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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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vollzogen. Beide sollen "erfunden", durch eine glückliche In-
spiration der Menschheit geschenkt worden sein: wenn dies gleich
bei der Verkehrs-Organisation nicht richtig ist, so war doch
die Wirkung dieses Produkts einem Göttergeschenk ähnlich; es er-
folgte ein einheitlicher Zusammenschluss des politischen, geistigen
und des Erwerbslebens, welchen man bei Beginn der Neuzeit
als eine unerreichbare Utopie angesehen hätte, und im Zusammen-
hang damit eine machtvolle, zielbewusste Zentralisierung der
schöpferischen Kräfte und der Verkehrs-Hebel zuerst auf dem
Gebiete des Transports, dann der Cirkulation, aber auch der
staatlichen Verwaltung, des Unterrichts-, Armen- und Militär-
wesens, welche viel leistungsfähiger war, als die frühere Zer-
splitterung der Kräfte in tausend Arme und Aeste. Die Wand-
lung drückt sich in den Schlagworten aus: "egoistischer und
engherziger Abschluss" auf der einen. "Anschluss und gegen-
seitige Ergänzung nach weitschauenden Gesichtspunkten" auf
der andern Seite. Der eine Geist tritt in der Furcht vor Strassen
zu tage, wie sie z. B. die elsässischen Stände 1584 gegenüber
den Strassen-Projekten des Pfalzgrafen von Lützelstein äusserten,
in dem Bedenken, "es möchte das Reich durch diese Strassen-
anlagen fremden Nationen geöffnet werden". Die moderne Zeit
repräsentiert sich in dem Wettlauf nach Eisenbahnen, in den kolos-
salen Opfern, welche für die Aufhebung der räumlichen und
zeitlichen Schranken gebracht werden, in dem vielmaschigen
Netz von Welthandelswegen, Dampferlinien und überseeischen
Kabeln, in der Erweiterung des Welthandelsgebiets vermittelst
der um die Erde gezogenen eisernen Schienenwege. Die Fern-
wirkung stellt sich drastisch dar in der immer noch zunehmen-
den Steigerung der Aus- und Einfuhr, in der Internationalität
der Arbeitsteilung, des Kredits, der produzierenden Bevölkerung.

Erweiterung des Erwerbsgebiets und des Ideenkreises, des
wirtschaftlichen und politischen Gesichtsfeldes, das sind die beiden
Grundlagen der modernen Kultur. Für den einzelnen ist der
intensive Verkehr, der ständige Zusammenhang mit der gemein-
samen geistigen und materiellen Interessensphäre so notwendig
wie Licht und Luft. Ebenso ist für die heutige Gesellschaft
die Offenhaltung dieses kontinuierlichen Rapports eine Lebens-

vollzogen. Beide sollen »erfunden«, durch eine glückliche In-
spiration der Menschheit geschenkt worden sein: wenn dies gleich
bei der Verkehrs-Organisation nicht richtig ist, so war doch
die Wirkung dieses Produkts einem Göttergeschenk ähnlich; es er-
folgte ein einheitlicher Zusammenschluss des politischen, geistigen
und des Erwerbslebens, welchen man bei Beginn der Neuzeit
als eine unerreichbare Utopie angesehen hätte, und im Zusammen-
hang damit eine machtvolle, zielbewusste Zentralisierung der
schöpferischen Kräfte und der Verkehrs-Hebel zuerst auf dem
Gebiete des Transports, dann der Cirkulation, aber auch der
staatlichen Verwaltung, des Unterrichts-, Armen- und Militär-
wesens, welche viel leistungsfähiger war, als die frühere Zer-
splitterung der Kräfte in tausend Arme und Aeste. Die Wand-
lung drückt sich in den Schlagworten aus: »egoistischer und
engherziger Abschluss« auf der einen. »Anschluss und gegen-
seitige Ergänzung nach weitschauenden Gesichtspunkten« auf
der andern Seite. Der eine Geist tritt in der Furcht vor Strassen
zu tage, wie sie z. B. die elsässischen Stände 1584 gegenüber
den Strassen-Projekten des Pfalzgrafen von Lützelstein äusserten,
in dem Bedenken, »es möchte das Reich durch diese Strassen-
anlagen fremden Nationen geöffnet werden«. Die moderne Zeit
repräsentiert sich in dem Wettlauf nach Eisenbahnen, in den kolos-
salen Opfern, welche für die Aufhebung der räumlichen und
zeitlichen Schranken gebracht werden, in dem vielmaschigen
Netz von Welthandelswegen, Dampferlinien und überseeischen
Kabeln, in der Erweiterung des Welthandelsgebiets vermittelst
der um die Erde gezogenen eisernen Schienenwege. Die Fern-
wirkung stellt sich drastisch dar in der immer noch zunehmen-
den Steigerung der Aus- und Einfuhr, in der Internationalität
der Arbeitsteilung, des Kredits, der produzierenden Bevölkerung.

Erweiterung des Erwerbsgebiets und des Ideenkreises, des
wirtschaftlichen und politischen Gesichtsfeldes, das sind die beiden
Grundlagen der modernen Kultur. Für den einzelnen ist der
intensive Verkehr, der ständige Zusammenhang mit der gemein-
samen geistigen und materiellen Interessensphäre so notwendig
wie Licht und Luft. Ebenso ist für die heutige Gesellschaft
die Offenhaltung dieses kontinuierlichen Rapports eine Lebens-

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[228/0244] vollzogen. Beide sollen »erfunden«, durch eine glückliche In- spiration der Menschheit geschenkt worden sein: wenn dies gleich bei der Verkehrs-Organisation nicht richtig ist, so war doch die Wirkung dieses Produkts einem Göttergeschenk ähnlich; es er- folgte ein einheitlicher Zusammenschluss des politischen, geistigen und des Erwerbslebens, welchen man bei Beginn der Neuzeit als eine unerreichbare Utopie angesehen hätte, und im Zusammen- hang damit eine machtvolle, zielbewusste Zentralisierung der schöpferischen Kräfte und der Verkehrs-Hebel zuerst auf dem Gebiete des Transports, dann der Cirkulation, aber auch der staatlichen Verwaltung, des Unterrichts-, Armen- und Militär- wesens, welche viel leistungsfähiger war, als die frühere Zer- splitterung der Kräfte in tausend Arme und Aeste. Die Wand- lung drückt sich in den Schlagworten aus: »egoistischer und engherziger Abschluss« auf der einen. »Anschluss und gegen- seitige Ergänzung nach weitschauenden Gesichtspunkten« auf der andern Seite. Der eine Geist tritt in der Furcht vor Strassen zu tage, wie sie z. B. die elsässischen Stände 1584 gegenüber den Strassen-Projekten des Pfalzgrafen von Lützelstein äusserten, in dem Bedenken, »es möchte das Reich durch diese Strassen- anlagen fremden Nationen geöffnet werden«. Die moderne Zeit repräsentiert sich in dem Wettlauf nach Eisenbahnen, in den kolos- salen Opfern, welche für die Aufhebung der räumlichen und zeitlichen Schranken gebracht werden, in dem vielmaschigen Netz von Welthandelswegen, Dampferlinien und überseeischen Kabeln, in der Erweiterung des Welthandelsgebiets vermittelst der um die Erde gezogenen eisernen Schienenwege. Die Fern- wirkung stellt sich drastisch dar in der immer noch zunehmen- den Steigerung der Aus- und Einfuhr, in der Internationalität der Arbeitsteilung, des Kredits, der produzierenden Bevölkerung. Erweiterung des Erwerbsgebiets und des Ideenkreises, des wirtschaftlichen und politischen Gesichtsfeldes, das sind die beiden Grundlagen der modernen Kultur. Für den einzelnen ist der intensive Verkehr, der ständige Zusammenhang mit der gemein- samen geistigen und materiellen Interessensphäre so notwendig wie Licht und Luft. Ebenso ist für die heutige Gesellschaft die Offenhaltung dieses kontinuierlichen Rapports eine Lebens-

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/244>, abgerufen am 23.11.2024.