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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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gewisses Mistrauen gegen Menschen ver-
spürt, wenn Zwiebeln, Hülsenfrüchte,
Hefengebacknes, immer grosse Be-
schwehrden und Beängstigungen erre-
gen, wenn die Ausleerungen durch den
Stuhl träge, selten, oder ungleich und
trocken sind. -- Ein solcher meide ganz
vorzüglich das sitzende Leben, und
wenn diess nicht möglich ist, so muss
er wenigstens stehend an einem Pulte,
oder noch besser (weil man das Stehen
in die Länge nicht aushält) auf einem
hölzernen Bock reitend, arbeiten, und
dabey das Gesetz unverbrüchlich beob-
achten, sich alle Tage 1, 2 Stunden in
freyer Luft Bewegung zu machen. Auch
das Reiten ist solchen Leuten sehr heil-
sam. Man muss ferner immer mensch-
liche Gesellschaft besuchen, insbeson-
dere einen Freund, auf den man Ver-
trauen hat, sich zu erhalten suchen, und
nie dem Hange zur Einsamkeit zu sehr
nachgeben. Reisen, Veränderung der
Gegenstände, und vor allem der Genuss
der Landluft, sind hauptsächliche Prä-

gewiſſes Mistrauen gegen Menſchen ver-
ſpürt, wenn Zwiebeln, Hülſenfrüchte,
Hefengebacknes, immer groſse Be-
ſchwehrden und Beängſtigungen erre-
gen, wenn die Ausleerungen durch den
Stuhl träge, ſelten, oder ungleich und
trocken ſind. — Ein ſolcher meide ganz
vorzüglich das ſitzende Leben, und
wenn dieſs nicht möglich iſt, ſo muſs
er wenigſtens ſtehend an einem Pulte,
oder noch beſſer (weil man das Stehen
in die Länge nicht aushält) auf einem
hölzernen Bock reitend, arbeiten, und
dabey das Geſetz unverbrüchlich beob-
achten, ſich alle Tage 1, 2 Stunden in
freyer Luft Bewegung zu machen. Auch
das Reiten iſt ſolchen Leuten ſehr heil-
ſam. Man muſs ferner immer menſch-
liche Geſellſchaft beſuchen, insbeſon-
dere einen Freund, auf den man Ver-
trauen hat, ſich zu erhalten ſuchen, und
nie dem Hange zur Einſamkeit zu ſehr
nachgeben. Reiſen, Veränderung der
Gegenſtände, und vor allem der Genuſs
der Landluft, ſind hauptſächliche Prä-

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[653/0681] gewiſſes Mistrauen gegen Menſchen ver- ſpürt, wenn Zwiebeln, Hülſenfrüchte, Hefengebacknes, immer groſse Be- ſchwehrden und Beängſtigungen erre- gen, wenn die Ausleerungen durch den Stuhl träge, ſelten, oder ungleich und trocken ſind. — Ein ſolcher meide ganz vorzüglich das ſitzende Leben, und wenn dieſs nicht möglich iſt, ſo muſs er wenigſtens ſtehend an einem Pulte, oder noch beſſer (weil man das Stehen in die Länge nicht aushält) auf einem hölzernen Bock reitend, arbeiten, und dabey das Geſetz unverbrüchlich beob- achten, ſich alle Tage 1, 2 Stunden in freyer Luft Bewegung zu machen. Auch das Reiten iſt ſolchen Leuten ſehr heil- ſam. Man muſs ferner immer menſch- liche Geſellſchaft beſuchen, insbeſon- dere einen Freund, auf den man Ver- trauen hat, ſich zu erhalten ſuchen, und nie dem Hange zur Einſamkeit zu ſehr nachgeben. Reiſen, Veränderung der Gegenſtände, und vor allem der Genuſs der Landluft, ſind hauptſächliche Prä-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/681>, abgerufen am 22.11.2024.