Menge und Vollkommenheit der Organe zu deren Bearbeitung und Benutzung ist es, was unsre Lebenskapacität und Fülle vermehrt, und unter diesen Orga- nen behauptet gewiss das der Genera- tion einen vorzüglichen Rang.
2. Was Leben geben kann, muss auch Leben erhalten. In den Zeugungs- säften ist die Lebenskraft so concentrirt, dass der kleinste Theil davon ein künfti- ges Wesen zum Leben hervorrufen kann. Lässt sich wohl ein grössrer Bal- sam zur Restauration und Erhaltung unsrer eignen Lebenskraft denken?
3. Die Erfarung lehrt zur Gnüge, dass nicht eher der Körper seine voll- kommne Festigkeit und Consistenz er- hält, bis diese Organe ihre Vollkommen- heit erlangt haben, und im Stande sind, diese neue Art von Säften zu erzeugen, und dadurch die neue Kraft zu entwi- ckeln. -- Der deutlichste Beweis, dass sie nicht blos für andere, sondern zu-
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Menge und Vollkommenheit der Organe zu deren Bearbeitung und Benutzung iſt es, was unſre Lebenskapacität und Fülle vermehrt, und unter dieſen Orga- nen behauptet gewiſs das der Genera- tion einen vorzüglichen Rang.
2. Was Leben geben kann, muſs auch Leben erhalten. In den Zeugungs- ſäften iſt die Lebenskraft ſo concentrirt, daſs der kleinſte Theil davon ein künfti- ges Weſen zum Leben hervorrufen kann. Läſst ſich wohl ein gröſsrer Bal- ſam zur Reſtauration und Erhaltung unſrer eignen Lebenskraft denken?
3. Die Erfarung lehrt zur Gnüge, daſs nicht eher der Körper ſeine voll- kommne Feſtigkeit und Conſiſtenz er- hält, bis dieſe Organe ihre Vollkommen- heit erlangt haben, und im Stande ſind, dieſe neue Art von Säften zu erzeugen, und dadurch die neue Kraft zu entwi- ckeln. — Der deutlichſte Beweis, daſs ſie nicht blos für andere, ſondern zu-
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Menge und Vollkommenheit der Organe
zu deren Bearbeitung und Benutzung
iſt es, was unſre Lebenskapacität und
Fülle vermehrt, und unter dieſen Orga-
nen behauptet gewiſs das der Genera-
tion einen vorzüglichen Rang.
2. Was Leben geben kann, muſs
auch Leben erhalten. In den Zeugungs-
ſäften iſt die Lebenskraft ſo concentrirt,
daſs der kleinſte Theil davon ein künfti-
ges Weſen zum Leben hervorrufen
kann. Läſst ſich wohl ein gröſsrer Bal-
ſam zur Reſtauration und Erhaltung
unſrer eignen Lebenskraft denken?
3. Die Erfarung lehrt zur Gnüge,
daſs nicht eher der Körper ſeine voll-
kommne Feſtigkeit und Conſiſtenz er-
hält, bis dieſe Organe ihre Vollkommen-
heit erlangt haben, und im Stande ſind,
dieſe neue Art von Säften zu erzeugen,
und dadurch die neue Kraft zu entwi-
ckeln. — Der deutlichſte Beweis, daſs
ſie nicht blos für andere, ſondern zu-
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/301>, abgerufen am 27.11.2024.
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