Kraft des Herzens und hindern auf diese Art das wichtige Geschäft der Restaura- tion. Die ersten, die traurigen Affecten, wirken indess doch nur negativ zur Ver- kürzung. Hingegen diese, Neid und Missgunst, haben zugleich positive Tod- bringende Eigenschaften. Nicht blos entziehen sie dem Körper seine Lebens- kräfte, sondern indem sie unaufhörlich die Galle schärfen, bereiten sie bestän- dig ein schleichendes Gift, und vermeh- ren durch den allgemeinen Gallenreiz die Selbstaufreibung entsezlich, daher das Emblem vollkommen passt: der Neid frisst sich selbst auf.
Hieher gehört auch jene sehr böse Seelenkrankheit, die unter dem Namen der üblen Laune bekannt ist. Nichts ver- mag so sehr die Blüthe des Lebens zu verwelken, jedem Genuss und jeder Freude den Eingang zu versperren, und den schönen Lebensstrom in einen ste- henden Sumpf zu verwandeln, als diese böse Gewohnheit. Ich rathe jedem,
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Kraft des Herzens und hindern auf dieſe Art das wichtige Geſchäft der Reſtaura- tion. Die erſten, die traurigen Affecten, wirken indeſs doch nur negativ zur Ver- kürzung. Hingegen dieſe, Neid und Miſsgunſt, haben zugleich poſitive Tod- bringende Eigenſchaften. Nicht blos entziehen ſie dem Körper ſeine Lebens- kräfte, ſondern indem ſie unaufhörlich die Galle ſchärfen, bereiten ſie beſtän- dig ein ſchleichendes Gift, und vermeh- ren durch den allgemeinen Gallenreiz die Selbſtaufreibung entſezlich, daher das Emblem vollkommen paſst: der Neid friſst ſich ſelbſt auf.
Hieher gehört auch jene ſehr böſe Seelenkrankheit, die unter dem Namen der üblen Laune bekannt iſt. Nichts ver- mag ſo ſehr die Blüthe des Lebens zu verwelken, jedem Genuſs und jeder Freude den Eingang zu verſperren, und den ſchönen Lebensſtrom in einen ſte- henden Sumpf zu verwandeln, als dieſe böſe Gewohnheit. Ich rathe jedem,
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Kraft des Herzens und hindern auf dieſe
Art das wichtige Geſchäft der Reſtaura-
tion. Die erſten, die traurigen Affecten,
wirken indeſs doch nur negativ zur Ver-
kürzung. Hingegen dieſe, Neid und
Miſsgunſt, haben zugleich poſitive Tod-
bringende Eigenſchaften. Nicht blos
entziehen ſie dem Körper ſeine Lebens-
kräfte, ſondern indem ſie unaufhörlich
die Galle ſchärfen, bereiten ſie beſtän-
dig ein ſchleichendes Gift, und vermeh-
ren durch den allgemeinen Gallenreiz
die Selbſtaufreibung entſezlich, daher
das Emblem vollkommen paſst: der
Neid friſst ſich ſelbſt auf.
Hieher gehört auch jene ſehr böſe
Seelenkrankheit, die unter dem Namen
der üblen Laune bekannt iſt. Nichts ver-
mag ſo ſehr die Blüthe des Lebens zu
verwelken, jedem Genuſs und jeder
Freude den Eingang zu verſperren, und
den ſchönen Lebensſtrom in einen ſte-
henden Sumpf zu verwandeln, als dieſe
böſe Gewohnheit. Ich rathe jedem,
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/415>, abgerufen am 22.11.2024.
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