nur ängstlich für den Zuschauer, nicht für den Sterbenden, der davon nichts empfindet. Es wäre eben so, als wenn man aus den fürchterlichen Zuckungen eines Epileptischen auf seine inneren Gefühle schliessen wollte. Er weiss nichts von allem dem, was uns so viel Angst machte.
3. Man denke sich das Leben immer als das, was es ist, als einen Mittelzu- stand, (der noch nicht selbst Zweck, son- dern nur Mittel zum Zweck ist, wie die tausendfachen Unvollkommenheiten des- selben hinlänglich beweisen,) als eine Periode der Entwicklung und Vorberei- tung, als ein Fragment unsrer Existenz, durch das wir blos zu andern Perioden übergehen und reifen sollen. Kann uns denn der Gedanke wohl schrecklich seyn, diesen Uebergang wirklich zu ma- chen, aus diesem Mittelzustand, aus dieser räthselhaften, zweifelsvollen, nie ganz befriedigenden Existenz, zu einer andern heraus zu treten? Ganz ruhig
nur ängſtlich für den Zuſchauer, nicht für den Sterbenden, der davon nichts empfindet. Es wäre eben ſo, als wenn man aus den fürchterlichen Zuckungen eines Epileptiſchen auf ſeine inneren Gefühle ſchlieſsen wollte. Er weiſs nichts von allem dem, was uns ſo viel Angſt machte.
3. Man denke ſich das Leben immer als das, was es iſt, als einen Mittelzu- ſtand, (der noch nicht ſelbſt Zweck, ſon- dern nur Mittel zum Zweck iſt, wie die tauſendfachen Unvollkommenheiten deſ- ſelben hinlänglich beweiſen,) als eine Periode der Entwicklung und Vorberei- tung, als ein Fragment unſrer Exiſtenz, durch das wir blos zu andern Perioden übergehen und reifen ſollen. Kann uns denn der Gedanke wohl ſchrecklich ſeyn, dieſen Uebergang wirklich zu ma- chen, aus dieſem Mittelzuſtand, aus dieſer räthſelhaften, zweifelsvollen, nie ganz befriedigenden Exiſtenz, zu einer andern heraus zu treten? Ganz ruhig
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nur ängſtlich für den Zuſchauer, nicht
für den Sterbenden, der davon nichts
empfindet. Es wäre eben ſo, als wenn
man aus den fürchterlichen Zuckungen
eines Epileptiſchen auf ſeine inneren
Gefühle ſchlieſsen wollte. Er weiſs
nichts von allem dem, was uns ſo viel
Angſt machte.
3. Man denke ſich das Leben immer
als das, was es iſt, als einen Mittelzu-
ſtand, (der noch nicht ſelbſt Zweck, ſon-
dern nur Mittel zum Zweck iſt, wie die
tauſendfachen Unvollkommenheiten deſ-
ſelben hinlänglich beweiſen,) als eine
Periode der Entwicklung und Vorberei-
tung, als ein Fragment unſrer Exiſtenz,
durch das wir blos zu andern Perioden
übergehen und reifen ſollen. Kann uns
denn der Gedanke wohl ſchrecklich
ſeyn, dieſen Uebergang wirklich zu ma-
chen, aus dieſem Mittelzuſtand, aus
dieſer räthſelhaften, zweifelsvollen, nie
ganz befriedigenden Exiſtenz, zu einer
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/427>, abgerufen am 25.11.2024.
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