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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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einfaches Geldgeschäft dar: Taxis lässt gegen ein bestimmtes
Aversum Pferde und Reitboten laufen und sichert den
nötigen Pferdewechsel durch Verträge mit den Wirten der
schon lange herkömmlichen Rastorte.

Das ist die primitiv rohe technische Grundlage für
eine sehr komplizierte Maschinerie, wie die heutige Post ist.
Fast in allen Monographien über die Geschichte der Post
wird ein bestimmtes Datum für die Einführung der kom-
plizierteren Post angegeben, oder wenigstens der Versuch,
ein solches bezw. das Datum für die Einführung des Mono-
pols
(Regals) festzustellen, unternommen. Der Versuch
kann aus zwei Gründen nie glücken: Die Post nämlich als
ein intensiver Gewerbebetrieb, die Periodizität und die Zu-
gänglichkeit für jedermann, sowie das Regal erwuchs erst
allmählich heraus; sowohl ihr Rayon (Route), als die Art
ihres Betriebs und ihrer Beförderungsobjekte war anfangs
so beschränkt, dass diese kleinen Ansätze und Keime ihrem
Wesen nach etwas ganz anderes als eine Post in
dem Sinne waren, wie sie bei der Erforschung ihres Ur-
sprungs aufgefasst wird.

Auch die neuzeitliche (Staats-)Post erstand, wenn sie
gleich aus einem autokraten Willen hervorging, nicht gleich-
sam über Nacht; auch diese Post erwuchs -- es wirft dies
u. a. auch auf die Geschichte der "Ordinari-Post" und des
Monopols ein bedeutsames Licht -- nur streckenweise
und allmählich
aus dem Verkehrsbedürfnis und der
steigenden Zentralisation des Staates heraus und
benötigte dazu -- die Umwandlung in den Grossbetrieb
konnte erst erfolgen, als sich eine grössere und regelmässigere
Nachfrage einstellte, -- einen Prozess, der in allen Staaten
eine Zeitspanne von Jahrhunderten erforderte.

Demnach konnte diese komplizierte Einrichtung auch
nicht über Nacht "erfunden" werden. --

Eine kulturgeschichtlich interessante Merkwürdigkeit

Huber. 5

einfaches Geldgeschäft dar: Taxis lässt gegen ein bestimmtes
Aversum Pferde und Reitboten laufen und sichert den
nötigen Pferdewechsel durch Verträge mit den Wirten der
schon lange herkömmlichen Rastorte.

Das ist die primitiv rohe technische Grundlage für
eine sehr komplizierte Maschinerie, wie die heutige Post ist.
Fast in allen Monographien über die Geschichte der Post
wird ein bestimmtes Datum für die Einführung der kom-
plizierteren Post angegeben, oder wenigstens der Versuch,
ein solches bezw. das Datum für die Einführung des Mono-
pols
(Regals) festzustellen, unternommen. Der Versuch
kann aus zwei Gründen nie glücken: Die Post nämlich als
ein intensiver Gewerbebetrieb, die Periodizität und die Zu-
gänglichkeit für jedermann, sowie das Regal erwuchs erst
allmählich heraus; sowohl ihr Rayon (Route), als die Art
ihres Betriebs und ihrer Beförderungsobjekte war anfangs
so beschränkt, dass diese kleinen Ansätze und Keime ihrem
Wesen nach etwas ganz anderes als eine Post in
dem Sinne waren, wie sie bei der Erforschung ihres Ur-
sprungs aufgefasst wird.

Auch die neuzeitliche (Staats-)Post erstand, wenn sie
gleich aus einem autokraten Willen hervorging, nicht gleich-
sam über Nacht; auch diese Post erwuchs — es wirft dies
u. a. auch auf die Geschichte der »Ordinari-Post« und des
Monopols ein bedeutsames Licht — nur streckenweise
und allmählich
aus dem Verkehrsbedürfnis und der
steigenden Zentralisation des Staates heraus und
benötigte dazu — die Umwandlung in den Grossbetrieb
konnte erst erfolgen, als sich eine grössere und regelmässigere
Nachfrage einstellte, — einen Prozess, der in allen Staaten
eine Zeitspanne von Jahrhunderten erforderte.

Demnach konnte diese komplizierte Einrichtung auch
nicht über Nacht »erfunden« werden. —

Eine kulturgeschichtlich interessante Merkwürdigkeit

Huber. 5
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[65/0081] einfaches Geldgeschäft dar: Taxis lässt gegen ein bestimmtes Aversum Pferde und Reitboten laufen und sichert den nötigen Pferdewechsel durch Verträge mit den Wirten der schon lange herkömmlichen Rastorte. Das ist die primitiv rohe technische Grundlage für eine sehr komplizierte Maschinerie, wie die heutige Post ist. Fast in allen Monographien über die Geschichte der Post wird ein bestimmtes Datum für die Einführung der kom- plizierteren Post angegeben, oder wenigstens der Versuch, ein solches bezw. das Datum für die Einführung des Mono- pols (Regals) festzustellen, unternommen. Der Versuch kann aus zwei Gründen nie glücken: Die Post nämlich als ein intensiver Gewerbebetrieb, die Periodizität und die Zu- gänglichkeit für jedermann, sowie das Regal erwuchs erst allmählich heraus; sowohl ihr Rayon (Route), als die Art ihres Betriebs und ihrer Beförderungsobjekte war anfangs so beschränkt, dass diese kleinen Ansätze und Keime ihrem Wesen nach etwas ganz anderes als eine Post in dem Sinne waren, wie sie bei der Erforschung ihres Ur- sprungs aufgefasst wird. Auch die neuzeitliche (Staats-)Post erstand, wenn sie gleich aus einem autokraten Willen hervorging, nicht gleich- sam über Nacht; auch diese Post erwuchs — es wirft dies u. a. auch auf die Geschichte der »Ordinari-Post« und des Monopols ein bedeutsames Licht — nur streckenweise und allmählich aus dem Verkehrsbedürfnis und der steigenden Zentralisation des Staates heraus und benötigte dazu — die Umwandlung in den Grossbetrieb konnte erst erfolgen, als sich eine grössere und regelmässigere Nachfrage einstellte, — einen Prozess, der in allen Staaten eine Zeitspanne von Jahrhunderten erforderte. Demnach konnte diese komplizierte Einrichtung auch nicht über Nacht »erfunden« werden. — Eine kulturgeschichtlich interessante Merkwürdigkeit Huber. 5

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/81>, abgerufen am 22.11.2024.