Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.CI. Hiermit aber will ich die gelinden E- 1. Wo soll ich hin vor Angst und Plage/ Die Welt macht mir das Leben schwer! Deßwegen wünsch ich alle Tage: Ach wenn ich schon gestorben wär'! 2. Wenn wir den Schluß zur Heyrath fassen/ So werden wir auf allen Gassen Verliebt und freundlich angeseh'n: So bald wir aber was erwehlen Und dieß und jenes Hauß verfehlen/ So ists um alle Gunst gescheh'n. CII. Unrein sind die Verse/ wenn des 1. GOtt hat sehr viel guts gethan Uns armen Menschen lobesan. 2. Der Sonntag ist sehr heilig/ Er muß es auch seyn freylich. 3. Daß du ein grober Esel bist Das sag ich dir zu dieser Frist. CIII. Unrein sind die Verse/ wenn der Mein lieber Herr Magister/ Wie heist er? und wer ist er? Was säufft er und was frist er? CIV. Unrein sind die Verse/ wenn des Rei-
CI. Hiermit aber will ich die gelinden E- 1. Wo ſoll ich hin vor Angſt und Plage/ Die Welt macht mir das Leben ſchwer! Deßwegen wuͤnſch ich alle Tage: Ach wenn ich ſchon geſtorben waͤr’! 2. Wenn wir den Schluß zur Heyrath faſſen/ So werden wir auf allen Gaſſen Verliebt und freundlich angeſeh’n: So bald wir aber was erwehlen Und dieß und jenes Hauß verfehlen/ So iſts um alle Gunſt geſcheh’n. CII. Unrein ſind die Verſe/ wenn des 1. GOtt hat ſehr viel guts gethan Uns armen Menſchen lobeſan. 2. Der Sonntag iſt ſehr heilig/ Er muß es auch ſeyn freylich. 3. Daß du ein grober Eſel biſt Das ſag ich dir zu dieſer Friſt. CIII. Unrein ſind die Verſe/ wenn der Mein lieber Herr Magiſter/ Wie heiſt er? und wer iſt er? Was ſaͤufft er und was friſt er? CIV. Unrein ſind die Verſe/ wenn des Rei-
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CI. Hiermit aber will ich die gelinden E-
liſiones, und die ungezwungenen Apoſtro-
phos nicht getadelt haben/ welche man in
renommirten Poeten findet/ und alſo bil-
lich nachmacht. z. e.
1. Wo ſoll ich hin vor Angſt und Plage/
Die Welt macht mir das Leben ſchwer!
Deßwegen wuͤnſch ich alle Tage:
Ach wenn ich ſchon geſtorben waͤr’!
2. Wenn wir den Schluß zur Heyrath faſſen/
So werden wir auf allen Gaſſen
Verliebt und freundlich angeſeh’n:
So bald wir aber was erwehlen
Und dieß und jenes Hauß verfehlen/
So iſts um alle Gunſt geſcheh’n.
CII. Unrein ſind die Verſe/ wenn des
Reimes wegen/ ungeſchickte Woͤrter/ oder
wohl gantze abgeſchmackte Zeilen hinein
geſetzet werden. z. e.
1. GOtt hat ſehr viel guts gethan
Uns armen Menſchen lobeſan.
2. Der Sonntag iſt ſehr heilig/
Er muß es auch ſeyn freylich.
3. Daß du ein grober Eſel biſt
Das ſag ich dir zu dieſer Friſt.
CIII. Unrein ſind die Verſe/ wenn der
weibliche Reim aus zwey unterſchiedenen
Woͤrtern gezwungner Weiſe zuſammen
geſetzet wird. z. e.
Mein lieber Herr Magiſter/
Wie heiſt er? und wer iſt er?
Was ſaͤufft er und was friſt er?
CIV. Unrein ſind die Verſe/ wenn des
Rei-
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Zitationshilfe: | Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/44>, abgerufen am 16.02.2025. |