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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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sich am 26ten April ein Gewölk, aus dem unter anhaltendem Donnern und
einem Gekrach, wie beim Abfeuern des Geschützes ein fürchterlicher Stein-
regen herabstürzte, der bis auf 12 französische Meilen im Halbmesser die
Spuren seiner Wirkung verbreitete. Von den gefallenen Steinen
fand man 2000, der kleinste wog 2 Quentchen, der größte 17 Lb. Bei der
versuchten Erklärung dieses Phänomens haben einige die Behauptung
aufgestellt, daß die herabgeschleuderten Massen Producte der Mond-
vulkane wären vielleicht in Verbindung mit jenen erwähnten
Eruptionen im Aristarch. La Place und Olbers haben die Frage auf-
geworfen, welche Wurfkraft erforderlich sein würde, um einen
dergleichen Auswurf bis in die Attractionssphäre unserer Erde
zu bringen. Mathematische Rechnungen ergeben, daß eine schwere
Masse, die aus dem Monde mit einer anfänglichen Geschwindig-
keit von 7500' in 1 Secunde, ungefähr die vierfache Geschwindigkeit
einer Kanonenkugel, geschleudert würde, nach 21/2 Tagen auf un-
serer Erde anlangen könnte; die auf dem Monde seiner Kleinheit
wegen geringere Schwerkraft und die mangelnde Atmosphäre
würden die Möglichkeit dieses Hinwegschleuderns allerdings ver-
mehren.

Uebrigens ist diese Meinung nicht neu, und schon Paulo Maria Torza-
go
in Tortosa hat die Vermuthung geäussert, daß die Steinregen
aus dem Monde herabkommen möchten. - Wenn aber auch die Mög-
lichkeit, das Phänomen auf diese Weise zu erklären, nicht geleug-
net werden kann, so sind doch andere Gründe vorhanden, welche die-
se Annahme nicht wahrscheinlich machen. Der Haupteinwurf beruht
auf der Geschwindigkeit, mit welcher die Meteormassen bei uns
ankommen, und welche sie in ihrer Bewegung den planetarischen Kör-
pern so ähnlich macht. Man hat die reissende Geschwindigkeit ge-

sich am 26ten April ein Gewölk, aus dem unter anhaltendem Donnern und
einem Gekrach, wie beim Abfeuern des Geschützes ein fürchterlicher Stein-
regen herabstürzte, der bis auf 12 französische Meilen im Halbmesser die
Spuren seiner Wirkung verbreitete. Von den gefallenen Steinen
fand man 2000, der kleinste wog 2 Quentchen, der größte 17 ℔. Bei der
versuchten Erklärung dieses Phänomens haben einige die Behauptung
aufgestellt, daß die herabgeschleuderten Massen Producte der Mond-
vulkane wären vielleicht in Verbindung mit jenen erwähnten
Eruptionen im Aristarch. La Place und Olbers haben die Frage auf-
geworfen, welche Wurfkraft erforderlich sein würde, um einen
dergleichen Auswurf bis in die Attractionssphäre unserer Erde
zu bringen. Mathematische Rechnungen ergeben, daß eine schwere
Masse, die aus dem Monde mit einer anfänglichen Geschwindig-
keit von 7500′ in 1 Secunde, ungefähr die vierfache Geschwindigkeit
einer Kanonenkugel, geschleudert würde, nach 2½ Tagen auf un-
serer Erde anlangen könnte; die auf dem Monde seiner Kleinheit
wegen geringere Schwerkraft und die mangelnde Atmosphäre
würden die Möglichkeit dieses Hinwegschleuderns allerdings ver-
mehren.

Uebrigens ist diese Meinung nicht neu, und schon Paulo Maria Torza-
go
in Tortosa hat die Vermuthung geäussert, daß die Steinregen
aus dem Monde herabkom̃en möchten. – Weñ aber auch die Mög-
lichkeit, das Phänomen auf diese Weise zu erklären, nicht geleug-
net werden kann, so sind doch andere Gründe vorhanden, welche die-
se Annahme nicht wahrscheinlich machen. Der Haupteinwurf beruht
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[144/0148] sich am 26t April ein Gewölk, aus dem unter anhaltendem Donnern und einem Gekrach, wie beim Abfeuern des Geschützes ein fürchterlicher Stein- regen herabstürzte, der bis auf 12 franz. Meilen im Halbmesser die Spuren seiner Wirkung verbreitete. Von den gefallenen Steinen fand man 2000, der kleinste wog 2 Quentchen, der größte 17 ℔. Bei der versuchten Erklärung dieses Phänomens haben einige die Behauptung aufgestellt, daß die herabgeschleuderten Massen Producte der Mond- vulkane wären vielleicht in Verbindung mit jenen erwähnten Eruptionen im Aristarch. La Place u Olbers haben die Frage auf- geworfen, welche Wurfkraft erforderlich sein würde, um einen dergleichen Auswurf bis in die Attractionssphäre unserer Erde zu bringen. Mathematische Rechnungen ergeben, daß eine schwere Masse, die aus dem Monde mit einer anfänglichen Geschwindig- keit von 7500′ in 1 Secunde, ungefähr die vierfache Geschwindigkeit einer Kanonenkugel, geschleudert würde, nach 2½ Tagen auf un- serer Erde anlangen könnte; die auf dem Monde seiner Kleinheit wegen geringere Schwerkraft und die mangelnde Atmosphäre würden die Möglichkeit dieses Hinwegschleuderns allerdings ver- mehren. Uebrigens ist diese Meinung nicht neu, u schon Paulo Maria Torza- go in Tortosa hat die Vermuthung geäussert, daß die Steinregen aus dem Monde herabkom̃en möchten. – Weñ aber auch die Mög- lichkeit, das Phänomen auf diese Weise zu erklären, nicht geleug- net werden kann, so sind doch andere Gründe vorhanden, welche die- se Annahme nicht wahrscheinlich machen. Der Haupteinwurf beruht auf der Geschwindigkeit, mit welcher die Meteormassen bei uns ankom̃en, u welche sie in ihrer Bewegung den planetarischen Kör- pern so ähnlich macht. Man hat die reissende Geschwindigkeit ge-

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Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/148>, abgerufen am 24.11.2024.