Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

hat. Der Stoff des Vaters wird in ihr
gleichsam veredelt. Hingegen der stärk-
ste Mann wird von einer kränklichen
Lebensarmen Frau nie kräftige und ge-
sunde Kinder erhalten.

Was nun ferner die Beschützung
des werdenden Geschöpfs für allen Ge-
fahren und nachtheiligen Einwirkungen
betrifft, so finden wir hier abermals ei-
nen Beweiss der göttlichsten Weisheit
bey der hier getroffnen Einrichtung.
Ohneracht der innigsten Verbindung
zwischen Mutter und Frucht, ohneracht
diese wirklich fast ein Jahr lang ein Theil
derselben ist, und alle Nahrung und
Säfte mit ihr theilt, so ist sie dennoch
nicht nur für mechanischen Verletzun-
gen durch ihre Lage und ihr Schwim-
men im Wasser gesichert, sondern auch
für moralischen und Nerveneindrücken
dadurch, dass keine unmittelbare Ner-
venverbindung zwischen Mutter und
Kind ist. Man hat sogar häufige Bey-
spiele, dass die Mutter starb und das

hat. Der Stoff des Vaters wird in ihr
gleichſam veredelt. Hingegen der ſtärk-
ſte Mann wird von einer kränklichen
Lebensarmen Frau nie kräftige und ge-
ſunde Kinder erhalten.

Was nun ferner die Beſchützung
des werdenden Geſchöpfs für allen Ge-
fahren und nachtheiligen Einwirkungen
betrifft, ſo finden wir hier abermals ei-
nen Beweiſs der göttlichſten Weisheit
bey der hier getroffnen Einrichtung.
Ohneracht der innigſten Verbindung
zwiſchen Mutter und Frucht, ohneracht
dieſe wirklich faſt ein Jahr lang ein Theil
derſelben iſt, und alle Nahrung und
Säfte mit ihr theilt, ſo iſt ſie dennoch
nicht nur für mechaniſchen Verletzun-
gen durch ihre Lage und ihr Schwim-
men im Waſſer geſichert, ſondern auch
für moraliſchen und Nerveneindrücken
dadurch, daſs keine unmittelbare Ner-
venverbindung zwiſchen Mutter und
Kind iſt. Man hat ſogar häufige Bey-
ſpiele, daſs die Mutter ſtarb und das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0497" n="469"/>
hat. Der Stoff des Vaters wird in ihr<lb/>
gleich&#x017F;am veredelt. Hingegen der &#x017F;tärk-<lb/>
&#x017F;te Mann wird von einer kränklichen<lb/>
Lebensarmen Frau nie kräftige und ge-<lb/>
&#x017F;unde Kinder erhalten.</p><lb/>
            <p>Was nun ferner die Be&#x017F;chützung<lb/>
des werdenden Ge&#x017F;chöpfs für allen Ge-<lb/>
fahren und nachtheiligen Einwirkungen<lb/>
betrifft, &#x017F;o finden wir hier abermals ei-<lb/>
nen Bewei&#x017F;s der göttlich&#x017F;ten Weisheit<lb/>
bey der hier getroffnen Einrichtung.<lb/>
Ohneracht der innig&#x017F;ten Verbindung<lb/>
zwi&#x017F;chen Mutter und Frucht, ohneracht<lb/>
die&#x017F;e wirklich fa&#x017F;t ein Jahr lang ein Theil<lb/>
der&#x017F;elben i&#x017F;t, und alle Nahrung und<lb/>
Säfte mit ihr theilt, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie dennoch<lb/>
nicht nur für mechani&#x017F;chen Verletzun-<lb/>
gen durch ihre Lage und ihr Schwim-<lb/>
men im Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;ichert, &#x017F;ondern auch<lb/>
für morali&#x017F;chen und Nerveneindrücken<lb/>
dadurch, da&#x017F;s keine unmittelbare Ner-<lb/>
venverbindung zwi&#x017F;chen Mutter und<lb/>
Kind i&#x017F;t. Man hat &#x017F;ogar häufige Bey-<lb/>
&#x017F;piele, da&#x017F;s die Mutter &#x017F;tarb und das<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[469/0497] hat. Der Stoff des Vaters wird in ihr gleichſam veredelt. Hingegen der ſtärk- ſte Mann wird von einer kränklichen Lebensarmen Frau nie kräftige und ge- ſunde Kinder erhalten. Was nun ferner die Beſchützung des werdenden Geſchöpfs für allen Ge- fahren und nachtheiligen Einwirkungen betrifft, ſo finden wir hier abermals ei- nen Beweiſs der göttlichſten Weisheit bey der hier getroffnen Einrichtung. Ohneracht der innigſten Verbindung zwiſchen Mutter und Frucht, ohneracht dieſe wirklich faſt ein Jahr lang ein Theil derſelben iſt, und alle Nahrung und Säfte mit ihr theilt, ſo iſt ſie dennoch nicht nur für mechaniſchen Verletzun- gen durch ihre Lage und ihr Schwim- men im Waſſer geſichert, ſondern auch für moraliſchen und Nerveneindrücken dadurch, daſs keine unmittelbare Ner- venverbindung zwiſchen Mutter und Kind iſt. Man hat ſogar häufige Bey- ſpiele, daſs die Mutter ſtarb und das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/497
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/497>, abgerufen am 17.06.2024.