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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Entwicklung hat. -- Genug, wir
können eine Menge Kräfte um uns,
ja selbst schlafende Keime derselben
in uns haben, die aber, ohne ein
angemessnes Entwicklungsorgan,
ganz für uns verlohren sind. -- Von
diesem Gesichtspunct aus müssen
wir auch die menschliche Gehirnor-
ganisation betrachten. Sie ist un-
streitig der höchste Grad von Ver-
feinerung der organischen Materie.
Es ist durch alle Beobachtungen er-
wiesen, dass der Mensch unter allen
Thieren das zarteste, und, im Ver-
hältniss zu den Nerven, auch das
grösste Gehirn habe. In diesem Or-
gane werden (wie in dem Alembik
des Ganzen) die feinsten und geistig-
sten Theile der durch Nahrung und
Respiration uns zugeführten Kräfte
gesammlet, sublimirt und zum
höchsten Grad veredelt, und von
da aus durch die Nerven dem gan-
zen Körper in allen seinen Puncten
Entwicklung hat. — Genug, wir
können eine Menge Kräfte um uns,
ja ſelbſt ſchlafende Keime derſelben
in uns haben, die aber, ohne ein
angemeſsnes Entwicklungsorgan,
ganz für uns verlohren ſind. — Von
dieſem Geſichtspunct aus müſſen
wir auch die menſchliche Gehirnor-
ganiſation betrachten. Sie iſt un-
ſtreitig der höchſte Grad von Ver-
feinerung der organiſchen Materie.
Es iſt durch alle Beobachtungen er-
wieſen, daſs der Menſch unter allen
Thieren das zarteſte, und, im Ver-
hältniſs zu den Nerven, auch das
gröſste Gehirn habe. In dieſem Or-
gane werden (wie in dem Alembik
des Ganzen) die feinſten und geiſtig-
ſten Theile der durch Nahrung und
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[246/0274] Entwicklung hat. — Genug, wir können eine Menge Kräfte um uns, ja ſelbſt ſchlafende Keime derſelben in uns haben, die aber, ohne ein angemeſsnes Entwicklungsorgan, ganz für uns verlohren ſind. — Von dieſem Geſichtspunct aus müſſen wir auch die menſchliche Gehirnor- ganiſation betrachten. Sie iſt un- ſtreitig der höchſte Grad von Ver- feinerung der organiſchen Materie. Es iſt durch alle Beobachtungen er- wieſen, daſs der Menſch unter allen Thieren das zarteſte, und, im Ver- hältniſs zu den Nerven, auch das gröſste Gehirn habe. In dieſem Or- gane werden (wie in dem Alembik des Ganzen) die feinſten und geiſtig- ſten Theile der durch Nahrung und Reſpiration uns zugeführten Kräfte geſammlet, ſublimirt und zum höchſten Grad veredelt, und von da aus durch die Nerven dem gan- zen Körper in allen ſeinen Puncten

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/274>, abgerufen am 25.11.2024.