man die Krankheit ganz verkennt, und gar nicht für Krankheit gelten lassen will, wodurch oft eine unbedeutende Krank- heit in eine sehr gefährliche verwandelt wird. Und hier kann ich nicht umhin, eine Vernachlässigung insbesondere zu erwähnen, die gewiss unzählichen Men- schen das Leben kostet: die Vernachlässi- gung der Katarrhe oder des Hustens. Man hält sie gewöhnlich für nothwen- dige und zum Theil nützliche Uebel, und man hat Recht, wenn der Katarrh mässig ist und nicht zu lange dauert. Aber man vergesse doch nie, dass jeder Katarrh eine Krankheit ist, und gar leicht in Lungenentzündung, oder, was noch häufiger geschieht, in Lungensucht und Auszehrung übergehen kann; und ich sage nicht zu viel, wenn ich be- haupte, dass die Hälfte aller Lungen- suchten aus solchen vernachlässigten Ka- tarrhen entsteht. Diess geschieht, wenn er zu lange dauert, oder wenn er widersinnig behandelt wird, und ich
A a
man die Krankheit ganz verkennt, und gar nicht für Krankheit gelten laſſen will, wodurch oft eine unbedeutende Krank- heit in eine ſehr gefährliche verwandelt wird. Und hier kann ich nicht umhin, eine Vernachläſſigung insbeſondere zu erwähnen, die gewiſs unzählichen Men- ſchen das Leben koſtet: die Vernachläſſi- gung der Katarrhe oder des Huſtens. Man hält ſie gewöhnlich für nothwen- dige und zum Theil nützliche Uebel, und man hat Recht, wenn der Katarrh mäſsig iſt und nicht zu lange dauert. Aber man vergeſſe doch nie, daſs jeder Katarrh eine Krankheit iſt, und gar leicht in Lungenentzündung, oder, was noch häufiger geſchieht, in Lungenſucht und Auszehrung übergehen kann; und ich ſage nicht zu viel, wenn ich be- haupte, daſs die Hälfte aller Lungen- ſuchten aus ſolchen vernachläſſigten Ka- tarrhen entſteht. Dieſs geſchieht, wenn er zu lange dauert, oder wenn er widerſinnig behandelt wird, und ich
A a
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0397"n="369"/>
man die Krankheit ganz verkennt, und<lb/>
gar nicht für Krankheit gelten laſſen will,<lb/>
wodurch oft eine unbedeutende Krank-<lb/>
heit in eine ſehr gefährliche verwandelt<lb/>
wird. Und hier kann ich nicht umhin,<lb/>
eine Vernachläſſigung insbeſondere zu<lb/>
erwähnen, die gewiſs unzählichen Men-<lb/>ſchen das Leben koſtet: die Vernachläſſi-<lb/>
gung <hirendition="#i">der Katarrhe</hi> oder <hirendition="#i">des Huſtens</hi>.<lb/>
Man hält ſie gewöhnlich für nothwen-<lb/>
dige und zum Theil nützliche Uebel, und<lb/>
man hat Recht, wenn der Katarrh<lb/>
mäſsig iſt und nicht zu lange dauert.<lb/>
Aber man vergeſſe doch nie, daſs jeder<lb/>
Katarrh eine Krankheit iſt, und gar<lb/>
leicht in Lungenentzündung, oder, was<lb/>
noch häufiger geſchieht, in Lungenſucht<lb/>
und Auszehrung übergehen kann; und<lb/>
ich ſage nicht zu viel, wenn ich be-<lb/>
haupte, daſs die Hälfte aller Lungen-<lb/>ſuchten aus ſolchen vernachläſſigten Ka-<lb/>
tarrhen entſteht. Dieſs geſchieht,<lb/>
wenn er zu lange dauert, oder wenn er<lb/>
widerſinnig behandelt wird, und ich<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[369/0397]
man die Krankheit ganz verkennt, und
gar nicht für Krankheit gelten laſſen will,
wodurch oft eine unbedeutende Krank-
heit in eine ſehr gefährliche verwandelt
wird. Und hier kann ich nicht umhin,
eine Vernachläſſigung insbeſondere zu
erwähnen, die gewiſs unzählichen Men-
ſchen das Leben koſtet: die Vernachläſſi-
gung der Katarrhe oder des Huſtens.
Man hält ſie gewöhnlich für nothwen-
dige und zum Theil nützliche Uebel, und
man hat Recht, wenn der Katarrh
mäſsig iſt und nicht zu lange dauert.
Aber man vergeſſe doch nie, daſs jeder
Katarrh eine Krankheit iſt, und gar
leicht in Lungenentzündung, oder, was
noch häufiger geſchieht, in Lungenſucht
und Auszehrung übergehen kann; und
ich ſage nicht zu viel, wenn ich be-
haupte, daſs die Hälfte aller Lungen-
ſuchten aus ſolchen vernachläſſigten Ka-
tarrhen entſteht. Dieſs geſchieht,
wenn er zu lange dauert, oder wenn er
widerſinnig behandelt wird, und ich
A a
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/397>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.