der hl. Paulus (l. Kor. VII): "Ich sage aber den Un- verheiratheten und Wittwen, es ist ihnen gut, wenn sie so bleiben, wie auch ich. Wenn sie aber nicht enthaltsam sind, so sollen sie heirathen; denn es ist besser heirathen als brennen." Wem gilt das? Den Unverheiratheten und Wittwen, aber nicht den Geschiedenen. Nicht den Geschiedenen. Denn nach dem gleichen Völker- lehrer ist in diesem Falle bei Lebzeiten beider Theile keine neue Ehe, sondern nur ein Ehebruch möglich. Denn wer geschieden, bleibt doch bis zum Tode des andern Theiles nach Gottes Gesetz verheirathet.
Was sagt also der hl. Paulus den Unverheiratheten und den Wittwen, aber nicht den Geschiedenen? Wenn Ledige und Wittwen außer der Ehe die Keuschheit kaum bewahren können, sollen sie heirathen. Doch abgesehen von den Schwierigkeiten, die Sinnlichkeit zu überwinden, kommt der Beruf zur Ehe noch von ganz anderer Seite.
"Es ist nicht gut für den Menschen, daß er allein sei. Laßt uns ihm eine Gehilfin machen, die ihm ähn- lich sei." (Gen. II 18.) So sprach Gott, schuf die Eva, gab sie dem Adam zum Weibe als ihm ähnliche Gehilfin. Wer nun hat diese Hilfe nothwendig? In der Regel Alle, welche in der Welt draußen den verschiedenen Berufsarten sich widmen. Man kann nicht immer bei den Eltern bleiben, die Geschwister trennen sich, man fängt ein eigenes Geschäft an. Da nun kommt das Be- dürfniß nach einer Gehilfin, mit der man wie eine mora- lische Person wird, um jenes Glück zu finden, von dem der hl. Geist redet: "Wer ein gutes Weib findet, findet ein Gut, dessen Werth Schätzen gleicht, die weit von den äußersten Grenzen der Erde herkommen. Er legt den Grund zu seinem Wohlstand; er wird Freude schöpfen von dem Herrn und die Jahre seines Lebens in Friede zubringen." (Sirach Kap. 37.)
der hl. Paulus (l. Kor. VII): „Ich sage aber den Un- verheiratheten und Wittwen, es ist ihnen gut, wenn sie so bleiben, wie auch ich. Wenn sie aber nicht enthaltsam sind, so sollen sie heirathen; denn es ist besser heirathen als brennen.“ Wem gilt das? Den Unverheiratheten und Wittwen, aber nicht den Geschiedenen. Nicht den Geschiedenen. Denn nach dem gleichen Völker- lehrer ist in diesem Falle bei Lebzeiten beider Theile keine neue Ehe, sondern nur ein Ehebruch möglich. Denn wer geschieden, bleibt doch bis zum Tode des andern Theiles nach Gottes Gesetz verheirathet.
Was sagt also der hl. Paulus den Unverheiratheten und den Wittwen, aber nicht den Geschiedenen? Wenn Ledige und Wittwen außer der Ehe die Keuschheit kaum bewahren können, sollen sie heirathen. Doch abgesehen von den Schwierigkeiten, die Sinnlichkeit zu überwinden, kommt der Beruf zur Ehe noch von ganz anderer Seite.
„Es ist nicht gut für den Menschen, daß er allein sei. Laßt uns ihm eine Gehilfin machen, die ihm ähn- lich sei.“ (Gen. II 18.) So sprach Gott, schuf die Eva, gab sie dem Adam zum Weibe als ihm ähnliche Gehilfin. Wer nun hat diese Hilfe nothwendig? In der Regel Alle, welche in der Welt draußen den verschiedenen Berufsarten sich widmen. Man kann nicht immer bei den Eltern bleiben, die Geschwister trennen sich, man fängt ein eigenes Geschäft an. Da nun kommt das Be- dürfniß nach einer Gehilfin, mit der man wie eine mora- lische Person wird, um jenes Glück zu finden, von dem der hl. Geist redet: „Wer ein gutes Weib findet, findet ein Gut, dessen Werth Schätzen gleicht, die weit von den äußersten Grenzen der Erde herkommen. Er legt den Grund zu seinem Wohlstand; er wird Freude schöpfen von dem Herrn und die Jahre seines Lebens in Friede zubringen.“ (Sirach Kap. 37.)
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der hl. Paulus (l. Kor. VII): „Ich sage aber den Un-
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so bleiben, wie auch ich. Wenn sie aber nicht enthaltsam
sind, so sollen sie heirathen; denn es ist besser heirathen
als brennen.“ Wem gilt das? Den Unverheiratheten
und Wittwen, aber nicht den Geschiedenen. Nicht
den Geschiedenen. Denn nach dem gleichen Völker-
lehrer ist in diesem Falle bei Lebzeiten beider Theile
keine neue Ehe, sondern nur ein Ehebruch möglich.
Denn wer geschieden, bleibt doch bis zum Tode des
andern Theiles nach Gottes Gesetz verheirathet.
Was sagt also der hl. Paulus den Unverheiratheten
und den Wittwen, aber nicht den Geschiedenen? Wenn
Ledige und Wittwen außer der Ehe die Keuschheit kaum
bewahren können, sollen sie heirathen. Doch abgesehen
von den Schwierigkeiten, die Sinnlichkeit zu überwinden,
kommt der Beruf zur Ehe noch von ganz anderer Seite.
„Es ist nicht gut für den Menschen, daß er allein
sei. Laßt uns ihm eine Gehilfin machen, die ihm ähn-
lich sei.“ (Gen. II 18.) So sprach Gott, schuf die Eva,
gab sie dem Adam zum Weibe als ihm ähnliche Gehilfin.
Wer nun hat diese Hilfe nothwendig? In der Regel
Alle, welche in der Welt draußen den verschiedenen
Berufsarten sich widmen. Man kann nicht immer bei
den Eltern bleiben, die Geschwister trennen sich, man
fängt ein eigenes Geschäft an. Da nun kommt das Be-
dürfniß nach einer Gehilfin, mit der man wie eine mora-
lische Person wird, um jenes Glück zu finden, von dem
der hl. Geist redet: „Wer ein gutes Weib findet, findet
ein Gut, dessen Werth Schätzen gleicht, die weit von den
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Grund zu seinem Wohlstand; er wird Freude schöpfen
von dem Herrn und die Jahre seines Lebens in Friede
zubringen.“ (Sirach Kap. 37.)
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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