Entwicklung hat. -- Genug, wir können eine Menge Kräfte um uns, ja selbst schlafende Keime derselben in uns haben, die aber, ohne ein angemessnes Entwicklungsorgan, ganz für uns verlohren sind. -- Von diesem Gesichtspunct aus müssen wir auch die menschliche Gehirnor- ganisation betrachten. Sie ist un- streitig der höchste Grad von Ver- feinerung der organischen Materie. Es ist durch alle Beobachtungen er- wiesen, dass der Mensch unter allen Thieren das zarteste, und, im Ver- hältniss zu den Nerven, auch das grösste Gehirn habe. In diesem Or- gane werden (wie in dem Alembik des Ganzen) die feinsten und geistig- sten Theile der durch Nahrung und Respiration uns zugeführten Kräfte gesammlet, sublimirt und zum höchsten Grad veredelt, und von da aus durch die Nerven dem gan- zen Körper in allen seinen Puncten
Entwicklung hat. — Genug, wir können eine Menge Kräfte um uns, ja ſelbſt ſchlafende Keime derſelben in uns haben, die aber, ohne ein angemeſsnes Entwicklungsorgan, ganz für uns verlohren ſind. — Von dieſem Geſichtspunct aus müſſen wir auch die menſchliche Gehirnor- ganiſation betrachten. Sie iſt un- ſtreitig der höchſte Grad von Ver- feinerung der organiſchen Materie. Es iſt durch alle Beobachtungen er- wieſen, daſs der Menſch unter allen Thieren das zarteſte, und, im Ver- hältniſs zu den Nerven, auch das gröſste Gehirn habe. In dieſem Or- gane werden (wie in dem Alembik des Ganzen) die feinſten und geiſtig- ſten Theile der durch Nahrung und Reſpiration uns zugeführten Kräfte geſammlet, ſublimirt und zum höchſten Grad veredelt, und von da aus durch die Nerven dem gan- zen Körper in allen ſeinen Puncten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><list><item><hirendition="#et"><pbfacs="#f0274"n="246"/>
Entwicklung hat. — Genug, wir<lb/>
können eine Menge Kräfte um uns,<lb/>
ja ſelbſt ſchlafende Keime derſelben<lb/>
in uns haben, die aber, ohne ein<lb/>
angemeſsnes Entwicklungsorgan,<lb/>
ganz für uns verlohren ſind. — Von<lb/>
dieſem Geſichtspunct aus müſſen<lb/>
wir auch die menſchliche Gehirnor-<lb/>
ganiſation betrachten. Sie iſt un-<lb/>ſtreitig der höchſte Grad von Ver-<lb/>
feinerung der organiſchen Materie.<lb/>
Es iſt durch alle Beobachtungen er-<lb/>
wieſen, daſs der Menſch unter allen<lb/>
Thieren das zarteſte, und, im Ver-<lb/>
hältniſs zu den Nerven, auch das<lb/>
gröſste Gehirn habe. In dieſem Or-<lb/>
gane werden (wie in dem Alembik<lb/>
des Ganzen) die feinſten und geiſtig-<lb/>ſten Theile der durch Nahrung und<lb/>
Reſpiration uns zugeführten Kräfte<lb/>
geſammlet, ſublimirt und zum<lb/>
höchſten Grad veredelt, und von<lb/>
da aus durch die Nerven dem gan-<lb/>
zen Körper in allen ſeinen Puncten<lb/></hi></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[246/0274]
Entwicklung hat. — Genug, wir
können eine Menge Kräfte um uns,
ja ſelbſt ſchlafende Keime derſelben
in uns haben, die aber, ohne ein
angemeſsnes Entwicklungsorgan,
ganz für uns verlohren ſind. — Von
dieſem Geſichtspunct aus müſſen
wir auch die menſchliche Gehirnor-
ganiſation betrachten. Sie iſt un-
ſtreitig der höchſte Grad von Ver-
feinerung der organiſchen Materie.
Es iſt durch alle Beobachtungen er-
wieſen, daſs der Menſch unter allen
Thieren das zarteſte, und, im Ver-
hältniſs zu den Nerven, auch das
gröſste Gehirn habe. In dieſem Or-
gane werden (wie in dem Alembik
des Ganzen) die feinſten und geiſtig-
ſten Theile der durch Nahrung und
Reſpiration uns zugeführten Kräfte
geſammlet, ſublimirt und zum
höchſten Grad veredelt, und von
da aus durch die Nerven dem gan-
zen Körper in allen ſeinen Puncten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/274>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.