öffentlicher Glückseligkeit. Denn ein- mal ist sie unentbehrlich zur morali- schen Vervollkommnung des Menschen; durch diese innige Verkettung seines Wesens mit einem andern, seines In- teresses mit einem andern wird der Egoismus, der gefährlichste Feind aller Tugend, am besten überwunden, der Mensch immer mehr zur Humanität, und zum Mitgefühl für andere geführt, und seiner wahren moralischen Vered- lung genähert. Sein Weib, seine Kin- der knüpfen ihn an die übrige Mensch- heit und an das Wohl des Ganzen mit unauflöslichen Banden, sein Herz wird durch die süssen Gefühle ehelicher und kindlicher Zärtlichkeit immer genährt und erwärmt, und für jener alles tödten- den Kälte geschüzt, die sich so leicht ei- nes isolirt lebenden Menschen bemäch- tigt, und eben diese süssen Vatersorgen legen ihm Pflichten auf, die seinen Ver- stand an Ordnung, Arbeit und vernünf- tige Lebensweise gewöhnen. Der Ge- schlechtstrieb wird dadurch veredelt,
öffentlicher Glückſeligkeit. Denn ein- mal iſt ſie unentbehrlich zur morali- ſchen Vervollkommnung des Menſchen; durch dieſe innige Verkettung ſeines Weſens mit einem andern, ſeines In- tereſſes mit einem andern wird der Egoismus, der gefährlichſte Feind aller Tugend, am beſten überwunden, der Menſch immer mehr zur Humanität, und zum Mitgefühl für andere geführt, und ſeiner wahren moraliſchen Vered- lung genähert. Sein Weib, ſeine Kin- der knüpfen ihn an die übrige Menſch- heit und an das Wohl des Ganzen mit unauflöslichen Banden, ſein Herz wird durch die ſüſſen Gefühle ehelicher und kindlicher Zärtlichkeit immer genährt und erwärmt, und für jener alles tödten- den Kälte geſchüzt, die ſich ſo leicht ei- nes iſolirt lebenden Menſchen bemäch- tigt, und eben dieſe ſüſsen Vaterſorgen legen ihm Pflichten auf, die ſeinen Ver- ſtand an Ordnung, Arbeit und vernünf- tige Lebensweiſe gewöhnen. Der Ge- ſchlechtstrieb wird dadurch veredelt,
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öffentlicher Glückſeligkeit. Denn ein-
mal iſt ſie unentbehrlich zur morali-
ſchen Vervollkommnung des Menſchen;
durch dieſe innige Verkettung ſeines
Weſens mit einem andern, ſeines In-
tereſſes mit einem andern wird der
Egoismus, der gefährlichſte Feind aller
Tugend, am beſten überwunden, der
Menſch immer mehr zur Humanität,
und zum Mitgefühl für andere geführt,
und ſeiner wahren moraliſchen Vered-
lung genähert. Sein Weib, ſeine Kin-
der knüpfen ihn an die übrige Menſch-
heit und an das Wohl des Ganzen mit
unauflöslichen Banden, ſein Herz wird
durch die ſüſſen Gefühle ehelicher und
kindlicher Zärtlichkeit immer genährt
und erwärmt, und für jener alles tödten-
den Kälte geſchüzt, die ſich ſo leicht ei-
nes iſolirt lebenden Menſchen bemäch-
tigt, und eben dieſe ſüſsen Vaterſorgen
legen ihm Pflichten auf, die ſeinen Ver-
ſtand an Ordnung, Arbeit und vernünf-
tige Lebensweiſe gewöhnen. Der Ge-
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/564>, abgerufen am 22.11.2024.
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