sonst einer Nervenverstimmung erzeugt, Zeitlebens einige kleine Flecken davon an sich tragen kann? Daher der ge- wöhnlich so auffallende Vorzug der Kin- der der Liebe für den Kindern der Pflicht. Ich sollte daher glauben, es sey sehr wichtig, auch im Ehestand diesem Mo- ment immer nur einen solchen Zeitpunct zu widmen, wo das Gefühl gesammleter Kräfte, feuriger Liebe und eines frohen sorgenfreyen Gemüths von beyden Sei- ten dazu aufruft (ein neuer Grund ge- gen den zu häufigen oder erzwungenen oder mechanisch-pflichtmäsigen Genuss der ehelichen Liebe).
3. Der Zeitraum der Schwanger- schaft. -- Ohneracht der Vater ohn- streitig die erste Quelle ist, aus welcher das künftige Wesen den ersten Lebens- hauch, die erste Erweckung bekommt, so ist doch nicht zu leugnen, dass die fernere Entwicklung, die Masse und der mehr materielle Antheil, blos von der Mutter herrührt. Diess ist der Acker,
G g 2
ſonſt einer Nervenverſtimmung erzeugt, Zeitlebens einige kleine Flecken davon an ſich tragen kann? Daher der ge- wöhnlich ſo auffallende Vorzug der Kin- der der Liebe für den Kindern der Pflicht. Ich ſollte daher glauben, es ſey ſehr wichtig, auch im Eheſtand dieſem Mo- ment immer nur einen ſolchen Zeitpunct zu widmen, wo das Gefühl geſammleter Kräfte, feuriger Liebe und eines frohen ſorgenfreyen Gemüths von beyden Sei- ten dazu aufruft (ein neuer Grund ge- gen den zu häufigen oder erzwungenen oder mechaniſch-pflichtmäſigen Genuſs der ehelichen Liebe).
3. Der Zeitraum der Schwanger- ſchaft. — Ohneracht der Vater ohn- ſtreitig die erſte Quelle iſt, aus welcher das künftige Weſen den erſten Lebens- hauch, die erſte Erweckung bekommt, ſo iſt doch nicht zu leugnen, daſs die fernere Entwicklung, die Maſſe und der mehr materielle Antheil, blos von der Mutter herrührt. Dieſs iſt der Acker,
G g 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0495"n="467"/>ſonſt einer Nervenverſtimmung erzeugt,<lb/>
Zeitlebens einige kleine Flecken davon<lb/>
an ſich tragen kann? Daher der ge-<lb/>
wöhnlich ſo auffallende Vorzug der Kin-<lb/>
der der Liebe für den Kindern der Pflicht.<lb/>
Ich ſollte daher glauben, es ſey ſehr<lb/>
wichtig, auch im Eheſtand dieſem Mo-<lb/>
ment immer nur einen ſolchen Zeitpunct<lb/>
zu widmen, wo das Gefühl geſammleter<lb/>
Kräfte, feuriger Liebe und eines frohen<lb/>ſorgenfreyen Gemüths von beyden Sei-<lb/>
ten dazu aufruft (ein neuer Grund ge-<lb/>
gen den zu häufigen oder erzwungenen<lb/>
oder mechaniſch-pflichtmäſigen Genuſs<lb/>
der ehelichen Liebe).</p><lb/><p>3. <hirendition="#i">Der Zeitraum der Schwanger-<lb/>ſchaft</hi>. — Ohneracht der Vater ohn-<lb/>ſtreitig die erſte Quelle iſt, aus welcher<lb/>
das künftige Weſen den erſten Lebens-<lb/>
hauch, die erſte Erweckung bekommt,<lb/>ſo iſt doch nicht zu leugnen, daſs die<lb/>
fernere Entwicklung, die Maſſe und der<lb/>
mehr materielle Antheil, blos von der<lb/>
Mutter herrührt. Dieſs iſt der Acker,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G g 2</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[467/0495]
ſonſt einer Nervenverſtimmung erzeugt,
Zeitlebens einige kleine Flecken davon
an ſich tragen kann? Daher der ge-
wöhnlich ſo auffallende Vorzug der Kin-
der der Liebe für den Kindern der Pflicht.
Ich ſollte daher glauben, es ſey ſehr
wichtig, auch im Eheſtand dieſem Mo-
ment immer nur einen ſolchen Zeitpunct
zu widmen, wo das Gefühl geſammleter
Kräfte, feuriger Liebe und eines frohen
ſorgenfreyen Gemüths von beyden Sei-
ten dazu aufruft (ein neuer Grund ge-
gen den zu häufigen oder erzwungenen
oder mechaniſch-pflichtmäſigen Genuſs
der ehelichen Liebe).
3. Der Zeitraum der Schwanger-
ſchaft. — Ohneracht der Vater ohn-
ſtreitig die erſte Quelle iſt, aus welcher
das künftige Weſen den erſten Lebens-
hauch, die erſte Erweckung bekommt,
ſo iſt doch nicht zu leugnen, daſs die
fernere Entwicklung, die Maſſe und der
mehr materielle Antheil, blos von der
Mutter herrührt. Dieſs iſt der Acker,
G g 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/495>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.