Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Arzneykunst ins Gedränge brachte.
Nach obigen Begriffen ist diese Frage
leicht zu lösen. In gewissem Verstande
haben beyde Partheyen Recht. Aller-
dings hat jedes Geschlecht von Geschö-
pfen, ja jedes einzelne Individuum eben
so gewiss sein bestimmtes Lebensziel,
als es seine bestimmte Grösse und seine
eigenthümliche Masse von Lebenskraft,
Stärke der Organe und Consumtions-
oder Regenerationsweise hat; denn die
Dauer des Lebens ist nur eine Folge die-
ser Consumtion, die keinen Augenblick
länger währen kann, als Kräfte und Or-
gane zureichen. Auch sehen wir, dass
deswegen jede Klasse von Wesen ihre be-
stimmte Lebensdauer hat, der sich die
einzelnen Individuen mehr oder weniger
nähern. -- Aber diese Consumtion
kann beschleunigt oder retardirt wer-
den, es können günstige oder ungünsti-
ge, zerstörende oder erhaltende Um-
stände Einfluss haben, und daraus folgt
denn, dass, troz jener natürlichen Be-

Arzneykunſt ins Gedränge brachte.
Nach obigen Begriffen iſt dieſe Frage
leicht zu löſen. In gewiſſem Verſtande
haben beyde Partheyen Recht. Aller-
dings hat jedes Geſchlecht von Geſchö-
pfen, ja jedes einzelne Individuum eben
ſo gewiſs ſein beſtimmtes Lebensziel,
als es ſeine beſtimmte Gröſse und ſeine
eigenthümliche Maſſe von Lebenskraft,
Stärke der Organe und Conſumtions-
oder Regenerationsweiſe hat; denn die
Dauer des Lebens iſt nur eine Folge die-
ſer Conſumtion, die keinen Augenblick
länger währen kann, als Kräfte und Or-
gane zureichen. Auch ſehen wir, daſs
deswegen jede Klaſſe von Weſen ihre be-
ſtimmte Lebensdauer hat, der ſich die
einzelnen Individuen mehr oder weniger
nähern. — Aber dieſe Conſumtion
kann beſchleunigt oder retardirt wer-
den, es können günſtige oder ungünſti-
ge, zerſtörende oder erhaltende Um-
ſtände Einfluſs haben, und daraus folgt
denn, daſs, troz jener natürlichen Be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0106" n="78"/>
Arzneykun&#x017F;t ins Gedränge brachte.<lb/>
Nach obigen Begriffen i&#x017F;t die&#x017F;e Frage<lb/>
leicht zu lö&#x017F;en. In gewi&#x017F;&#x017F;em Ver&#x017F;tande<lb/>
haben beyde Partheyen Recht. Aller-<lb/>
dings hat jedes Ge&#x017F;chlecht von Ge&#x017F;chö-<lb/>
pfen, ja jedes einzelne Individuum eben<lb/>
&#x017F;o gewi&#x017F;s &#x017F;ein be&#x017F;timmtes Lebensziel,<lb/>
als es &#x017F;eine be&#x017F;timmte Grö&#x017F;se und &#x017F;eine<lb/>
eigenthümliche Ma&#x017F;&#x017F;e von Lebenskraft,<lb/>
Stärke der Organe und Con&#x017F;umtions-<lb/>
oder Regenerationswei&#x017F;e hat; denn die<lb/>
Dauer des Lebens i&#x017F;t nur eine Folge die-<lb/>
&#x017F;er Con&#x017F;umtion, die keinen Augenblick<lb/>
länger währen kann, als Kräfte und Or-<lb/>
gane zureichen. Auch &#x017F;ehen wir, da&#x017F;s<lb/>
deswegen jede Kla&#x017F;&#x017F;e von We&#x017F;en ihre be-<lb/>
&#x017F;timmte Lebensdauer hat, der &#x017F;ich die<lb/>
einzelnen Individuen mehr oder weniger<lb/>
nähern. &#x2014; Aber die&#x017F;e Con&#x017F;umtion<lb/>
kann be&#x017F;chleunigt oder retardirt wer-<lb/>
den, es können gün&#x017F;tige oder ungün&#x017F;ti-<lb/>
ge, zer&#x017F;törende oder erhaltende Um-<lb/>
&#x017F;tände Einflu&#x017F;s haben, und daraus folgt<lb/>
denn, da&#x017F;s, troz jener natürlichen Be-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0106] Arzneykunſt ins Gedränge brachte. Nach obigen Begriffen iſt dieſe Frage leicht zu löſen. In gewiſſem Verſtande haben beyde Partheyen Recht. Aller- dings hat jedes Geſchlecht von Geſchö- pfen, ja jedes einzelne Individuum eben ſo gewiſs ſein beſtimmtes Lebensziel, als es ſeine beſtimmte Gröſse und ſeine eigenthümliche Maſſe von Lebenskraft, Stärke der Organe und Conſumtions- oder Regenerationsweiſe hat; denn die Dauer des Lebens iſt nur eine Folge die- ſer Conſumtion, die keinen Augenblick länger währen kann, als Kräfte und Or- gane zureichen. Auch ſehen wir, daſs deswegen jede Klaſſe von Weſen ihre be- ſtimmte Lebensdauer hat, der ſich die einzelnen Individuen mehr oder weniger nähern. — Aber dieſe Conſumtion kann beſchleunigt oder retardirt wer- den, es können günſtige oder ungünſti- ge, zerſtörende oder erhaltende Um- ſtände Einfluſs haben, und daraus folgt denn, daſs, troz jener natürlichen Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/106
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/106>, abgerufen am 20.05.2024.