Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

daher sind es nicht die Reichen
und Vornehmen, nicht die, die Gold-
und Wundertincturen einnehmen, wel-
che sehr alt werden; sondern Bauern,
Ackersleute, Matrosen, solche Men-
schen, denen es vielleicht in ihrem gan-
zen Leben nicht eingefallen ist, wie
mans machen müsse, um alt zu werden,
sind die, bey denen man die erstaunlich-
sten Beyspiele antrifft.

XI. Den äussersten schrecklichsten
Grad menschlicher Sterblichkeit treffen
wir in zwey Erfindungen der neuern
Zeit an, unter den Negersclaven in
Westindien, und in den Findelhäusern.
-- Von den Negersclaven stirbt jährlich
der 5te oder 6te, also ungefähr so viel, als
wenn beständig die fürchterlichste Pest
unter ihnen wüthete. Und von 7000
Findelkindern, welche gewöhnlich alle
Jahre in das Findelhaus zu Paris ge-
bracht werden, sind nach Verlauf von
10 Jahren noch 180 übrig, und 6820 sind
gestorben, also von 40 entrinnt nur ei-

daher ſind es nicht die Reichen
und Vornehmen, nicht die, die Gold-
und Wundertincturen einnehmen, wel-
che ſehr alt werden; ſondern Bauern,
Ackersleute, Matroſen, ſolche Men-
ſchen, denen es vielleicht in ihrem gan-
zen Leben nicht eingefallen iſt, wie
mans machen müſſe, um alt zu werden,
ſind die, bey denen man die erſtaunlich-
ſten Beyſpiele antrifft.

XI. Den äuſſerſten ſchrecklichſten
Grad menſchlicher Sterblichkeit treffen
wir in zwey Erfindungen der neuern
Zeit an, unter den Negerſclaven in
Weſtindien, und in den Findelhäuſern.
— Von den Negerſclaven ſtirbt jährlich
der 5te oder 6te, alſo ungefähr ſo viel, als
wenn beſtändig die fürchterlichſte Peſt
unter ihnen wüthete. Und von 7000
Findelkindern, welche gewöhnlich alle
Jahre in das Findelhaus zu Paris gé-
bracht werden, ſind nach Verlauf von
10 Jahren noch 180 übrig, und 6820 ſind
geſtorben, alſo von 40 entrinnt nur ei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0226" n="198"/>
daher &#x017F;ind es nicht die Reichen<lb/>
und Vornehmen, nicht die, die Gold-<lb/>
und Wundertincturen einnehmen, wel-<lb/>
che &#x017F;ehr alt werden; &#x017F;ondern Bauern,<lb/>
Ackersleute, Matro&#x017F;en, &#x017F;olche Men-<lb/>
&#x017F;chen, denen es vielleicht in ihrem gan-<lb/>
zen Leben nicht eingefallen i&#x017F;t, wie<lb/>
mans machen mü&#x017F;&#x017F;e, um alt zu werden,<lb/>
&#x017F;ind die, bey denen man die er&#x017F;taunlich-<lb/>
&#x017F;ten Bey&#x017F;piele antrifft.</p><lb/>
          <p>XI. Den äu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten &#x017F;chrecklich&#x017F;ten<lb/>
Grad men&#x017F;chlicher Sterblichkeit treffen<lb/>
wir in zwey Erfindungen der neuern<lb/>
Zeit an, unter den Neger&#x017F;claven in<lb/>
We&#x017F;tindien, und in den Findelhäu&#x017F;ern.<lb/>
&#x2014; Von den Neger&#x017F;claven &#x017F;tirbt jährlich<lb/>
der 5te oder 6te, al&#x017F;o ungefähr &#x017F;o viel, als<lb/>
wenn be&#x017F;tändig die fürchterlich&#x017F;te Pe&#x017F;t<lb/>
unter ihnen wüthete. Und von 7000<lb/>
Findelkindern, welche gewöhnlich alle<lb/>
Jahre in das Findelhaus zu <hi rendition="#i">Paris</hi> gé-<lb/>
bracht werden, &#x017F;ind nach Verlauf von<lb/>
10 Jahren noch 180 übrig, und 6820 &#x017F;ind<lb/>
ge&#x017F;torben, al&#x017F;o von 40 entrinnt nur ei-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0226] daher ſind es nicht die Reichen und Vornehmen, nicht die, die Gold- und Wundertincturen einnehmen, wel- che ſehr alt werden; ſondern Bauern, Ackersleute, Matroſen, ſolche Men- ſchen, denen es vielleicht in ihrem gan- zen Leben nicht eingefallen iſt, wie mans machen müſſe, um alt zu werden, ſind die, bey denen man die erſtaunlich- ſten Beyſpiele antrifft. XI. Den äuſſerſten ſchrecklichſten Grad menſchlicher Sterblichkeit treffen wir in zwey Erfindungen der neuern Zeit an, unter den Negerſclaven in Weſtindien, und in den Findelhäuſern. — Von den Negerſclaven ſtirbt jährlich der 5te oder 6te, alſo ungefähr ſo viel, als wenn beſtändig die fürchterlichſte Peſt unter ihnen wüthete. Und von 7000 Findelkindern, welche gewöhnlich alle Jahre in das Findelhaus zu Paris gé- bracht werden, ſind nach Verlauf von 10 Jahren noch 180 übrig, und 6820 ſind geſtorben, alſo von 40 entrinnt nur ei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/226
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/226>, abgerufen am 08.05.2024.