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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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der Ansicht, man solle die Kinder nicht am ersten oder
zweiten Tage nach ihrer Geburt taufen, sondern erst am
achten Tage nach dem Vorbilde der jüdischen Beschneidung.
Er fragte den hl. Cyprian um seine Meinung.

Was folgt hieraus? Also brachte man damals wie
heute, wo der Glaube noch lebendig, die Kinder am ersten
oder zweiten Tage nach der Geburt zur hl. Taufe.
Welche Verschiebung verlangt Fidus? Etwa von Wochen
und Monaten? Von einigen Tagen. Dafür glaubte er
zwei Gründe zu haben: er stützte sich nämlich auf die
Zeit der jüdischen Beschneidung und meinte dazu, das
Kind sei in den ersten Tagen nach der Geburt unrein.

Wie wird die Antwort lauten? Der hl. Cyprian
brachte die Sache in einer Versammlung von 66 Bischöfen
zur Sprache, und schrieb dann dem Priester Fidus:
"Keiner war deiner Ansicht, keiner; sondern im Gegentheile
urtheilten wir alle, keinem gebornen Menschen dürfe die
Barmherzigkeit und Gnade Gottes verweigert werden."

(Lib. III. ep. 8. edit. Erasmi Basel 1525). Also nicht
bis auf den 8. Tag warten, sondern wie der hl. Augustin,
welcher diesen Entscheid anführt, scharfsinnig bemerkt, "an
jedem Tage soll man dem Neugebornen zu Hilfe eilen,
damit er nicht ewig verloren gehe; denn gleich vom
Mutterschooße weg sind die Kinder für die Taufgnade
fähig."
(l. III. C. de merit. et remiss peccat.)

Doch kehren wir zum hl. Cyprian zurück? Warum
also am ersten oder zweiten Tage nach der Geburt taufen?
Da der Menschensohn nicht gekommen ist, die Seelen zu
verderben, sondern zu retten, so darf was von uns abhängt,
keine Seele verloren gehen. Aber ist denn diese Gefahr
bei Verschiebung der Taufe wirklich vorhanden? Die
Taufe ist die reinste Gnade Gottes, welche diese Kleinen
unmöglich verdienen können. So kommt dann, wie der
hl. Augustin bemerkt (Contr. Ep. Pelag. l. II, C: 6.) das

der Ansicht, man solle die Kinder nicht am ersten oder
zweiten Tage nach ihrer Geburt taufen, sondern erst am
achten Tage nach dem Vorbilde der jüdischen Beschneidung.
Er fragte den hl. Cyprian um seine Meinung.

Was folgt hieraus? Also brachte man damals wie
heute, wo der Glaube noch lebendig, die Kinder am ersten
oder zweiten Tage nach der Geburt zur hl. Taufe.
Welche Verschiebung verlangt Fidus? Etwa von Wochen
und Monaten? Von einigen Tagen. Dafür glaubte er
zwei Gründe zu haben: er stützte sich nämlich auf die
Zeit der jüdischen Beschneidung und meinte dazu, das
Kind sei in den ersten Tagen nach der Geburt unrein.

Wie wird die Antwort lauten? Der hl. Cyprian
brachte die Sache in einer Versammlung von 66 Bischöfen
zur Sprache, und schrieb dann dem Priester Fidus:
„Keiner war deiner Ansicht, keiner; sondern im Gegentheile
urtheilten wir alle, keinem gebornen Menschen dürfe die
Barmherzigkeit und Gnade Gottes verweigert werden.“

(Lib. III. ep. 8. edit. Erasmi Basel 1525). Also nicht
bis auf den 8. Tag warten, sondern wie der hl. Augustin,
welcher diesen Entscheid anführt, scharfsinnig bemerkt, „an
jedem Tage soll man dem Neugebornen zu Hilfe eilen,
damit er nicht ewig verloren gehe; denn gleich vom
Mutterschooße weg sind die Kinder für die Taufgnade
fähig.“
(l. III. C. de merit. et remiss peccat.)

Doch kehren wir zum hl. Cyprian zurück? Warum
also am ersten oder zweiten Tage nach der Geburt taufen?
Da der Menschensohn nicht gekommen ist, die Seelen zu
verderben, sondern zu retten, so darf was von uns abhängt,
keine Seele verloren gehen. Aber ist denn diese Gefahr
bei Verschiebung der Taufe wirklich vorhanden? Die
Taufe ist die reinste Gnade Gottes, welche diese Kleinen
unmöglich verdienen können. So kommt dann, wie der
hl. Augustin bemerkt (Contr. Ep. Pelag. l. II, C: 6.) das

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[164/0176] der Ansicht, man solle die Kinder nicht am ersten oder zweiten Tage nach ihrer Geburt taufen, sondern erst am achten Tage nach dem Vorbilde der jüdischen Beschneidung. Er fragte den hl. Cyprian um seine Meinung. Was folgt hieraus? Also brachte man damals wie heute, wo der Glaube noch lebendig, die Kinder am ersten oder zweiten Tage nach der Geburt zur hl. Taufe. Welche Verschiebung verlangt Fidus? Etwa von Wochen und Monaten? Von einigen Tagen. Dafür glaubte er zwei Gründe zu haben: er stützte sich nämlich auf die Zeit der jüdischen Beschneidung und meinte dazu, das Kind sei in den ersten Tagen nach der Geburt unrein. Wie wird die Antwort lauten? Der hl. Cyprian brachte die Sache in einer Versammlung von 66 Bischöfen zur Sprache, und schrieb dann dem Priester Fidus: „Keiner war deiner Ansicht, keiner; sondern im Gegentheile urtheilten wir alle, keinem gebornen Menschen dürfe die Barmherzigkeit und Gnade Gottes verweigert werden.“ (Lib. III. ep. 8. edit. Erasmi Basel 1525). Also nicht bis auf den 8. Tag warten, sondern wie der hl. Augustin, welcher diesen Entscheid anführt, scharfsinnig bemerkt, „an jedem Tage soll man dem Neugebornen zu Hilfe eilen, damit er nicht ewig verloren gehe; denn gleich vom Mutterschooße weg sind die Kinder für die Taufgnade fähig.“ (l. III. C. de merit. et remiss peccat.) Doch kehren wir zum hl. Cyprian zurück? Warum also am ersten oder zweiten Tage nach der Geburt taufen? Da der Menschensohn nicht gekommen ist, die Seelen zu verderben, sondern zu retten, so darf was von uns abhängt, keine Seele verloren gehen. Aber ist denn diese Gefahr bei Verschiebung der Taufe wirklich vorhanden? Die Taufe ist die reinste Gnade Gottes, welche diese Kleinen unmöglich verdienen können. So kommt dann, wie der hl. Augustin bemerkt (Contr. Ep. Pelag. l. II, C: 6.) das

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/176>, abgerufen am 24.11.2024.