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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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und aus einem thierischen Instinet in
eins der edelsten moralischen Motive
umgeschaffen, die heftigen Leidenschaf-
ten, bösen Launen, üble Gewohnheiten
werden dadurch am besten getilgt.
Hieraus entspringt nun aber ein äusserst
beglückender Einfluss aufs Ganze und
auf das öffentliche Wohl, so dass ich mit
völliger Ueberzeugung behaupte: Glück-
liche Ehen sind die wichtigsten Grundfesten
des Staats und der öffentlichen Ruhe und
Glückseligkeit
. Ein Unvereheligter bleibt
immer mehr Egoist, unabhängig, unstät,
von selbstsüchtigen Launen und Leiden-
schaften beherrscht, weniger für Mensch-
heit, für Vaterland und Staat als für sich
selbst interessirt; das falsche Gefühl der
Freyheit hat sich seiner bemächtigt,
denn eben diess hielt ihn vom Heyra-
then ab, und wird durch den ehelosen
Stand noch genährt. Was kann wohl
mehr zu Neuerungen, Volksbewegun-
gen, Revolutionen disponiren, als die
Zunahme der ehelosen Staatsbürger?
Wie ganz anders ist diess mit dem Ver-

und aus einem thieriſchen Inſtinet in
eins der edelſten moraliſchen Motive
umgeſchaffen, die heftigen Leidenſchaf-
ten, böſen Launen, üble Gewohnheiten
werden dadurch am beſten getilgt.
Hieraus entſpringt nun aber ein äuſſerſt
beglückender Einfluſs aufs Ganze und
auf das öffentliche Wohl, ſo daſs ich mit
völliger Ueberzeugung behaupte: Glück-
liche Ehen ſind die wichtigſten Grundfeſten
des Staats und der öffentlichen Ruhe und
Glückſeligkeit
. Ein Unvereheligter bleibt
immer mehr Egoiſt, unabhängig, unſtät,
von ſelbſtſüchtigen Launen und Leiden-
ſchaften beherrſcht, weniger für Menſch-
heit, für Vaterland und Staat als für ſich
ſelbſt intereſſirt; das falſche Gefühl der
Freyheit hat ſich ſeiner bemächtigt,
denn eben dieſs hielt ihn vom Heyra-
then ab, und wird durch den eheloſen
Stand noch genährt. Was kann wohl
mehr zu Neuerungen, Volksbewegun-
gen, Revolutionen disponiren, als die
Zunahme der eheloſen Staatsbürger?
Wie ganz anders iſt dieſs mit dem Ver-

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[537/0565] und aus einem thieriſchen Inſtinet in eins der edelſten moraliſchen Motive umgeſchaffen, die heftigen Leidenſchaf- ten, böſen Launen, üble Gewohnheiten werden dadurch am beſten getilgt. Hieraus entſpringt nun aber ein äuſſerſt beglückender Einfluſs aufs Ganze und auf das öffentliche Wohl, ſo daſs ich mit völliger Ueberzeugung behaupte: Glück- liche Ehen ſind die wichtigſten Grundfeſten des Staats und der öffentlichen Ruhe und Glückſeligkeit. Ein Unvereheligter bleibt immer mehr Egoiſt, unabhängig, unſtät, von ſelbſtſüchtigen Launen und Leiden- ſchaften beherrſcht, weniger für Menſch- heit, für Vaterland und Staat als für ſich ſelbſt intereſſirt; das falſche Gefühl der Freyheit hat ſich ſeiner bemächtigt, denn eben dieſs hielt ihn vom Heyra- then ab, und wird durch den eheloſen Stand noch genährt. Was kann wohl mehr zu Neuerungen, Volksbewegun- gen, Revolutionen disponiren, als die Zunahme der eheloſen Staatsbürger? Wie ganz anders iſt dieſs mit dem Ver-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/565>, abgerufen am 22.11.2024.