die Ruhe und die Schöne der Reinigkeit. Wenn aber der unreine Geist aus einem Leibe, den er vielleicht durch die Sünde jahrelang ruhig besaß, auf einmal weichen muß und nicht mehr zurückkehren kann, auch wenn er sieben ärgere Geister zu Hilfe nimmt, um so viel mehr wird er vor jenem Leibe zurückschrecken, dessen Wangen von der ersten hl. Communion an das Blut Christi röthet und ziert. Denn zitternd fliehen die bösen Geister, wenn sie das Blut des Erlösers erblicken; die Engel aber eilen freudig herbei. (Chrys. hom. 46 n. 3, 4 in Joh.)
Aber warum fallen denn immer so viele? Der Würgengel geht nicht zu ihnen, so wenig als der Graben zu dem, der hineinfällt; im Gegentheil, er will an ihnen vorbeiziehen, aber so viele rufen ihn selbst, wischen durch ihre Leidenschaften, durch den Verkehr mit Unreinen, end- lich durch Sünden das Blut Christi gleichsam aus. Ist das nicht aller Thränen werth? Wird es Sodoma am Gerichtstage nicht erträglicher ergehen als diesen Unglück- lichen? Auch diejenigen, welche außer der katholischen Kirche sich Christen nennen, aber unrein leben und nicht wahre Buße wirken, werden in die Hölle versinken - aber weit tiefer solch' traurige Katholiken, welche im Besitze aller Gnadenmittel vor der Unlauterkeit sich nicht bewahrten, oder davon nicht geheilt werden wollten, oder nicht den Muth dazu hatten.
Deswegen rufe ich aus der Tiefe meines Herzens in diese so zahlreiche Versammlung: Muth, Vertrauen! Denn wohl manch' armer Sünder hört mich. Vertraue dich der kräftigen und kundigen Hand eines Beichtvaters an und laß dich dann dort an der Communionbank mit dem Blute des göttlichen Osterlammes bezeichnen - und du bist gerettet. Selig, daß ihr dies Wort Gottes angehört, noch seliger, wenn ihr dasselbe für euch und Andere in euerem Herzen bewahret und betrachtet - unaussprechlich
die Ruhe und die Schöne der Reinigkeit. Wenn aber der unreine Geist aus einem Leibe, den er vielleicht durch die Sünde jahrelang ruhig besaß, auf einmal weichen muß und nicht mehr zurückkehren kann, auch wenn er sieben ärgere Geister zu Hilfe nimmt, um so viel mehr wird er vor jenem Leibe zurückschrecken, dessen Wangen von der ersten hl. Communion an das Blut Christi röthet und ziert. Denn zitternd fliehen die bösen Geister, wenn sie das Blut des Erlösers erblicken; die Engel aber eilen freudig herbei. (Chrys. hom. 46 n. 3, 4 in Joh.)
Aber warum fallen denn immer so viele? Der Würgengel geht nicht zu ihnen, so wenig als der Graben zu dem, der hineinfällt; im Gegentheil, er will an ihnen vorbeiziehen, aber so viele rufen ihn selbst, wischen durch ihre Leidenschaften, durch den Verkehr mit Unreinen, end- lich durch Sünden das Blut Christi gleichsam aus. Ist das nicht aller Thränen werth? Wird es Sodoma am Gerichtstage nicht erträglicher ergehen als diesen Unglück- lichen? Auch diejenigen, welche außer der katholischen Kirche sich Christen nennen, aber unrein leben und nicht wahre Buße wirken, werden in die Hölle versinken – aber weit tiefer solch' traurige Katholiken, welche im Besitze aller Gnadenmittel vor der Unlauterkeit sich nicht bewahrten, oder davon nicht geheilt werden wollten, oder nicht den Muth dazu hatten.
Deswegen rufe ich aus der Tiefe meines Herzens in diese so zahlreiche Versammlung: Muth, Vertrauen! Denn wohl manch' armer Sünder hört mich. Vertraue dich der kräftigen und kundigen Hand eines Beichtvaters an und laß dich dann dort an der Communionbank mit dem Blute des göttlichen Osterlammes bezeichnen – und du bist gerettet. Selig, daß ihr dies Wort Gottes angehört, noch seliger, wenn ihr dasselbe für euch und Andere in euerem Herzen bewahret und betrachtet – unaussprechlich
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die Ruhe und die Schöne der Reinigkeit. Wenn aber der
unreine Geist aus einem Leibe, den er vielleicht durch die
Sünde jahrelang ruhig besaß, auf einmal weichen muß
und nicht mehr zurückkehren kann, auch wenn er sieben
ärgere Geister zu Hilfe nimmt, um so viel mehr wird
er vor jenem Leibe zurückschrecken, dessen Wangen von der
ersten hl. Communion an das Blut Christi röthet und ziert.
Denn zitternd fliehen die bösen Geister, wenn sie das
Blut des Erlösers erblicken; die Engel aber eilen freudig
herbei. (Chrys. hom. 46 n. 3, 4 in Joh.)
Aber warum fallen denn immer so viele? Der
Würgengel geht nicht zu ihnen, so wenig als der Graben
zu dem, der hineinfällt; im Gegentheil, er will an ihnen
vorbeiziehen, aber so viele rufen ihn selbst, wischen durch
ihre Leidenschaften, durch den Verkehr mit Unreinen, end-
lich durch Sünden das Blut Christi gleichsam aus. Ist
das nicht aller Thränen werth? Wird es Sodoma am
Gerichtstage nicht erträglicher ergehen als diesen Unglück-
lichen? Auch diejenigen, welche außer der katholischen
Kirche sich Christen nennen, aber unrein leben und nicht
wahre Buße wirken, werden in die Hölle versinken –
aber weit tiefer solch' traurige Katholiken, welche im Besitze
aller Gnadenmittel vor der Unlauterkeit sich nicht bewahrten,
oder davon nicht geheilt werden wollten, oder nicht den
Muth dazu hatten.
Deswegen rufe ich aus der Tiefe meines Herzens
in diese so zahlreiche Versammlung: Muth, Vertrauen!
Denn wohl manch' armer Sünder hört mich. Vertraue
dich der kräftigen und kundigen Hand eines Beichtvaters an
und laß dich dann dort an der Communionbank mit dem
Blute des göttlichen Osterlammes bezeichnen – und du
bist gerettet. Selig, daß ihr dies Wort Gottes angehört,
noch seliger, wenn ihr dasselbe für euch und Andere in
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/287>, abgerufen am 22.11.2024.
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