gleichem Grade üben, wenn er seine Be- stimmung vollkommen erreichen will, und besonders ist diess in Absicht der Dauer seines Lebens von der äussersten Wichtigkeit. Harmonie der Bewegun- gen ist die Hauptgrundlage, worauf Ge- sundheit, gleichförmige Restauration und Dauer des Körpers beruht, und diese kann schlechterdings nicht statt fin- den, wenn wir blos denken und sitzen. Der Trieb zur körperlichen Bewegung ist dem Menschen eben so natürlich, wie der Trieb zum Essen und Trinken. Man sehe ein Kind an: Stille sitzen ist ihm die grösste Pein. Und gewiss die Gabe, Tage lang zu sitzen und nicht mehr den geringsten Trieb zur Bewegung zu füh- len, ist schon ein wahrhaft unnatürli- cher und kranker Zustand. Die Erfa- rung lehrt, dass diejenigen Menschen am ältesten wurden, welche anhaltende und starke Bewegung und zwar in freyer Luft hatten.
Ich halte es daher für eine unum- gänglich nöthige Bedingung zum langen
gleichem Grade üben, wenn er ſeine Be- ſtimmung vollkommen erreichen will, und beſonders iſt dieſs in Abſicht der Dauer ſeines Lebens von der äuſſerſten Wichtigkeit. Harmonie der Bewegun- gen iſt die Hauptgrundlage, worauf Ge- ſundheit, gleichförmige Reſtauration und Dauer des Körpers beruht, und dieſe kann ſchlechterdings nicht ſtatt fin- den, wenn wir blos denken und ſitzen. Der Trieb zur körperlichen Bewegung iſt dem Menſchen eben ſo natürlich, wie der Trieb zum Eſſen und Trinken. Man ſehe ein Kind an: Stille ſitzen iſt ihm die gröſste Pein. Und gewiſs die Gabe, Tage lang zu ſitzen und nicht mehr den geringſten Trieb zur Bewegung zu füh- len, iſt ſchon ein wahrhaft unnatürli- cher und kranker Zuſtand. Die Erfa- rung lehrt, daſs diejenigen Menſchen am älteſten wurden, welche anhaltende und ſtarke Bewegung und zwar in freyer Luft hatten.
Ich halte es daher für eine unum- gänglich nöthige Bedingung zum langen
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gleichem Grade üben, wenn er ſeine Be-
ſtimmung vollkommen erreichen will,
und beſonders iſt dieſs in Abſicht der
Dauer ſeines Lebens von der äuſſerſten
Wichtigkeit. Harmonie der Bewegun-
gen iſt die Hauptgrundlage, worauf Ge-
ſundheit, gleichförmige Reſtauration
und Dauer des Körpers beruht, und
dieſe kann ſchlechterdings nicht ſtatt fin-
den, wenn wir blos denken und ſitzen.
Der Trieb zur körperlichen Bewegung
iſt dem Menſchen eben ſo natürlich, wie
der Trieb zum Eſſen und Trinken. Man
ſehe ein Kind an: Stille ſitzen iſt ihm
die gröſste Pein. Und gewiſs die Gabe,
Tage lang zu ſitzen und nicht mehr den
geringſten Trieb zur Bewegung zu füh-
len, iſt ſchon ein wahrhaft unnatürli-
cher und kranker Zuſtand. Die Erfa-
rung lehrt, daſs diejenigen Menſchen
am älteſten wurden, welche anhaltende
und ſtarke Bewegung und zwar in
freyer Luft hatten.
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/587>, abgerufen am 22.11.2024.
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