So wenig ich sie überhaupt für ungesund halte, so sind sie doch zuverlässig für ei- nen so zarten Magen noch zu schwehr zu verdauen, denn sie enthalten einen sehr zähen Schleim.
II. Man lasse das Kind, von der dritten Woche an (im Sommer eher, im Winter später), täglich freye Luft ge- niessen, und setze diess ununterbrochen, ohne sich durch Witterung abhalten zu lassen, fort.
Kinder und Pflanzen sind sich dar- inne vollkommen gleich. Man gebe ih- nen die reichlichste Nahrung, Wärme u. s. f. aber man entziehe ihnen Luft und Licht und sie werden welk und bleich werden, zurückbleiben, und zulezt ganz absterben. Der Genuss reiner, freyer Luft und der darinn befindlichen belebenden Bestandtheile, ist eine eben so nothwendige ja noch unentbehrli- chere Nahrung zu Erhaltung des Lebens, als Essen und Trinken. Ich weiss Kin- der, die bloss deswegen die Schwäch- lichkeit und die blasse Farbe ihr ganzes
So wenig ich ſie überhaupt für ungeſund halte, ſo ſind ſie doch zuverläſſig für ei- nen ſo zarten Magen noch zu ſchwehr zu verdauen, denn ſie enthalten einen ſehr zähen Schleim.
II. Man laſſe das Kind, von der dritten Woche an (im Sommer eher, im Winter ſpäter), täglich freye Luft ge- nieſſen, und ſetze dieſs ununterbrochen, ohne ſich durch Witterung abhalten zu laſſen, fort.
Kinder und Pflanzen ſind ſich dar- inne vollkommen gleich. Man gebe ih- nen die reichlichſte Nahrung, Wärme u. ſ. f. aber man entziehe ihnen Luft und Licht und ſie werden welk und bleich werden, zurückbleiben, und zulezt ganz abſterben. Der Genuſs reiner, freyer Luft und der darinn befindlichen belebenden Beſtandtheile, iſt eine eben ſo nothwendige ja noch unentbehrli- chere Nahrung zu Erhaltung des Lebens, als Eſſen und Trinken. Ich weiſs Kin- der, die bloſs deswegen die Schwäch- lichkeit und die blaſſe Farbe ihr ganzes
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So wenig ich ſie überhaupt für ungeſund
halte, ſo ſind ſie doch zuverläſſig für ei-
nen ſo zarten Magen noch zu ſchwehr
zu verdauen, denn ſie enthalten einen
ſehr zähen Schleim.
II. Man laſſe das Kind, von der
dritten Woche an (im Sommer eher, im
Winter ſpäter), täglich freye Luft ge-
nieſſen, und ſetze dieſs ununterbrochen,
ohne ſich durch Witterung abhalten zu
laſſen, fort.
Kinder und Pflanzen ſind ſich dar-
inne vollkommen gleich. Man gebe ih-
nen die reichlichſte Nahrung, Wärme
u. ſ. f. aber man entziehe ihnen Luft und
Licht und ſie werden welk und bleich
werden, zurückbleiben, und zulezt
ganz abſterben. Der Genuſs reiner,
freyer Luft und der darinn befindlichen
belebenden Beſtandtheile, iſt eine eben
ſo nothwendige ja noch unentbehrli-
chere Nahrung zu Erhaltung des Lebens,
als Eſſen und Trinken. Ich weiſs Kin-
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/518>, abgerufen am 22.11.2024.
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