute, welche gute Schulen besuchten, welche die heiligen Sakramente recht oft empfangen, dennoch nur zu oft wie vom Wirbel erfaßt, und in den Abgrund der Sünde oder einer unglücklichen Ehe fortgerissen? – Es fehlt ihnen das Auge, welches ihre Seele und Leidenschaften durchschaut, es fehlt ihnen die Hand, welche sie fest anfaßt und leitet; wenn ihnen aber jenes Auge und diese Hand nicht fehlt, so ent- ziehen sie sich dem scharfen Blicke und der starken Leitung. Zufrieden bei einer Art süßlicher Andacht oder bei allerlei äußern Uebungen, unbekümmert um scheinbar unschuldige aber in Wirklichkeit sehr gefährlichen Zuneigungen, lassen sie ihre Leidenschaften motten, bis deren Feuer so- bald es eine Oeffnung findet, qualmend hervorbricht und ihre Hochzeitsfeier oder ihre Schande umwirbelt. Darum, christliche Jugend, laß dich warnen – und warnen zur rechten Zeit, laß dich warnen von einem Priester, der unter Jammergestalten zertretener Unschuld in den Woh- nungen unglücklicher Familien reden gelernt hat, wie er jetzt zu dir spricht.
Aber, denket ihr vielleicht, auf dem Wege der wahren Unschuld nicht zur Ehe gelangen? Wie konnten Maria und Joseph sich finden, da doch beide das Gelübde ewiger Jungfräulichkeit abgelegt hatten? Gott, der sie für ein- ander bestimmt hatte, brachte sie zusammen. Der hl. Tho- mas (p. III. q. 29. ar. 1) bemerkt, daß Maria von dem hl. Geist erleuchtet und geführt wurde, den hl. Joseph zu ihrem Manne zu nehmen, in der festen Ueberzeugung, ihre Jungfräulichkeit werde unversehrt bleiben. Daher betet die Kirche: „Gott, der du durch deine unaussprech- liche Vorsehung den seligen Joseph zum Bräutigam deines
<TEI><text><body><divn="6"><p><pbfacs="#f0065"xml:id="H891_001_1896_pb0053_0001"n="53"/>
nachzufolgen, in Demuth und Reinheit, in Bescheidenheit<lb/>
und Frömmigkeit – und Gott wird dir für einen Bräu-<lb/>
tigam sorgen, welcher dem hl. Joseph nachfolgt.</p><p>Aber, denket ihr vielleicht, warum werden denn so viele<lb/>
junge Leute, welche gute Schulen besuchten, welche die<lb/>
heiligen Sakramente recht oft empfangen, dennoch nur zu oft<lb/>
wie vom Wirbel erfaßt, und in den Abgrund der Sünde oder<lb/>
einer unglücklichen Ehe fortgerissen? – Es fehlt ihnen das<lb/>
Auge, welches ihre Seele und Leidenschaften durchschaut, es<lb/>
fehlt ihnen die Hand, welche sie fest anfaßt und leitet; wenn<lb/>
ihnen aber jenes Auge und diese Hand nicht fehlt, so ent-<lb/>
ziehen <hirendition="#g">sie</hi> sich dem scharfen Blicke und der starken Leitung.<lb/>
Zufrieden bei einer Art süßlicher Andacht oder bei allerlei<lb/>
äußern Uebungen, unbekümmert um scheinbar unschuldige<lb/>
aber in Wirklichkeit sehr gefährlichen Zuneigungen, lassen<lb/>
sie ihre Leidenschaften motten, bis deren Feuer so-<lb/>
bald es eine Oeffnung findet, qualmend hervorbricht und<lb/>
ihre Hochzeitsfeier oder ihre Schande umwirbelt. Darum,<lb/>
christliche Jugend, laß dich warnen – und warnen zur<lb/>
rechten Zeit, laß dich warnen von einem Priester, der<lb/>
unter Jammergestalten zertretener Unschuld in den Woh-<lb/>
nungen unglücklicher Familien reden gelernt hat, wie er<lb/>
jetzt zu dir spricht.</p><p>Aber, denket ihr vielleicht, auf dem Wege der wahren<lb/>
Unschuld nicht zur Ehe gelangen? Wie konnten Maria<lb/>
und Joseph sich finden, da doch beide das Gelübde ewiger<lb/>
Jungfräulichkeit abgelegt hatten? Gott, der sie für ein-<lb/>
ander bestimmt hatte, brachte sie zusammen. Der hl. Tho-<lb/>
mas (p. III. q. 29. ar. 1) bemerkt, daß Maria von dem<lb/>
hl. Geist erleuchtet und geführt wurde, den hl. Joseph zu<lb/>
ihrem Manne zu nehmen, in der festen Ueberzeugung,<lb/>
ihre Jungfräulichkeit werde unversehrt bleiben. Daher<lb/>
betet die Kirche: <q>„Gott, der du durch deine unaussprech-<lb/>
liche Vorsehung den seligen Joseph zum Bräutigam deines<lb/></q></p></div></body></text></TEI>
[53/0065]
nachzufolgen, in Demuth und Reinheit, in Bescheidenheit
und Frömmigkeit – und Gott wird dir für einen Bräu-
tigam sorgen, welcher dem hl. Joseph nachfolgt.
Aber, denket ihr vielleicht, warum werden denn so viele
junge Leute, welche gute Schulen besuchten, welche die
heiligen Sakramente recht oft empfangen, dennoch nur zu oft
wie vom Wirbel erfaßt, und in den Abgrund der Sünde oder
einer unglücklichen Ehe fortgerissen? – Es fehlt ihnen das
Auge, welches ihre Seele und Leidenschaften durchschaut, es
fehlt ihnen die Hand, welche sie fest anfaßt und leitet; wenn
ihnen aber jenes Auge und diese Hand nicht fehlt, so ent-
ziehen sie sich dem scharfen Blicke und der starken Leitung.
Zufrieden bei einer Art süßlicher Andacht oder bei allerlei
äußern Uebungen, unbekümmert um scheinbar unschuldige
aber in Wirklichkeit sehr gefährlichen Zuneigungen, lassen
sie ihre Leidenschaften motten, bis deren Feuer so-
bald es eine Oeffnung findet, qualmend hervorbricht und
ihre Hochzeitsfeier oder ihre Schande umwirbelt. Darum,
christliche Jugend, laß dich warnen – und warnen zur
rechten Zeit, laß dich warnen von einem Priester, der
unter Jammergestalten zertretener Unschuld in den Woh-
nungen unglücklicher Familien reden gelernt hat, wie er
jetzt zu dir spricht.
Aber, denket ihr vielleicht, auf dem Wege der wahren
Unschuld nicht zur Ehe gelangen? Wie konnten Maria
und Joseph sich finden, da doch beide das Gelübde ewiger
Jungfräulichkeit abgelegt hatten? Gott, der sie für ein-
ander bestimmt hatte, brachte sie zusammen. Der hl. Tho-
mas (p. III. q. 29. ar. 1) bemerkt, daß Maria von dem
hl. Geist erleuchtet und geführt wurde, den hl. Joseph zu
ihrem Manne zu nehmen, in der festen Ueberzeugung,
ihre Jungfräulichkeit werde unversehrt bleiben. Daher
betet die Kirche: „Gott, der du durch deine unaussprech-
liche Vorsehung den seligen Joseph zum Bräutigam deines
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/65>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.