dass man von Kindheit auf alles gleich- sam darauf anlegt, die Haut zu versto- pfen, zu erschlaffen und zu lähmen. Bey weiten die mehresten Menschen em- pfinden ausser dem Bade der heiligen Taufe in ihrem ganzen Leben die Wohl- that des Badens nicht wieder, die Haut wird durch den täglichen Schweiss und Schmuz immer mehr verstopft, durch warme Bekleidungen, Pelzwerk, Feder- betten u. s. w. erschlafft und geschwächt, durch eingeschlossne Luft und sitzendes Leben gelähmt, und ich glaube ohne alle Uebertreibung behaupten zu können, dass bey den meisten Menschen unsrer Gegenden die Haut zur Hälfte verstopft und unthätig sey.
Man erlaube mir, hier auf eine In- consequenz aufmerksam zu machen, die nur das vor sich hat, dass sie nicht die einzige der Art im menschlichen Le- ben ist. Bey Pferden und andern Thie- ren ist der gemeinste Mann überzeugt, dass gehörige Hautkultur ganz unent- behrlich zu ihrem Wohlseyn und Leben
daſs man von Kindheit auf alles gleich- ſam darauf anlegt, die Haut zu verſto- pfen, zu erſchlaffen und zu lähmen. Bey weiten die mehreſten Menſchen em- pfinden auſſer dem Bade der heiligen Taufe in ihrem ganzen Leben die Wohl- that des Badens nicht wieder, die Haut wird durch den täglichen Schweiſs und Schmuz immer mehr verſtopft, durch warme Bekleidungen, Pelzwerk, Feder- betten u. ſ. w. erſchlafft und geſchwächt, durch eingeſchloſsne Luft und ſitzendes Leben gelähmt, und ich glaube ohne alle Uebertreibung behaupten zu können, daſs bey den meiſten Menſchen unſrer Gegenden die Haut zur Hälfte verſtopft und unthätig ſey.
Man erlaube mir, hier auf eine In- conſequenz aufmerkſam zu machen, die nur das vor ſich hat, daſs ſie nicht die einzige der Art im menſchlichen Le- ben iſt. Bey Pferden und andern Thie- ren iſt der gemeinſte Mann überzeugt, daſs gehörige Hautkultur ganz unent- behrlich zu ihrem Wohlſeyn und Leben
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daſs man von Kindheit auf alles gleich-
ſam darauf anlegt, die Haut zu verſto-
pfen, zu erſchlaffen und zu lähmen.
Bey weiten die mehreſten Menſchen em-
pfinden auſſer dem Bade der heiligen
Taufe in ihrem ganzen Leben die Wohl-
that des Badens nicht wieder, die Haut
wird durch den täglichen Schweiſs und
Schmuz immer mehr verſtopft, durch
warme Bekleidungen, Pelzwerk, Feder-
betten u. ſ. w. erſchlafft und geſchwächt,
durch eingeſchloſsne Luft und ſitzendes
Leben gelähmt, und ich glaube ohne alle
Uebertreibung behaupten zu können,
daſs bey den meiſten Menſchen unſrer
Gegenden die Haut zur Hälfte verſtopft
und unthätig ſey.
Man erlaube mir, hier auf eine In-
conſequenz aufmerkſam zu machen, die
nur das vor ſich hat, daſs ſie nicht
die einzige der Art im menſchlichen Le-
ben iſt. Bey Pferden und andern Thie-
ren iſt der gemeinſte Mann überzeugt,
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/618>, abgerufen am 22.11.2024.
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