Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Da man das Unwesen nicht länger
in Wien dulden wollte, so ging er nach
Paris, und hier nahm es nun erst seinen
rechten Anfang. Er hatte erstaunlichen
Zulauf; alles wollte von ihm geheilt
seyn, alles wollte einen Theil seiner
Kraft mitgetheilt haben, um auch Wun-
der wirken zu können. Er errichtete
eigne geheime Gesellschaften, wo ein
jeder Novize 100 Louisd'or erlegen
musste, und äusserte endlich ganz laut,
dass er der Mann sey, den die Vorsehung
zum grossen Erneuerungsgeschäfte der
so sichtbar hinwelkenden menschlichen
Natur erwählt habe. Zum Beweiss will
ich Ihnen nur folgenden Zuruf mit-
theilen, den er durch einen seiner
Apostel ans Publicum ergehen liess.
"Seht eine Entdeckung, die dem
"Menschengeschlecht unschäzbare Vor-
"theile und ihrem Erfinder ewigen
"Ruhm bringen wird! Seht eine allge-
"meine Revolution! Andre Menschen
"werden die Erde bewohnen; sie wer-

Da man das Unweſen nicht länger
in Wien dulden wollte, ſo ging er nach
Paris, und hier nahm es nun erſt ſeinen
rechten Anfang. Er hatte erſtaunlichen
Zulauf; alles wollte von ihm geheilt
ſeyn, alles wollte einen Theil ſeiner
Kraft mitgetheilt haben, um auch Wun-
der wirken zu können. Er errichtete
eigne geheime Geſellſchaften, wo ein
jeder Novize 100 Louisd’or erlegen
muſste, und äuſserte endlich ganz laut,
daſs er der Mann ſey, den die Vorſehung
zum groſsen Erneuerungsgeſchäfte der
ſo ſichtbar hinwelkenden menſchlichen
Natur erwählt habe. Zum Beweiſs will
ich Ihnen nur folgenden Zuruf mit-
theilen, den er durch einen ſeiner
Apoſtel ans Publicum ergehen lieſs.
„Seht eine Entdeckung, die dem
„Menſchengeſchlecht unſchäzbare Vor-
„theile und ihrem Erfinder ewigen
„Ruhm bringen wird! Seht eine allge-
„meine Revolution! Andre Menſchen
„werden die Erde bewohnen; ſie wer-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0064" n="36"/>
          <p>Da man das Unwe&#x017F;en nicht länger<lb/>
in Wien dulden wollte, &#x017F;o ging er nach<lb/>
Paris, und hier nahm es nun er&#x017F;t &#x017F;einen<lb/>
rechten Anfang. Er hatte er&#x017F;taunlichen<lb/>
Zulauf; alles wollte von ihm geheilt<lb/>
&#x017F;eyn, alles wollte einen Theil &#x017F;einer<lb/>
Kraft mitgetheilt haben, um auch Wun-<lb/>
der wirken zu können. Er errichtete<lb/>
eigne geheime Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften, wo ein<lb/>
jeder Novize 100 Louisd&#x2019;or erlegen<lb/>
mu&#x017F;ste, und äu&#x017F;serte endlich ganz laut,<lb/>
da&#x017F;s er der Mann &#x017F;ey, den die Vor&#x017F;ehung<lb/>
zum gro&#x017F;sen Erneuerungsge&#x017F;chäfte der<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ichtbar hinwelkenden men&#x017F;chlichen<lb/>
Natur erwählt habe. Zum Bewei&#x017F;s will<lb/>
ich Ihnen nur folgenden Zuruf mit-<lb/>
theilen, den er durch einen &#x017F;einer<lb/>
Apo&#x017F;tel ans Publicum ergehen lie&#x017F;s.<lb/>
&#x201E;Seht eine Entdeckung, die dem<lb/>
&#x201E;Men&#x017F;chenge&#x017F;chlecht un&#x017F;chäzbare Vor-<lb/>
&#x201E;theile und ihrem Erfinder ewigen<lb/>
&#x201E;Ruhm bringen wird! Seht eine allge-<lb/>
&#x201E;meine Revolution! Andre Men&#x017F;chen<lb/>
&#x201E;werden die Erde bewohnen; &#x017F;ie wer-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0064] Da man das Unweſen nicht länger in Wien dulden wollte, ſo ging er nach Paris, und hier nahm es nun erſt ſeinen rechten Anfang. Er hatte erſtaunlichen Zulauf; alles wollte von ihm geheilt ſeyn, alles wollte einen Theil ſeiner Kraft mitgetheilt haben, um auch Wun- der wirken zu können. Er errichtete eigne geheime Geſellſchaften, wo ein jeder Novize 100 Louisd’or erlegen muſste, und äuſserte endlich ganz laut, daſs er der Mann ſey, den die Vorſehung zum groſsen Erneuerungsgeſchäfte der ſo ſichtbar hinwelkenden menſchlichen Natur erwählt habe. Zum Beweiſs will ich Ihnen nur folgenden Zuruf mit- theilen, den er durch einen ſeiner Apoſtel ans Publicum ergehen lieſs. „Seht eine Entdeckung, die dem „Menſchengeſchlecht unſchäzbare Vor- „theile und ihrem Erfinder ewigen „Ruhm bringen wird! Seht eine allge- „meine Revolution! Andre Menſchen „werden die Erde bewohnen; ſie wer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/64
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/64>, abgerufen am 05.05.2024.