Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

auf eine doppelte Art; theils, indem sie
dem Körper jenen Grad von Festigkeit
und Abhärtung giebt, der zur Dauer
nothwendig ist; theils, indem sie dasje-
nige möglich macht, was hauptsächlich
zum Glück und zur Länge des Lebens
gehört, das Fortschreiten zum Bessern
und Angenehmern. Der, der in der
Jugend alle Bequemlichkeiten und Ge-
nüsse im Ueberfluss hatte, hat auch
nichts mehr zu hoffen, das grosse
Mittel zur Erweckung und Conservation
der Lebenskraft, Hofnung und Aussicht
ins Bessre, fehlt ihm. Muss er nun
vollends mit zunehmenden Jahren Dürf-
tigkeit und Beschwehrden empfinden,
dann wird er doppelt niedergedrückt,
und nothwendig seine Lebensdauer
verkürzt. Aber in dem Uebergang von
Beschwehrlichkeiten zum Bessern liegt
ein beständiger Quell von neuer Freude,
neuer Kraft und neuen Leben.

So wie der Uebergang mit zuneh-
menden, Jahren aus einem rauhen

auf eine doppelte Art; theils, indem ſie
dem Körper jenen Grad von Feſtigkeit
und Abhärtung giebt, der zur Dauer
nothwendig iſt; theils, indem ſie dasje-
nige möglich macht, was hauptſächlich
zum Glück und zur Länge des Lebens
gehört, das Fortſchreiten zum Beſſern
und Angenehmern. Der, der in der
Jugend alle Bequemlichkeiten und Ge-
nüſſe im Ueberfluſs hatte, hat auch
nichts mehr zu hoffen, das groſse
Mittel zur Erweckung und Conſervation
der Lebenskraft, Hofnung und Ausſicht
ins Beſsre, fehlt ihm. Muſs er nun
vollends mit zunehmenden Jahren Dürf-
tigkeit und Beſchwehrden empfinden,
dann wird er doppelt niedergedrückt,
und nothwendig ſeine Lebensdauer
verkürzt. Aber in dem Uebergang von
Beſchwehrlichkeiten zum Beſſern liegt
ein beſtändiger Quell von neuer Freude,
neuer Kraft und neuen Leben.

So wie der Uebergang mit zuneh-
menden, Jahren aus einem rauhen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0539" n="511"/>
auf eine doppelte Art; theils, indem &#x017F;ie<lb/>
dem Körper jenen Grad von Fe&#x017F;tigkeit<lb/>
und Abhärtung giebt, der zur Dauer<lb/>
nothwendig i&#x017F;t; theils, indem &#x017F;ie dasje-<lb/>
nige möglich macht, was haupt&#x017F;ächlich<lb/>
zum Glück und zur Länge des Lebens<lb/>
gehört, das Fort&#x017F;chreiten zum Be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
und Angenehmern. Der, der in der<lb/>
Jugend alle Bequemlichkeiten und Ge-<lb/>&#x017F;&#x017F;e im Ueberflu&#x017F;s hatte, hat auch<lb/>
nichts mehr zu hoffen, das gro&#x017F;se<lb/>
Mittel zur Erweckung und Con&#x017F;ervation<lb/>
der Lebenskraft, Hofnung und Aus&#x017F;icht<lb/>
ins Be&#x017F;sre, fehlt ihm. Mu&#x017F;s er nun<lb/>
vollends mit zunehmenden Jahren Dürf-<lb/>
tigkeit und Be&#x017F;chwehrden empfinden,<lb/>
dann wird er doppelt niedergedrückt,<lb/>
und nothwendig &#x017F;eine Lebensdauer<lb/>
verkürzt. Aber in dem Uebergang von<lb/>
Be&#x017F;chwehrlichkeiten zum Be&#x017F;&#x017F;ern liegt<lb/>
ein be&#x017F;tändiger Quell von neuer Freude,<lb/>
neuer Kraft und neuen Leben.</p><lb/>
            <p>So wie der Uebergang mit zuneh-<lb/>
menden, Jahren aus einem rauhen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[511/0539] auf eine doppelte Art; theils, indem ſie dem Körper jenen Grad von Feſtigkeit und Abhärtung giebt, der zur Dauer nothwendig iſt; theils, indem ſie dasje- nige möglich macht, was hauptſächlich zum Glück und zur Länge des Lebens gehört, das Fortſchreiten zum Beſſern und Angenehmern. Der, der in der Jugend alle Bequemlichkeiten und Ge- nüſſe im Ueberfluſs hatte, hat auch nichts mehr zu hoffen, das groſse Mittel zur Erweckung und Conſervation der Lebenskraft, Hofnung und Ausſicht ins Beſsre, fehlt ihm. Muſs er nun vollends mit zunehmenden Jahren Dürf- tigkeit und Beſchwehrden empfinden, dann wird er doppelt niedergedrückt, und nothwendig ſeine Lebensdauer verkürzt. Aber in dem Uebergang von Beſchwehrlichkeiten zum Beſſern liegt ein beſtändiger Quell von neuer Freude, neuer Kraft und neuen Leben. So wie der Uebergang mit zuneh- menden, Jahren aus einem rauhen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/539
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/539>, abgerufen am 22.11.2024.