Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.Aber, wird mancher fragen, wie ist *) Noch immer träumt sich mancher die schlimm-
sten physische Folgen, die die Enthaltsamkeit haben müsste. Aber ich kann nicht oft genug daran erinnern, dass diese Säfte nicht blos zur Ausleerung sondern am meisten zur Wiederein- faugung ins Blut und zu unsrer eignen Stärkung bestimmt sind. Und hier kann ich nicht unter- lassen auf eine Einrichtung aufmerksam zu ma- chen, die auch in diesem Stück unsre moralische Freyheit sichert und daher ein ausschliessliches Eigenthum des Menschen ist. Ich meyne die von Zeit zu Zeit erfolgenden natürlichen Entle- digungen derer Säfte, die theils zur Hervorbrin- gung, theils zur Ernährung der Frucht bestimmt sind (Pollutiones nocturnae beym männlichen, Menstrua beym weiblichen Geschlechte). Der Mensch sollte zwar beständig fähig zur Fortpflan- zung, aber nie dazu thierisch gezwungen seyn, und diess bewirken diese nur bey Menschen exi- stirenden natürlichen Ableitungen, sie entziehen den Menschen der Sklaverey des blos thierischen Aber, wird mancher fragen, wie iſt *) Noch immer träumt ſich mancher die ſchlimm-
ſten phyſiſche Folgen, die die Enthaltſamkeit haben müſste. Aber ich kann nicht oft genug daran erinnern, daſs dieſe Säfte nicht blos zur Ausleerung ſondern am meiſten zur Wiederein- faugung ins Blut und zu unſrer eignen Stärkung beſtimmt ſind. Und hier kann ich nicht unter- laſſen auf eine Einrichtung aufmerkſam zu ma- chen, die auch in dieſem Stück unſre moraliſche Freyheit ſichert und daher ein ausſchlieſsliches Eigenthum des Menſchen iſt. Ich meyne die von Zeit zu Zeit erfolgenden natürlichen Entle- digungen derer Säfte, die theils zur Hervorbrin- gung, theils zur Ernährung der Frucht beſtimmt ſind (Pollutiones nocturnae beym männlichen, Menſtrua beym weiblichen Geſchlechte). Der Menſch ſollte zwar beſtändig fähig zur Fortpflan- zung, aber nie dazu thieriſch gezwungen ſeyn, und dieſs bewirken dieſe nur bey Menſchen exi- ſtirenden natürlichen Ableitungen, ſie entziehen den Menſchen der Sklaverey des blos thieriſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0550" n="522"/> <p>Aber, wird mancher fragen, wie iſt<lb/> es möglich, bey einem geſunden und<lb/> wohl genährten Körper, bey unſrer<lb/> Denk- und Lebensweiſe, Enthaltſamkeit<lb/> bis zum vier oder fünf und zwanzigſten<lb/> Jahre, genug, bis zur Zeit der Ehe, zu<lb/> beobachten? <note xml:id="note-0550" next="#note-0551" place="foot" n="*)">Noch immer träumt ſich mancher die ſchlimm-<lb/> ſten phyſiſche Folgen, die die Enthaltſamkeit<lb/> haben müſste. Aber ich kann nicht oft genug<lb/> daran erinnern, daſs dieſe Säfte nicht blos zur<lb/> Ausleerung ſondern am meiſten zur Wiederein-<lb/> faugung ins Blut und zu unſrer eignen Stärkung<lb/> beſtimmt ſind. Und hier kann ich nicht unter-<lb/> laſſen auf eine Einrichtung aufmerkſam zu ma-<lb/> chen, die auch in dieſem Stück unſre moraliſche<lb/> Freyheit ſichert und daher ein ausſchlieſsliches<lb/> Eigenthum des Menſchen iſt. Ich meyne die<lb/> von Zeit zu Zeit erfolgenden natürlichen Entle-<lb/> digungen derer Säfte, die theils zur Hervorbrin-<lb/> gung, theils zur Ernährung der Frucht beſtimmt<lb/> ſind (<hi rendition="#i">Pollutiones nocturnae</hi> beym männlichen,<lb/><hi rendition="#i">Menſtrua</hi> beym weiblichen Geſchlechte). Der<lb/> Menſch ſollte zwar beſtändig fähig zur Fortpflan-<lb/> zung, aber nie dazu thieriſch gezwungen ſeyn,<lb/> und dieſs bewirken dieſe nur bey Menſchen exi-<lb/> ſtirenden natürlichen Ableitungen, ſie entziehen<lb/> den Menſchen der Sklaverey des blos thieriſchen</note> — Daſs es möglich iſt,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [522/0550]
Aber, wird mancher fragen, wie iſt
es möglich, bey einem geſunden und
wohl genährten Körper, bey unſrer
Denk- und Lebensweiſe, Enthaltſamkeit
bis zum vier oder fünf und zwanzigſten
Jahre, genug, bis zur Zeit der Ehe, zu
beobachten? *) — Daſs es möglich iſt,
*) Noch immer träumt ſich mancher die ſchlimm-
ſten phyſiſche Folgen, die die Enthaltſamkeit
haben müſste. Aber ich kann nicht oft genug
daran erinnern, daſs dieſe Säfte nicht blos zur
Ausleerung ſondern am meiſten zur Wiederein-
faugung ins Blut und zu unſrer eignen Stärkung
beſtimmt ſind. Und hier kann ich nicht unter-
laſſen auf eine Einrichtung aufmerkſam zu ma-
chen, die auch in dieſem Stück unſre moraliſche
Freyheit ſichert und daher ein ausſchlieſsliches
Eigenthum des Menſchen iſt. Ich meyne die
von Zeit zu Zeit erfolgenden natürlichen Entle-
digungen derer Säfte, die theils zur Hervorbrin-
gung, theils zur Ernährung der Frucht beſtimmt
ſind (Pollutiones nocturnae beym männlichen,
Menſtrua beym weiblichen Geſchlechte). Der
Menſch ſollte zwar beſtändig fähig zur Fortpflan-
zung, aber nie dazu thieriſch gezwungen ſeyn,
und dieſs bewirken dieſe nur bey Menſchen exi-
ſtirenden natürlichen Ableitungen, ſie entziehen
den Menſchen der Sklaverey des blos thieriſchen
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