O schaut, wie er voll Majestät, Ein Gott, daher auf Erden geht! Er geht und steht voll Herrlichkeit, Und fleht um nichts; denn er gebeut.
Sein Auge funkelt dunkelhell, Wie ein krystallner Schattenquell. Sein Antlitz strahlt wie Morgenroth Auf Nas' und Stirn herrscht Machtgebot.
Die edelsten der Jungfraun blühn; Sie blühn und duften nur für ihn. O Glückliche, die er erkiesst? O Glückliche, die sein geniesst!
Bürger.
Es war eine Zeit, wo der Teutsche Jüngling nicht eher an den Umgang mit dem andern Geschlecht dachte, als im 24 -- 25sten Jahre und man wusste nichts von schädlichen Folgen dieser Enthalt- samkeit, nichts von den Verhaltungs- krankheiten und so manchem andern Uebel, was man sich jezt träumt; son-
O ſchaut, wie er voll Majeſtät, Ein Gott, daher auf Erden geht! Er geht und ſteht voll Herrlichkeit, Und fleht um nichts; denn er gebeut.
Sein Auge funkelt dunkelhell, Wie ein kryſtallner Schattenquell. Sein Antlitz ſtrahlt wie Morgenroth Auf Naſ’ und Stirn herrſcht Machtgebot.
Die edelſten der Jungfraun blühn; Sie blühn und duften nur für ihn. O Glückliche, die er erkieſst? O Glückliche, die ſein genieſst!
Bürger.
Es war eine Zeit, wo der Teutſche Jüngling nicht eher an den Umgang mit dem andern Geſchlecht dachte, als im 24 — 25ſten Jahre und man wuſste nichts von ſchädlichen Folgen dieſer Enthalt- ſamkeit, nichts von den Verhaltungs- krankheiten und ſo manchem andern Uebel, was man ſich jezt träumt; ſon-
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O ſchaut, wie er voll Majeſtät,
Ein Gott, daher auf Erden geht!
Er geht und ſteht voll Herrlichkeit,
Und fleht um nichts; denn er gebeut.
Sein Auge funkelt dunkelhell,
Wie ein kryſtallner Schattenquell.
Sein Antlitz ſtrahlt wie Morgenroth
Auf Naſ’ und Stirn herrſcht Machtgebot.
Die edelſten der Jungfraun blühn;
Sie blühn und duften nur für ihn.
O Glückliche, die er erkieſst?
O Glückliche, die ſein genieſst!
Bürger.
Es war eine Zeit, wo der Teutſche
Jüngling nicht eher an den Umgang mit
dem andern Geſchlecht dachte, als im
24 — 25ſten Jahre und man wuſste nichts
von ſchädlichen Folgen dieſer Enthalt-
ſamkeit, nichts von den Verhaltungs-
krankheiten und ſo manchem andern
Uebel, was man ſich jezt träumt; ſon-
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/542>, abgerufen am 22.11.2024.
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