Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Sollte es denn gar nicht möglich
seyn, die innere Natur jener heiligen
Flamme etwas genauer zu erforschen,
und daraus das, was sie nähren, das,
was sie schwächen kann, zu erkennen?
-- Ich fühle ganz, was ich bey dieser
Untersuchung wage. Es ist das Aller-
heiligste der Natur, dem ich mich nä-
here, und nur zu viel sind der Beyspie-
le, wo der zu kühne Forscher geblendet
und beschämt zurückkehrte, und wo
selbst ihr innigster Vertrauter, Haller,
ausrufen musste:
Ins Innre der Natur dringt kein erschaffner
Geist.

Aber dennoch darf diess uns nicht ab-
schrecken. Die Natur bleibt immer
eine gütige Mutter, sie liebet und be-
lohnt den, der sie sucht, und ist es uns
gleich nicht allemal möglich, das viel-
leicht zu hoch gesteckte Ziel unsres Stre-
bens zu erreichen, so können wir doch
gewiss seyn, auf dem Wege schon so

Sollte es denn gar nicht möglich
ſeyn, die innere Natur jener heiligen
Flamme etwas genauer zu erforſchen,
und daraus das, was ſie nähren, das,
was ſie ſchwächen kann, zu erkennen?
— Ich fühle ganz, was ich bey dieſer
Unterſuchung wage. Es iſt das Aller-
heiligſte der Natur, dem ich mich nä-
here, und nur zu viel ſind der Beyſpie-
le, wo der zu kühne Forſcher geblendet
und beſchämt zurückkehrte, und wo
ſelbſt ihr innigſter Vertrauter, Haller,
ausrufen muſste:
Ins Innre der Natur dringt kein erſchaffner
Geiſt.

Aber dennoch darf dieſs uns nicht ab-
ſchrecken. Die Natur bleibt immer
eine gütige Mutter, ſie liebet und be-
lohnt den, der ſie ſucht, und iſt es uns
gleich nicht allemal möglich, das viel-
leicht zu hoch geſteckte Ziel unſres Stre-
bens zu erreichen, ſo können wir doch
gewiſs ſeyn, auf dem Wege ſchon ſo

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0070" n="42"/>
          <p>Sollte es denn gar nicht möglich<lb/>
&#x017F;eyn, die innere Natur jener heiligen<lb/>
Flamme etwas genauer zu erfor&#x017F;chen,<lb/>
und daraus das, was &#x017F;ie nähren, das,<lb/>
was &#x017F;ie &#x017F;chwächen kann, zu erkennen?<lb/>
&#x2014; Ich fühle ganz, was ich bey die&#x017F;er<lb/>
Unter&#x017F;uchung wage. Es i&#x017F;t das Aller-<lb/>
heilig&#x017F;te der Natur, dem ich mich nä-<lb/>
here, und nur zu viel &#x017F;ind der Bey&#x017F;pie-<lb/>
le, wo der zu kühne For&#x017F;cher geblendet<lb/>
und be&#x017F;chämt zurückkehrte, und wo<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ihr innig&#x017F;ter Vertrauter, <hi rendition="#i">Haller</hi>,<lb/>
ausrufen mu&#x017F;ste:<lb/><hi rendition="#c">Ins Innre der Natur dringt kein er&#x017F;chaffner<lb/>
Gei&#x017F;t.</hi><lb/>
Aber dennoch darf die&#x017F;s uns nicht ab-<lb/>
&#x017F;chrecken. Die Natur bleibt immer<lb/>
eine gütige Mutter, &#x017F;ie liebet und be-<lb/>
lohnt den, der &#x017F;ie &#x017F;ucht, und i&#x017F;t es uns<lb/>
gleich nicht allemal möglich, das viel-<lb/>
leicht zu hoch ge&#x017F;teckte Ziel un&#x017F;res Stre-<lb/>
bens zu erreichen, &#x017F;o können wir doch<lb/>
gewi&#x017F;s &#x017F;eyn, auf dem Wege &#x017F;chon &#x017F;o<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0070] Sollte es denn gar nicht möglich ſeyn, die innere Natur jener heiligen Flamme etwas genauer zu erforſchen, und daraus das, was ſie nähren, das, was ſie ſchwächen kann, zu erkennen? — Ich fühle ganz, was ich bey dieſer Unterſuchung wage. Es iſt das Aller- heiligſte der Natur, dem ich mich nä- here, und nur zu viel ſind der Beyſpie- le, wo der zu kühne Forſcher geblendet und beſchämt zurückkehrte, und wo ſelbſt ihr innigſter Vertrauter, Haller, ausrufen muſste: Ins Innre der Natur dringt kein erſchaffner Geiſt. Aber dennoch darf dieſs uns nicht ab- ſchrecken. Die Natur bleibt immer eine gütige Mutter, ſie liebet und be- lohnt den, der ſie ſucht, und iſt es uns gleich nicht allemal möglich, das viel- leicht zu hoch geſteckte Ziel unſres Stre- bens zu erreichen, ſo können wir doch gewiſs ſeyn, auf dem Wege ſchon ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/70
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/70>, abgerufen am 24.11.2024.