von den Türken erobert und) "allerley begegnen und ent- stehen mag, das in der Instruktion nicht begriffen und viel- leicht deshalben weiter Bescheids von nöthen seyen, sollen zwischen Nürmberg und Wien, mitler Zeit des Tags Post an gelegene Orten gelegt werden, darauff sie zu jeder Zeit eylends und förderlich zu wissen thun" etc. (Abschied des Reichstags zu Nürnberg von 1522 bei Lünig, Reichs- archiv c. S. 434)."
Das besagt nichts anderes als: Karl V. teilt (wie später beim Reichstag von 1542), als einen Teil seiner Mobil- machungs-Anordnungen, die Strecke zwischen dem Kriegs- schauplatz und dem Sitz der Reichsregierung in Relais- stationen ein, um einen gleichsam telegraphischen Rapport herzustellen und zu sichern. Das ist ein Eildienst für ein vorübergehendes Alarmbedürfnis, der mit der regelmässigen Post gar nichts gemein hat. Wohl aber kann man aus dieser Einrichtung entnehmen, dass in jener Zeit der Ge- danke der vorsorglichen Organisation des Pferdewechsels aufkam, für welche das Wort "poste" nichts anderes be- sagt als Station, Rast- oder Relaisstation, Umspannungsort, die "mutatio" ("mitler Zeit des Tags") oder die Mittags- Station und die "mansio" oder die Nacht-Herberge des Cursus publicus (s. unten Anlage V).
Einen Schritt weiter war Frankreich gegangen: schon 1464 war dort ein ständiger Relaisdienst eingeführt worden. 1480 waren hiefür schon 230 Reitboten ange- stellt; die für sie bereit gehaltenen Pferde durften von jenem Jahre an auch Privatpersonen gegen 6 Sous pro Station für jedes Pferd benützen. War mit dieser Erlaub- nis etwa eine "Post" eröffnet worden? Gewiss nicht; wohl sprechen die damaligen Einführungs-Verordnungen von einer "Poste"; aber der damalige Sinn dieses Wortes deckt sich mit dem in den Reichsabschieden von 1522 und 1544 gebrauchten, aber durchaus nicht mit unserem heutigen Be-
von den Türken erobert und) »allerley begegnen und ent- stehen mag, das in der Instruktion nicht begriffen und viel- leicht deshalben weiter Bescheids von nöthen seyen, sollen zwischen Nürmberg und Wien, mitler Zeit des Tags Post an gelegene Orten gelegt werden, darauff sie zu jeder Zeit eylends und förderlich zu wissen thun« etc. (Abschied des Reichstags zu Nürnberg von 1522 bei Lünig, Reichs- archiv c. S. 434).«
Das besagt nichts anderes als: Karl V. teilt (wie später beim Reichstag von 1542), als einen Teil seiner Mobil- machungs-Anordnungen, die Strecke zwischen dem Kriegs- schauplatz und dem Sitz der Reichsregierung in Relais- stationen ein, um einen gleichsam telegraphischen Rapport herzustellen und zu sichern. Das ist ein Eildienst für ein vorübergehendes Alarmbedürfnis, der mit der regelmässigen Post gar nichts gemein hat. Wohl aber kann man aus dieser Einrichtung entnehmen, dass in jener Zeit der Ge- danke der vorsorglichen Organisation des Pferdewechsels aufkam, für welche das Wort »poste« nichts anderes be- sagt als Station, Rast- oder Relaisstation, Umspannungsort, die »mutatio« (»mitler Zeit des Tags«) oder die Mittags- Station und die »mansio« oder die Nacht-Herberge des Cursus publicus (s. unten Anlage V).
Einen Schritt weiter war Frankreich gegangen: schon 1464 war dort ein ständiger Relaisdienst eingeführt worden. 1480 waren hiefür schon 230 Reitboten ange- stellt; die für sie bereit gehaltenen Pferde durften von jenem Jahre an auch Privatpersonen gegen 6 Sous pro Station für jedes Pferd benützen. War mit dieser Erlaub- nis etwa eine »Post« eröffnet worden? Gewiss nicht; wohl sprechen die damaligen Einführungs-Verordnungen von einer »Poste«; aber der damalige Sinn dieses Wortes deckt sich mit dem in den Reichsabschieden von 1522 und 1544 gebrauchten, aber durchaus nicht mit unserem heutigen Be-
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von den Türken erobert und) »allerley begegnen und ent-
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zwischen Nürmberg und Wien, mitler Zeit des Tags
Post an gelegene Orten gelegt werden, darauff sie zu jeder
Zeit eylends und förderlich zu wissen thun« etc. (Abschied
des Reichstags zu Nürnberg von 1522 bei Lünig, Reichs-
archiv c. S. 434).«
Das besagt nichts anderes als: Karl V. teilt (wie später
beim Reichstag von 1542), als einen Teil seiner Mobil-
machungs-Anordnungen, die Strecke zwischen dem Kriegs-
schauplatz und dem Sitz der Reichsregierung in Relais-
stationen ein, um einen gleichsam telegraphischen Rapport
herzustellen und zu sichern. Das ist ein Eildienst für ein
vorübergehendes Alarmbedürfnis, der mit der regelmässigen
Post gar nichts gemein hat. Wohl aber kann man aus
dieser Einrichtung entnehmen, dass in jener Zeit der Ge-
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aufkam, für welche das Wort »poste« nichts anderes be-
sagt als Station, Rast- oder Relaisstation, Umspannungsort,
die »mutatio« (»mitler Zeit des Tags«) oder die Mittags-
Station und die »mansio« oder die Nacht-Herberge des
Cursus publicus (s. unten Anlage V).
Einen Schritt weiter war Frankreich gegangen: schon
1464 war dort ein ständiger Relaisdienst eingeführt
worden. 1480 waren hiefür schon 230 Reitboten ange-
stellt; die für sie bereit gehaltenen Pferde durften von
jenem Jahre an auch Privatpersonen gegen 6 Sous pro
Station für jedes Pferd benützen. War mit dieser Erlaub-
nis etwa eine »Post« eröffnet worden? Gewiss nicht; wohl
sprechen die damaligen Einführungs-Verordnungen von
einer »Poste«; aber der damalige Sinn dieses Wortes deckt
sich mit dem in den Reichsabschieden von 1522 und 1544
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/76>, abgerufen am 30.07.2024.
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