Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite

Fussgehenden Botten: fürnembster Führer u. s. w., wenn und
zu welcher Zeit sie Wochentlich alhero nacher Augspurg
kommen
"). Aus den Reisebeschreibungen jener Zeit (s.
darüber auch Anl. V) erfahren wir z. B. von dem Chorherrn
Dr. Sigm. Thunger, der 1551 nach Venedig (und dem heiligen
Lande) reist, dass sich ihm in Landsberg, der ersten Station
nach Augsburg, ein Bote aus Augsburg, Lienhart Saurgrein
angeschlossen habe. Johann v. Hirnheim kommt im Dez. 1569
vom hl. Land zurück und schickt von Venedig aus seinen
Kaplan mit einem "Augspurgischen Potten" nach Deutsch-
land voraus, um seine glückliche Widerkehr zu melden.
Der Pilger Ernst v. Bueseck schliesst sich auf seiner 1587
angetretenen Pilgerfahrt von Augsburg an einem veneti-
anischen Boten, Jonas Duringer, an; in Bersa trifft er den
Postboten aus Augsburg, Hans Lutz, der auch bis Mestre
mitreitet; einen andern Boten, Namens Michel, hatten
Räuber in der Nähe von Bassano kurz vorher ausgeplün-
dert; in Mestre trifft Bueseck einen dritten, Namens Ba-
stian Offinger (s. "Deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen
Lande" von Röhricht und Meisner 1880, S. 454, 455 etc.).

Im Jahre 1555 erlässt der Augsburger Magistrat, 1573
der Rat in Breslau (auf Anregung der Kaufmannschaft),
1570 -- also nur einige Jahre vor dem Auftreten He-
nots -- der Nürnberger Magistrat eine ("Wiener") Boten-
ordnung; Nürnberg -- wo die Boten erst 1570 ver-
stadtlicht wurden -- hatte damals ganz ebenso, wie Taxis,
seine besonderen Boten ausser nach Wien auch nach Brüssel
(Antorf), Hamburg und Lyon. Im Jahre 1580 wird in
Hamburg eine Botenordnung erlassen: "durch de Olderlude
des gemeinen Kopmans mit bewilligung eines erbaren
Rades."

Die erst allmählich aufkommende Taxis'sche Post findet
als Hauptkonkurrenten namentlich die Botenanstalten von
Augsburg, Nürnberg, Frankfurt und Köln vor; gegen sie

Fussgehenden Botten: fürnembster Führer u. s. w., wenn und
zu welcher Zeit sie Wochentlich alhero nacher Augspurg
kommen
«). Aus den Reisebeschreibungen jener Zeit (s.
darüber auch Anl. V) erfahren wir z. B. von dem Chorherrn
Dr. Sigm. Thunger, der 1551 nach Venedig (und dem heiligen
Lande) reist, dass sich ihm in Landsberg, der ersten Station
nach Augsburg, ein Bote aus Augsburg, Lienhart Saurgrein
angeschlossen habe. Johann v. Hirnheim kommt im Dez. 1569
vom hl. Land zurück und schickt von Venedig aus seinen
Kaplan mit einem »Augspurgischen Potten« nach Deutsch-
land voraus, um seine glückliche Widerkehr zu melden.
Der Pilger Ernst v. Bueseck schliesst sich auf seiner 1587
angetretenen Pilgerfahrt von Augsburg an einem veneti-
anischen Boten, Jonas Duringer, an; in Bersa trifft er den
Postboten aus Augsburg, Hans Lutz, der auch bis Mestre
mitreitet; einen andern Boten, Namens Michel, hatten
Räuber in der Nähe von Bassano kurz vorher ausgeplün-
dert; in Mestre trifft Bueseck einen dritten, Namens Ba-
stian Offinger (s. »Deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen
Lande« von Röhricht und Meisner 1880, S. 454, 455 etc.).

Im Jahre 1555 erlässt der Augsburger Magistrat, 1573
der Rat in Breslau (auf Anregung der Kaufmannschaft),
1570 — also nur einige Jahre vor dem Auftreten He-
nots — der Nürnberger Magistrat eine (»Wiener«) Boten-
ordnung; Nürnberg — wo die Boten erst 1570 ver-
stadtlicht wurden — hatte damals ganz ebenso, wie Taxis,
seine besonderen Boten ausser nach Wien auch nach Brüssel
(Antorf), Hamburg und Lyon. Im Jahre 1580 wird in
Hamburg eine Botenordnung erlassen: »durch de Olderlude
des gemeinen Kopmans mit bewilligung eines erbaren
Rades.»

Die erst allmählich aufkommende Taxis’sche Post findet
als Hauptkonkurrenten namentlich die Botenanstalten von
Augsburg, Nürnberg, Frankfurt und Köln vor; gegen sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#i"><pb facs="#f0074" n="58"/>
Fussgehenden Botten: fürnembster Führer u. s. w., wenn und<lb/>
zu welcher Zeit sie <hi rendition="#g">Wochentlich</hi> alhero nacher Augspurg<lb/>
kommen</hi>«). Aus den <hi rendition="#g">Reisebeschreibungen</hi> jener Zeit (s.<lb/>
darüber auch Anl. V) erfahren wir z. B. von dem Chorherrn<lb/>
Dr. Sigm. Thunger, der 1551 nach Venedig (und dem heiligen<lb/>
Lande) reist, dass sich ihm in Landsberg, der ersten Station<lb/>
nach Augsburg, ein Bote aus Augsburg, Lienhart Saurgrein<lb/>
angeschlossen habe. Johann v. Hirnheim kommt im Dez. 1569<lb/>
vom hl. Land zurück und schickt von Venedig aus seinen<lb/>
Kaplan mit einem »Augspurgischen Potten« nach Deutsch-<lb/>
land voraus, um seine glückliche Widerkehr zu melden.<lb/>
Der Pilger Ernst v. Bueseck schliesst sich auf seiner 1587<lb/>
angetretenen Pilgerfahrt von Augsburg an einem veneti-<lb/>
anischen Boten, Jonas Duringer, an; in Bersa trifft er den<lb/>
Postboten aus Augsburg, Hans Lutz, der auch bis Mestre<lb/>
mitreitet; einen andern Boten, Namens Michel, hatten<lb/>
Räuber in der Nähe von Bassano kurz vorher ausgeplün-<lb/>
dert; in Mestre trifft Bueseck einen dritten, Namens Ba-<lb/>
stian Offinger (s. »Deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen<lb/>
Lande« von Röhricht und Meisner 1880, S. 454, 455 etc.).</p><lb/>
          <p>Im Jahre 1555 erlässt der Augsburger Magistrat, 1573<lb/>
der Rat in Breslau (auf Anregung der Kaufmannschaft),<lb/>
1570 &#x2014; also nur einige Jahre vor dem Auftreten He-<lb/>
nots &#x2014; der Nürnberger Magistrat eine (»Wiener«) Boten-<lb/>
ordnung; Nürnberg &#x2014; wo die Boten erst 1570 ver-<lb/>
stadtlicht wurden &#x2014; hatte damals ganz ebenso, wie Taxis,<lb/>
seine besonderen Boten ausser nach Wien auch nach Brüssel<lb/>
(Antorf), Hamburg und Lyon. Im Jahre 1580 wird in<lb/>
Hamburg eine Botenordnung erlassen: <hi rendition="#i">»durch de Olderlude<lb/>
des gemeinen Kopmans <hi rendition="#g">mit bewilligung</hi> eines erbaren<lb/>
Rades.»</hi></p><lb/>
          <p>Die erst allmählich aufkommende Taxis&#x2019;sche Post findet<lb/>
als Hauptkonkurrenten namentlich die Botenanstalten von<lb/>
Augsburg, Nürnberg, Frankfurt und Köln vor; gegen sie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0074] Fussgehenden Botten: fürnembster Führer u. s. w., wenn und zu welcher Zeit sie Wochentlich alhero nacher Augspurg kommen«). Aus den Reisebeschreibungen jener Zeit (s. darüber auch Anl. V) erfahren wir z. B. von dem Chorherrn Dr. Sigm. Thunger, der 1551 nach Venedig (und dem heiligen Lande) reist, dass sich ihm in Landsberg, der ersten Station nach Augsburg, ein Bote aus Augsburg, Lienhart Saurgrein angeschlossen habe. Johann v. Hirnheim kommt im Dez. 1569 vom hl. Land zurück und schickt von Venedig aus seinen Kaplan mit einem »Augspurgischen Potten« nach Deutsch- land voraus, um seine glückliche Widerkehr zu melden. Der Pilger Ernst v. Bueseck schliesst sich auf seiner 1587 angetretenen Pilgerfahrt von Augsburg an einem veneti- anischen Boten, Jonas Duringer, an; in Bersa trifft er den Postboten aus Augsburg, Hans Lutz, der auch bis Mestre mitreitet; einen andern Boten, Namens Michel, hatten Räuber in der Nähe von Bassano kurz vorher ausgeplün- dert; in Mestre trifft Bueseck einen dritten, Namens Ba- stian Offinger (s. »Deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen Lande« von Röhricht und Meisner 1880, S. 454, 455 etc.). Im Jahre 1555 erlässt der Augsburger Magistrat, 1573 der Rat in Breslau (auf Anregung der Kaufmannschaft), 1570 — also nur einige Jahre vor dem Auftreten He- nots — der Nürnberger Magistrat eine (»Wiener«) Boten- ordnung; Nürnberg — wo die Boten erst 1570 ver- stadtlicht wurden — hatte damals ganz ebenso, wie Taxis, seine besonderen Boten ausser nach Wien auch nach Brüssel (Antorf), Hamburg und Lyon. Im Jahre 1580 wird in Hamburg eine Botenordnung erlassen: »durch de Olderlude des gemeinen Kopmans mit bewilligung eines erbaren Rades.» Die erst allmählich aufkommende Taxis’sche Post findet als Hauptkonkurrenten namentlich die Botenanstalten von Augsburg, Nürnberg, Frankfurt und Köln vor; gegen sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/74
Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/74>, abgerufen am 05.05.2024.