Wohl verkünde ich da ernste Wahrheiten, aber ich muß es thun, im Auftrage dessen, der da spricht; "Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, lehret sie alles halten, was ich euch befohlen;" wohl verkünde ich da erschütternde Wahrheiten, aber ich muß es thun aus Mitleid mit jenen, welche sich scheiden lassen und sich wieder verehelichen und so als Ehebrecher der Hölle ent- gegentaumeln; wohl verkünde ich da furchtbare Wahrheiten, aber ich muß es thun, aus Liebe zu Euch, damit ihr zur Zeit der Versuchung nicht wanket, und auch andere vor der Hölle bewahrt, ich muß es thun, denn diese Unauf- löslichkeit der Ehe gereicht dem Menschen zum Wohle.
Wie die Unauflöslichkeit der Ehe zum Heile der Men- schen gereiche, darüber kann ich natürlich nur die nothwen- digsten Andeutungen geben. Nehmen wir zuerst diese jungen Braut- und Eheleute. Von was liest man in den Ge- schichten? Von ewiger Liebe. Von was reden diese Ver- liebten? Von ewiger Treue. Was steht am Schluße so vieler Briefe? Wieder ewige Liebe und Treue. Reden sie etwa am Hochzeitstage von Scheidung und Wiederver- heirathung nach einigen Jahren? Vor diesem Gedanken schrecken sie zurück.
Was beweisen diese und ähnliche Erscheinungen? Die eheliche Liebe kennt ihrer Natur nach nie und nimmer eine Scheidung; nur in diesem Glauben ist sie glücklich und zufrieden, lebt und erstarkt sie. Wer nun sichert diese zarten Gefühle und diese heiligen Rechte der Natur? Christus, wenn er nicht bloß die Scheidung und Wieder- verheirathung verbietet, sondern sogar die ehebrecherischen Blicke. Wie lange halten und arbeiten diese Eheleute im Frieden zusammen? So lange das unauflösliche Band in ewiger Treue sie umschlingt. Sobald aber die Leiden- schaft erwacht und der Gedanke an die nur mögliche Schei- dung und Wiederverheirathung lebendiger wird, dann öffne
Wohl verkünde ich da ernste Wahrheiten, aber ich muß es thun, im Auftrage dessen, der da spricht; „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, lehret sie alles halten, was ich euch befohlen;“ wohl verkünde ich da erschütternde Wahrheiten, aber ich muß es thun aus Mitleid mit jenen, welche sich scheiden lassen und sich wieder verehelichen und so als Ehebrecher der Hölle ent- gegentaumeln; wohl verkünde ich da furchtbare Wahrheiten, aber ich muß es thun, aus Liebe zu Euch, damit ihr zur Zeit der Versuchung nicht wanket, und auch andere vor der Hölle bewahrt, ich muß es thun, denn diese Unauf- löslichkeit der Ehe gereicht dem Menschen zum Wohle.
Wie die Unauflöslichkeit der Ehe zum Heile der Men- schen gereiche, darüber kann ich natürlich nur die nothwen- digsten Andeutungen geben. Nehmen wir zuerst diese jungen Braut- und Eheleute. Von was liest man in den Ge- schichten? Von ewiger Liebe. Von was reden diese Ver- liebten? Von ewiger Treue. Was steht am Schluße so vieler Briefe? Wieder ewige Liebe und Treue. Reden sie etwa am Hochzeitstage von Scheidung und Wiederver- heirathung nach einigen Jahren? Vor diesem Gedanken schrecken sie zurück.
Was beweisen diese und ähnliche Erscheinungen? Die eheliche Liebe kennt ihrer Natur nach nie und nimmer eine Scheidung; nur in diesem Glauben ist sie glücklich und zufrieden, lebt und erstarkt sie. Wer nun sichert diese zarten Gefühle und diese heiligen Rechte der Natur? Christus, wenn er nicht bloß die Scheidung und Wieder- verheirathung verbietet, sondern sogar die ehebrecherischen Blicke. Wie lange halten und arbeiten diese Eheleute im Frieden zusammen? So lange das unauflösliche Band in ewiger Treue sie umschlingt. Sobald aber die Leiden- schaft erwacht und der Gedanke an die nur mögliche Schei- dung und Wiederverheirathung lebendiger wird, dann öffne
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Wohl verkünde ich da ernste Wahrheiten, aber ich
muß es thun, im Auftrage dessen, der da spricht; „Mir
ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, lehret
sie alles halten, was ich euch befohlen;“ wohl verkünde
ich da erschütternde Wahrheiten, aber ich muß es thun
aus Mitleid mit jenen, welche sich scheiden lassen und sich
wieder verehelichen und so als Ehebrecher der Hölle ent-
gegentaumeln; wohl verkünde ich da furchtbare Wahrheiten,
aber ich muß es thun, aus Liebe zu Euch, damit ihr zur
Zeit der Versuchung nicht wanket, und auch andere vor
der Hölle bewahrt, ich muß es thun, denn diese Unauf-
löslichkeit der Ehe gereicht dem Menschen zum Wohle.
Wie die Unauflöslichkeit der Ehe zum Heile der Men-
schen gereiche, darüber kann ich natürlich nur die nothwen-
digsten Andeutungen geben. Nehmen wir zuerst diese jungen
Braut- und Eheleute. Von was liest man in den Ge-
schichten? Von ewiger Liebe. Von was reden diese Ver-
liebten? Von ewiger Treue. Was steht am Schluße so
vieler Briefe? Wieder ewige Liebe und Treue. Reden
sie etwa am Hochzeitstage von Scheidung und Wiederver-
heirathung nach einigen Jahren? Vor diesem Gedanken
schrecken sie zurück.
Was beweisen diese und ähnliche Erscheinungen?
Die eheliche Liebe kennt ihrer Natur nach nie und nimmer
eine Scheidung; nur in diesem Glauben ist sie glücklich
und zufrieden, lebt und erstarkt sie. Wer nun sichert
diese zarten Gefühle und diese heiligen Rechte der Natur?
Christus, wenn er nicht bloß die Scheidung und Wieder-
verheirathung verbietet, sondern sogar die ehebrecherischen
Blicke. Wie lange halten und arbeiten diese Eheleute im
Frieden zusammen? So lange das unauflösliche Band
in ewiger Treue sie umschlingt. Sobald aber die Leiden-
schaft erwacht und der Gedanke an die nur mögliche Schei-
dung und Wiederverheirathung lebendiger wird, dann öffne
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/111>, abgerufen am 28.11.2024.
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