Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.nicht diese höhere und vollkomm- nere Organisation? Eine ganz neue und dem Menschen allein eigne Klasse von Nahrungs- und Erwe- ckungsmitteln der Lebenskraft stellt sich uns hier dar, die der feinern sinnlichen und höhern moralischen Gefühle und Berührungen. Ich will hier nur an die Genüsse und Stärkungen erinnern, die in der Musik, der bildenden Kunst, den Reizen der Dichtung und Phantasie liegen; an das Wonnegefühl, das uns die Erforschung der Wahrheit oder eine neue Entdeckung im Rei- che derselben gewährt; an die rei- che Quelle der Kraft, die in dem Gedanken der Zukunft liegt, und in dem Vermögen, sie zu vergegen- wärtigen und durch Hoffnung zu leben, wenn uns die Gegenwart verlässt. Welche Stärkung, wel- che unerschütterliche Festigkeit kann uns nicht der einzige Gedanke und Glaube an Unsterblichkeit ge- nicht dieſe höhere und vollkomm- nere Organiſation? Eine ganz neue und dem Menſchen allein eigne Klaſſe von Nahrungs- und Erwe- ckungsmitteln der Lebenskraft ſtellt ſich uns hier dar, die der feinern ſinnlichen und höhern moraliſchen Gefühle und Berührungen. Ich will hier nur an die Genüſſe und Stärkungen erinnern, die in der Muſik, der bildenden Kunſt, den Reizen der Dichtung und Phantaſie liegen; an das Wonnegefühl, das uns die Erforſchung der Wahrheit oder eine neue Entdeckung im Rei- che derſelben gewährt; an die rei- che Quelle der Kraft, die in dem Gedanken der Zukunft liegt, und in dem Vermögen, ſie zu vergegen- wärtigen und durch Hoffnung zu leben, wenn uns die Gegenwart verläſst. Welche Stärkung, wel- che unerſchütterliche Feſtigkeit kann uns nicht der einzige Gedanke und Glaube an Unſterblichkeit ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <list> <item><pb facs="#f0276" n="248"/> nicht dieſe höhere und vollkomm-<lb/> nere Organiſation? Eine ganz neue<lb/> und dem Menſchen allein eigne<lb/> Klaſſe von Nahrungs- und Erwe-<lb/> ckungsmitteln der Lebenskraft ſtellt<lb/> ſich uns hier dar, die der feinern<lb/> ſinnlichen und höhern moraliſchen<lb/> Gefühle und Berührungen. Ich<lb/> will hier nur an die Genüſſe und<lb/> Stärkungen erinnern, die in der<lb/> Muſik, der bildenden Kunſt, den<lb/> Reizen der Dichtung und Phantaſie<lb/> liegen; an das Wonnegefühl, das<lb/> uns die Erforſchung der Wahrheit<lb/> oder eine neue Entdeckung im Rei-<lb/> che derſelben gewährt; an die rei-<lb/> che Quelle der Kraft, die in dem<lb/> Gedanken der Zukunft liegt, und<lb/> in dem Vermögen, ſie zu vergegen-<lb/> wärtigen und durch Hoffnung zu<lb/> leben, wenn uns die Gegenwart<lb/> verläſst. Welche Stärkung, wel-<lb/> che unerſchütterliche Feſtigkeit<lb/> kann uns nicht der einzige Gedanke<lb/> und Glaube an Unſterblichkeit ge-<lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [248/0276]
nicht dieſe höhere und vollkomm-
nere Organiſation? Eine ganz neue
und dem Menſchen allein eigne
Klaſſe von Nahrungs- und Erwe-
ckungsmitteln der Lebenskraft ſtellt
ſich uns hier dar, die der feinern
ſinnlichen und höhern moraliſchen
Gefühle und Berührungen. Ich
will hier nur an die Genüſſe und
Stärkungen erinnern, die in der
Muſik, der bildenden Kunſt, den
Reizen der Dichtung und Phantaſie
liegen; an das Wonnegefühl, das
uns die Erforſchung der Wahrheit
oder eine neue Entdeckung im Rei-
che derſelben gewährt; an die rei-
che Quelle der Kraft, die in dem
Gedanken der Zukunft liegt, und
in dem Vermögen, ſie zu vergegen-
wärtigen und durch Hoffnung zu
leben, wenn uns die Gegenwart
verläſst. Welche Stärkung, wel-
che unerſchütterliche Feſtigkeit
kann uns nicht der einzige Gedanke
und Glaube an Unſterblichkeit ge-
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Zitationshilfe: | Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/276>, abgerufen am 22.07.2024. |