Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite

den Mitteln der Kriegsführung und Kriegsbereitschaft,
und ist schon deshalb in der Kette der Glieder für die
friedliche Arbeits-Organisation das zeitlich älteste, daher
sowohl die Ursache der Ausbildung der Geldwirtschaft,
als in ihrer weiteren Vervollkommnung ein Sympton der-
selben, des Grades und der Intensität der Ausbreitung
dieser Kulturstufe.

Bei dem Doppelcharakter nun, den die Post, wie
jedes Kommunikationsmittel: (nämlich den militärisch-poli-
tischen neben dem heutigen gemeinwirtschaftlichen) hat,
kann nur ersterem der erste Anstoss zur Einrichtung des
Verkehrsinstituts angehören. Wie die ersten technischen
Werkzeuge, ist auch diese wirtschaftliche Organisation aus
dem Kriegswesen bezw. dem Felddienst herausgewachsen:
zuerst diente sie als Kriegsinstrument, in der Folge aber
auch der Zivilverwaltung. Grosse Monarchien, wie zuerst das
Perserreich unter Cyrus, dann das Römerreich, das Reich
der Kalifen und Karls V., auch China, bedurften frühzeitig
von ihrer entlegenen Landesgrenze raschester Mitteilung mili-
tärisch wichtiger Nachrichten an die Hauptstadt, bezw. an
das Hoflager. Sie hatten daher einen regelmässigen militäri-
schen Staffettendienst eingerichtet, zunächst als Teil je-
weiliger kriegerischer Expeditionen 1).

So viel zur Zeit des ersten Aufkommens der Post.
Wer sich über das wirtschaftlich gemeinnützige Wesen
dieser Organisation und über den für sie charakteristi-
schen Grossbetrieb klar ist, dem steht auch, noch ehe
er einen Blick in die Quellen geworfen und ehe er sich
über den thatsächlichen Hergang orientiert hat, ihre Ent-
stehungszeit von vornherein klar vor Augen. Man könnte
ebenso gut wie von einer Natural-, Geld- und Kreditwirt-

1) Es ist für das Wesen der Post bedeutsam, dass in dem ersten Be-
richt über deren Ursprung, nämlich in dem Herodots, solcher auf eine krie-
gerische Expedition (des Cyrus gegen die Scythen J. 500) zurückgeführt wird.

den Mitteln der Kriegsführung und Kriegsbereitschaft,
und ist schon deshalb in der Kette der Glieder für die
friedliche Arbeits-Organisation das zeitlich älteste, daher
sowohl die Ursache der Ausbildung der Geldwirtschaft,
als in ihrer weiteren Vervollkommnung ein Sympton der-
selben, des Grades und der Intensität der Ausbreitung
dieser Kulturstufe.

Bei dem Doppelcharakter nun, den die Post, wie
jedes Kommunikationsmittel: (nämlich den militärisch-poli-
tischen neben dem heutigen gemeinwirtschaftlichen) hat,
kann nur ersterem der erste Anstoss zur Einrichtung des
Verkehrsinstituts angehören. Wie die ersten technischen
Werkzeuge, ist auch diese wirtschaftliche Organisation aus
dem Kriegswesen bezw. dem Felddienst herausgewachsen:
zuerst diente sie als Kriegsinstrument, in der Folge aber
auch der Zivilverwaltung. Grosse Monarchien, wie zuerst das
Perserreich unter Cyrus, dann das Römerreich, das Reich
der Kalifen und Karls V., auch China, bedurften frühzeitig
von ihrer entlegenen Landesgrenze raschester Mitteilung mili-
tärisch wichtiger Nachrichten an die Hauptstadt, bezw. an
das Hoflager. Sie hatten daher einen regelmässigen militäri-
schen Staffettendienst eingerichtet, zunächst als Teil je-
weiliger kriegerischer Expeditionen 1).

So viel zur Zeit des ersten Aufkommens der Post.
Wer sich über das wirtschaftlich gemeinnützige Wesen
dieser Organisation und über den für sie charakteristi-
schen Grossbetrieb klar ist, dem steht auch, noch ehe
er einen Blick in die Quellen geworfen und ehe er sich
über den thatsächlichen Hergang orientiert hat, ihre Ent-
stehungszeit von vornherein klar vor Augen. Man könnte
ebenso gut wie von einer Natural-, Geld- und Kreditwirt-

1) Es ist für das Wesen der Post bedeutsam, dass in dem ersten Be-
richt über deren Ursprung, nämlich in dem Herodots, solcher auf eine krie-
gerische Expedition (des Cyrus gegen die Scythen J. 500) zurückgeführt wird.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="18"/>
den Mitteln der Kriegsführung und <hi rendition="#g">Kriegsbereitschaft,</hi><lb/>
und ist schon deshalb in der Kette der Glieder für die<lb/>
friedliche Arbeits-Organisation das zeitlich älteste, daher<lb/>
sowohl die Ursache der Ausbildung der Geldwirtschaft,<lb/>
als in ihrer weiteren Vervollkommnung ein Sympton der-<lb/>
selben, des Grades und der Intensität der Ausbreitung<lb/>
dieser Kulturstufe.</p><lb/>
        <p>Bei dem Doppelcharakter nun, den die Post, wie<lb/>
jedes Kommunikationsmittel: (nämlich den militärisch-poli-<lb/>
tischen neben dem heutigen gemeinwirtschaftlichen) hat,<lb/>
kann nur ersterem der erste Anstoss zur Einrichtung des<lb/>
Verkehrsinstituts angehören. Wie die ersten technischen<lb/>
Werkzeuge, ist auch diese wirtschaftliche Organisation aus<lb/>
dem Kriegswesen bezw. dem Felddienst herausgewachsen:<lb/>
zuerst diente sie als Kriegsinstrument, in der Folge aber<lb/>
auch der Zivilverwaltung. Grosse Monarchien, wie zuerst das<lb/>
Perserreich unter Cyrus, dann das Römerreich, das Reich<lb/>
der Kalifen und Karls V., auch China, bedurften frühzeitig<lb/>
von ihrer entlegenen Landesgrenze raschester Mitteilung mili-<lb/>
tärisch wichtiger Nachrichten an die Hauptstadt, bezw. an<lb/>
das Hoflager. Sie hatten daher einen regelmässigen militäri-<lb/>
schen Staffettendienst eingerichtet, zunächst als Teil je-<lb/>
weiliger kriegerischer Expeditionen <note place="foot" n="1)">Es ist für das Wesen der Post bedeutsam, dass in dem ersten Be-<lb/>
richt über deren Ursprung, nämlich in dem Herodots, solcher auf eine krie-<lb/>
gerische Expedition (des Cyrus gegen die Scythen J. 500) zurückgeführt wird.</note>.</p><lb/>
        <p>So viel zur Zeit des ersten Aufkommens der Post.<lb/>
Wer sich über das wirtschaftlich gemeinnützige Wesen<lb/>
dieser <hi rendition="#g">Organisation</hi> und über den für sie charakteristi-<lb/>
schen <hi rendition="#g">Grossbetrieb</hi> klar ist, dem steht auch, noch ehe<lb/>
er einen Blick in die Quellen geworfen und ehe er sich<lb/>
über den thatsächlichen Hergang orientiert hat, ihre Ent-<lb/>
stehungszeit von vornherein klar vor Augen. Man könnte<lb/>
ebenso gut wie von einer Natural-, Geld- und Kreditwirt-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0034] den Mitteln der Kriegsführung und Kriegsbereitschaft, und ist schon deshalb in der Kette der Glieder für die friedliche Arbeits-Organisation das zeitlich älteste, daher sowohl die Ursache der Ausbildung der Geldwirtschaft, als in ihrer weiteren Vervollkommnung ein Sympton der- selben, des Grades und der Intensität der Ausbreitung dieser Kulturstufe. Bei dem Doppelcharakter nun, den die Post, wie jedes Kommunikationsmittel: (nämlich den militärisch-poli- tischen neben dem heutigen gemeinwirtschaftlichen) hat, kann nur ersterem der erste Anstoss zur Einrichtung des Verkehrsinstituts angehören. Wie die ersten technischen Werkzeuge, ist auch diese wirtschaftliche Organisation aus dem Kriegswesen bezw. dem Felddienst herausgewachsen: zuerst diente sie als Kriegsinstrument, in der Folge aber auch der Zivilverwaltung. Grosse Monarchien, wie zuerst das Perserreich unter Cyrus, dann das Römerreich, das Reich der Kalifen und Karls V., auch China, bedurften frühzeitig von ihrer entlegenen Landesgrenze raschester Mitteilung mili- tärisch wichtiger Nachrichten an die Hauptstadt, bezw. an das Hoflager. Sie hatten daher einen regelmässigen militäri- schen Staffettendienst eingerichtet, zunächst als Teil je- weiliger kriegerischer Expeditionen 1). So viel zur Zeit des ersten Aufkommens der Post. Wer sich über das wirtschaftlich gemeinnützige Wesen dieser Organisation und über den für sie charakteristi- schen Grossbetrieb klar ist, dem steht auch, noch ehe er einen Blick in die Quellen geworfen und ehe er sich über den thatsächlichen Hergang orientiert hat, ihre Ent- stehungszeit von vornherein klar vor Augen. Man könnte ebenso gut wie von einer Natural-, Geld- und Kreditwirt- 1) Es ist für das Wesen der Post bedeutsam, dass in dem ersten Be- richt über deren Ursprung, nämlich in dem Herodots, solcher auf eine krie- gerische Expedition (des Cyrus gegen die Scythen J. 500) zurückgeführt wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/34
Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/34>, abgerufen am 26.04.2024.