Kap. IV. Regelmässigkeit des Betriebs: Entwickelungs- Keime.
1) in den Botenanstalten der mittelalterlichen Korporationen.
Wie wir oben gezeigt haben, ist die jeweilige Einrich- tung der Post ein Gradmesser und Spiegelbild der politi- schen Einigung, der Stärke und räumlichen Ausdehnung des Handelsverkehrs, ferner der Krystallisation der Interes- sen und Bedürfnisse der Glieder eines Staates. Eine solche für die Posteinrichtung erforderliche einheitliche Zusammen- fassung fand sich erst mit dem Aufkommen der sog. Geldwirtschaft, im Mittelalter zuerst in den italienischen Städterepubliken. Fast ein volles Jahrtausend hatte es be- durft, um die gleichen militärischen, wirtschaftlichen und strassenbautechnischen Voraussetzungen, wie sie in der rö- mischen Kaiserzeit vorhanden gewesen waren, wieder her- zustellen (s. unten Anlage III, 2).
Im gleichen Schritte, wie sich allmählich diese ver- schiedenen Voraussetzungen einfinden, bilden sich auch die Anfänge der neuzeitlichen Post. Wie der römische Or- donnanzdienst, stellen auch sie sich dar als der Ausfluss der aufkommenden Souveränität und der Erweiterung der Reichs- grenze (für das deutsche Reich unter Maximilian I. und Karl V.), andererseits der nach den Kreuzzügen zunehmen-
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Kap. IV. Regelmässigkeit des Betriebs: Entwickelungs- Keime.
1) in den Botenanstalten der mittelalterlichen Korporationen.
Wie wir oben gezeigt haben, ist die jeweilige Einrich- tung der Post ein Gradmesser und Spiegelbild der politi- schen Einigung, der Stärke und räumlichen Ausdehnung des Handelsverkehrs, ferner der Krystallisation der Interes- sen und Bedürfnisse der Glieder eines Staates. Eine solche für die Posteinrichtung erforderliche einheitliche Zusammen- fassung fand sich erst mit dem Aufkommen der sog. Geldwirtschaft, im Mittelalter zuerst in den italienischen Städterepubliken. Fast ein volles Jahrtausend hatte es be- durft, um die gleichen militärischen, wirtschaftlichen und strassenbautechnischen Voraussetzungen, wie sie in der rö- mischen Kaiserzeit vorhanden gewesen waren, wieder her- zustellen (s. unten Anlage III, 2).
Im gleichen Schritte, wie sich allmählich diese ver- schiedenen Voraussetzungen einfinden, bilden sich auch die Anfänge der neuzeitlichen Post. Wie der römische Or- donnanzdienst, stellen auch sie sich dar als der Ausfluss der aufkommenden Souveränität und der Erweiterung der Reichs- grenze (für das deutsche Reich unter Maximilian I. und Karl V.), andererseits der nach den Kreuzzügen zunehmen-
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[[51]/0067]
Kap. IV.
Regelmässigkeit des Betriebs: Entwickelungs-
Keime.
1) in den Botenanstalten der mittelalterlichen
Korporationen.
Wie wir oben gezeigt haben, ist die jeweilige Einrich-
tung der Post ein Gradmesser und Spiegelbild der politi-
schen Einigung, der Stärke und räumlichen Ausdehnung
des Handelsverkehrs, ferner der Krystallisation der Interes-
sen und Bedürfnisse der Glieder eines Staates. Eine solche
für die Posteinrichtung erforderliche einheitliche Zusammen-
fassung fand sich erst mit dem Aufkommen der sog.
Geldwirtschaft, im Mittelalter zuerst in den italienischen
Städterepubliken. Fast ein volles Jahrtausend hatte es be-
durft, um die gleichen militärischen, wirtschaftlichen und
strassenbautechnischen Voraussetzungen, wie sie in der rö-
mischen Kaiserzeit vorhanden gewesen waren, wieder her-
zustellen (s. unten Anlage III, 2).
Im gleichen Schritte, wie sich allmählich diese ver-
schiedenen Voraussetzungen einfinden, bilden sich auch die
Anfänge der neuzeitlichen Post. Wie der römische Or-
donnanzdienst, stellen auch sie sich dar als der Ausfluss der
aufkommenden Souveränität und der Erweiterung der Reichs-
grenze (für das deutsche Reich unter Maximilian I. und
Karl V.), andererseits der nach den Kreuzzügen zunehmen-
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/67>, abgerufen am 16.02.2025.
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