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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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veränderten und modernisirten Gestal-
ten, immer noch zur Verführung des
Menschengeschlechts dienen. In dieser
Geistesfinsterniss erzeugte sich nun auch
der Glaube, dass die Erhaltung und Ver-
längerung des Lebens, die man zeither
als ein Geschenk der Natur auch durch
die natürlichsten Mittel gesucht hatte,
durch chemische Verwandlungen, durch
Hülfe der ersten Materie, die man in
Destillirkolben gefangen zu haben mey-
nete, durch Vermeidung böser Constel-
lationen und ähnlichen Unsinn erhalten
werden könnte. Es sey mir erlaubt, ei-
nige dieser an die Menschheit ergange-
nen Vorschläge, die, troz ihrer Unge-
reimtheit dennoch Glauben fanden,
nahmhaft zu machen.

Einer der unverschämtesten Charla-
tans und hochpralenden Lebensverlän-
gerer war Theophrastus Paracelsus, oder,
wie sein ganzer, ihn karakterisirender
Nahme hiess: Philippus Aureolus Theo-
phrastus Paracelsus Bombastus ab Hohen-

veränderten und moderniſirten Geſtal-
ten, immer noch zur Verführung des
Menſchengeſchlechts dienen. In dieſer
Geiſtesfinſterniſs erzeugte ſich nun auch
der Glaube, daſs die Erhaltung und Ver-
längerung des Lebens, die man zeither
als ein Geſchenk der Natur auch durch
die natürlichſten Mittel geſucht hatte,
durch chemiſche Verwandlungen, durch
Hülfe der erſten Materie, die man in
Deſtillirkolben gefangen zu haben mey-
nete, durch Vermeidung böſer Conſtel-
lationen und ähnlichen Unſinn erhalten
werden könnte. Es ſey mir erlaubt, ei-
nige dieſer an die Menſchheit ergange-
nen Vorſchläge, die, troz ihrer Unge-
reimtheit dennoch Glauben fanden,
nahmhaft zu machen.

Einer der unverſchämteſten Charla-
tans und hochpralenden Lebensverlän-
gerer war Theophraſtus Paracelſus, oder,
wie ſein ganzer, ihn karakteriſirender
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[14/0042] veränderten und moderniſirten Geſtal- ten, immer noch zur Verführung des Menſchengeſchlechts dienen. In dieſer Geiſtesfinſterniſs erzeugte ſich nun auch der Glaube, daſs die Erhaltung und Ver- längerung des Lebens, die man zeither als ein Geſchenk der Natur auch durch die natürlichſten Mittel geſucht hatte, durch chemiſche Verwandlungen, durch Hülfe der erſten Materie, die man in Deſtillirkolben gefangen zu haben mey- nete, durch Vermeidung böſer Conſtel- lationen und ähnlichen Unſinn erhalten werden könnte. Es ſey mir erlaubt, ei- nige dieſer an die Menſchheit ergange- nen Vorſchläge, die, troz ihrer Unge- reimtheit dennoch Glauben fanden, nahmhaft zu machen. Einer der unverſchämteſten Charla- tans und hochpralenden Lebensverlän- gerer war Theophraſtus Paracelſus, oder, wie ſein ganzer, ihn karakteriſirender Nahme hieſs: Philippus Aureolus Theo- phraſtus Paracelſus Bombaſtus ab Hohen-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/42>, abgerufen am 28.03.2024.