Ihm kommt Th. Parre am nächsten, ebenfalls ein Engländer aus Shropshire. Er war ein armer Bauersmann, und musste sich mit seiner täglichen Arbeit ernähren. Als er 120 Jahre alt war, ver- heyrathete er sich wieder mit einer Wittwe, mit der er noch 12 Jahre lebte, und so, dass sie versicherte, ihm nie sein Alter angemerkt zu haben. Bis in sein 130stes Jahr verrichtete er noch alle Ar- beit im Hause, und pflegte sogar noch zu dreschen. Einige Jahr vor seinem Tode erst fingen die Augen und das Ge- dächtniss an schwach zu werden, das Gehör und sein Verstand aber blieben bis zu Ende gut. In seinem 152sten Jahre hörete man von ihm in London, der Kö- nig wurde sehr begierig diese Seltenheit zu sehen, und er musste sich auf den Weg machen. Und diess brachte ihn höchstwahrscheinlich um sein Leben, das er ausserdem noch länger würde fort- gesezt haben. Er wurde nehmlich da so königlich tractirt, und auf einmal in ein so ganz entgegengeseztes Leben versezt,
Ihm kommt Th. Parre am nächſten, ebenfalls ein Engländer aus Shropſhire. Er war ein armer Bauersmann, und muſste ſich mit ſeiner täglichen Arbeit ernähren. Als er 120 Jahre alt war, ver- heyrathete er ſich wieder mit einer Wittwe, mit der er noch 12 Jahre lebte, und ſo, daſs ſie verſicherte, ihm nie ſein Alter angemerkt zu haben. Bis in ſein 130ſtes Jahr verrichtete er noch alle Ar- beit im Hauſe, und pflegte ſogar noch zu dreſchen. Einige Jahr vor ſeinem Tode erſt fingen die Augen und das Ge- dächtniſs an ſchwach zu werden, das Gehör und ſein Verſtand aber blieben bis zu Ende gut. In ſeinem 152ſten Jahre hörete man von ihm in London, der Kö- nig wurde ſehr begierig dieſe Seltenheit zu ſehen, und er muſste ſich auf den Weg machen. Und dieſs brachte ihn höchſtwahrſcheinlich um ſein Leben, das er auſſerdem noch länger würde fort- geſezt haben. Er wurde nehmlich da ſo königlich tractirt, und auf einmal in ein ſo ganz entgegengeſeztes Leben verſezt,
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Ihm kommt Th. Parre am nächſten,
ebenfalls ein Engländer aus Shropſhire.
Er war ein armer Bauersmann, und
muſste ſich mit ſeiner täglichen Arbeit
ernähren. Als er 120 Jahre alt war, ver-
heyrathete er ſich wieder mit einer
Wittwe, mit der er noch 12 Jahre lebte,
und ſo, daſs ſie verſicherte, ihm nie ſein
Alter angemerkt zu haben. Bis in ſein
130ſtes Jahr verrichtete er noch alle Ar-
beit im Hauſe, und pflegte ſogar noch
zu dreſchen. Einige Jahr vor ſeinem
Tode erſt fingen die Augen und das Ge-
dächtniſs an ſchwach zu werden, das
Gehör und ſein Verſtand aber blieben bis
zu Ende gut. In ſeinem 152ſten Jahre
hörete man von ihm in London, der Kö-
nig wurde ſehr begierig dieſe Seltenheit
zu ſehen, und er muſste ſich auf den
Weg machen. Und dieſs brachte ihn
höchſtwahrſcheinlich um ſein Leben,
das er auſſerdem noch länger würde fort-
geſezt haben. Er wurde nehmlich da ſo
königlich tractirt, und auf einmal in ein
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/194>, abgerufen am 23.11.2024.
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