niessen lässt, wodurch das gelindeste Fieber in ein hitziges verwandelt wer- den kann, dass man, sobald ein Kranker Fieber und den damit verbundenen Frost klagt, ihn in Betten vergräbt, Fen- ster und Thüren verschliesst, und die Luft des Zimmers möglichst erhizt, auch dass man nicht für gehörige Rein- lichkeit in der Krankenstube sorgt, die Luft nicht erneuert, die Absonderungen und Ausleerungen des Kranken nicht genug entfernt. Diese unvernünftige diätetische Behandlung tödtet weit mehr Menschen, als die Krankheit selbst, und hauptsächlich ist sie die Ursache, war- um auf dem Lande so mancher gesunde und starke Mensch ein Raub des Todes wird, warum da die Krankheiten so leicht eine bösartige Beschaffenheit an- nehmen, warum z. E. die Blattern da im Winter meist bösartiger sind, als im Sommer, weil man da die Fenster und Thüren verschliesst, und durch Einhei- zen eine fürchterliche Glut im Zimmer
A a 2
nieſsen läſst, wodurch das gelindeſte Fieber in ein hitziges verwandelt wer- den kann, daſs man, ſobald ein Kranker Fieber und den damit verbundenen Froſt klagt, ihn in Betten vergräbt, Fen- ſter und Thüren verſchlieſst, und die Luft des Zimmers möglichſt erhizt, auch daſs man nicht für gehörige Rein- lichkeit in der Krankenſtube ſorgt, die Luft nicht erneuert, die Abſonderungen und Ausleerungen des Kranken nicht genug entfernt. Dieſe unvernünftige diätetiſche Behandlung tödtet weit mehr Menſchen, als die Krankheit ſelbſt, und hauptſächlich iſt ſie die Urſache, war- um auf dem Lande ſo mancher geſunde und ſtarke Menſch ein Raub des Todes wird, warum da die Krankheiten ſo leicht eine bösartige Beſchaffenheit an- nehmen, warum z. E. die Blattern da im Winter meiſt bösartiger ſind, als im Sommer, weil man da die Fenſter und Thüren verſchlieſst, und durch Einhei- zen eine fürchterliche Glut im Zimmer
A a 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0399"n="371"/>
nieſsen läſst, wodurch das gelindeſte<lb/>
Fieber in ein hitziges verwandelt wer-<lb/>
den kann, daſs man, ſobald ein Kranker<lb/>
Fieber und den damit verbundenen<lb/>
Froſt klagt, ihn in Betten vergräbt, Fen-<lb/>ſter und Thüren verſchlieſst, und die<lb/>
Luft des Zimmers möglichſt erhizt,<lb/>
auch daſs man nicht für gehörige Rein-<lb/>
lichkeit in der Krankenſtube ſorgt, die<lb/>
Luft nicht erneuert, die Abſonderungen<lb/>
und Ausleerungen des Kranken nicht<lb/>
genug entfernt. Dieſe unvernünftige<lb/>
diätetiſche Behandlung tödtet weit mehr<lb/>
Menſchen, als die Krankheit ſelbſt, und<lb/>
hauptſächlich iſt ſie die Urſache, war-<lb/>
um auf dem Lande ſo mancher geſunde<lb/>
und ſtarke Menſch ein Raub des Todes<lb/>
wird, warum da die Krankheiten ſo<lb/>
leicht eine bösartige Beſchaffenheit an-<lb/>
nehmen, warum z. E. die Blattern da<lb/>
im Winter meiſt bösartiger ſind, als im<lb/>
Sommer, weil man da die Fenſter und<lb/>
Thüren verſchlieſst, und durch Einhei-<lb/>
zen eine fürchterliche Glut im Zimmer<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a 2</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[371/0399]
nieſsen läſst, wodurch das gelindeſte
Fieber in ein hitziges verwandelt wer-
den kann, daſs man, ſobald ein Kranker
Fieber und den damit verbundenen
Froſt klagt, ihn in Betten vergräbt, Fen-
ſter und Thüren verſchlieſst, und die
Luft des Zimmers möglichſt erhizt,
auch daſs man nicht für gehörige Rein-
lichkeit in der Krankenſtube ſorgt, die
Luft nicht erneuert, die Abſonderungen
und Ausleerungen des Kranken nicht
genug entfernt. Dieſe unvernünftige
diätetiſche Behandlung tödtet weit mehr
Menſchen, als die Krankheit ſelbſt, und
hauptſächlich iſt ſie die Urſache, war-
um auf dem Lande ſo mancher geſunde
und ſtarke Menſch ein Raub des Todes
wird, warum da die Krankheiten ſo
leicht eine bösartige Beſchaffenheit an-
nehmen, warum z. E. die Blattern da
im Winter meiſt bösartiger ſind, als im
Sommer, weil man da die Fenſter und
Thüren verſchlieſst, und durch Einhei-
zen eine fürchterliche Glut im Zimmer
A a 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/399>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.